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Neu komm 289 Neukonnn
war, anfangs kalt aufnahm, dann aber
bald wie einen Sohn lieben lernte und
ihn gründlich in die Tonkunst einweihte.
Daselbst blieb er bis 4804. I n diesem
Jahre verfügte er sich nach St. Peters»
bürg, wo er kurz nach seiner Ankunft am
kais. deutschen Hoftheater als Capellmei«
ster und Operndirector angestellt wurde.
Eine schwere Krankheit jedoch nöthigte
ihn wieder, diese Stelle aufzugeben. Den«
noch blieb er in Petersburg. Indessen war
sein musikalischer Ruf schon so gestiegen,
daß ihn im Jahre 4807 die Akademie
der Musik zu Stockholm und im nächsten
Jahre die philharmonische Gesellschaft
zu Petersburg unter ihre Mitglieder
aufnahmen. Im Jahre 1809 ging er nach
Paris, wo er im vertrauten Umgänge
mit Gret ry , Cherubin i und Cuvier
lebte und sich ganz seiner Kunst widmete.
Aber nicht nur mit diesen berühmten
Männern kam er in Berührung, sondern
auch mit andern hochgestellten Personen.
Namentlich wurde er durch die Fürstin
von Lothr ingeN'Vaudemont dem
Fürsten Tal leyrand empfohlen, der
ihn auch bald ganz zu sich nahm und
ihn fortan als seinen Hausfreund behan-
delte. Selbst als Tal leyrand im
Jahre 1814 zum Kongresse nach Wien
ging, mußte Neu komm ihn begleiten.
Hier erntete er besonders durch sein
Vocal-Requiem, das bei der zum Ge>
dächtniß Ludwig XVI. veranstalteten
Leichenfeier im Stephansdome vor allen
anwesenden Machten aufgeführt wurde,
neue Lorbeern, so daß sich Lud»
wig XVII I . bewogen fand, ihm das
Ritterkreuz der Ehrenlegion und den
Adelsstand zu verleihen. Nach beendig,
tem Congrefse ging er wieder mit Tal«
leyrand nach Paris zurück. Im Jahre
1816 nahm ihn der Herzog vonLurem-
bürg, der als außerordentlicher Gesand« ter nach Rio deIaneiro in Brasilien ging,
als Begleiter mit. Daselbst wurde Neu«
komm dem König Johann von Por.
tugal und Brasilien vorgestellt und von
ihm mit ansehnlicher Besoldung in seine
Dienste aufgenommen. Als aber im
Jahre 1821 eine Revolution ausbrach,
verließ Neukomm, freiwillig auf seinen
Gehalt Verzicht leistend, Rio de Janeiro
wieder und kam im October desselben
Jahres in Paris an, wo er dann wieder
bei seinem ^üheren Gönner Taller),
rand lebte. Sein Aufenthalt iif der
Seinestadt dauerte nicht lange, indem er
bald mehrere Reisen unternahm. Erstens
durchreiste er im Jahre 1826 Italien in
allen Richtungen' im Jahre 1827 Hol-
land und Belgien, und im Jahre 1829
England und Schottland. Im Jahre
l830 ging er mit Tal leyrand aber«
mals nach England, wo er durch meh«
rere Jahre verweilte, abgerechnet einige
Ausflüge, die er inzwischen nach dem
Continente unternahm, so z. B. im
Jahre 1832 nach Berlin, wo er zweimal
sein Oratorium: „Das Gesetz deS alten
Bundes" u. a. m. zur Aufführung
brachte, dann nach Leipzig und Dresden.
Im Jahre 1833 und 1834 bereiste er
abermals Italien. Den Winter von
1834 und 1833 brachte er im südlichen
Frankreich zu. Von Toulon machte er
einen Abstecher nach Algier und Bona,
dem ehemaligen Bischofsche des h. Augu«
stin, und kehrte dann über Paris wieder
nach London zurück. Im Jahre 1836
wollte er Nordamerika besuchen, ein Fie«
ber hielt ihn aber zurück. Er mußte von
Liverpool, wo er sich einschiffen wollte,
wieder nach Manchester zurückkehren, wo
ihn die Krankheit längere Zeit zurückhielt.
Nachdem er genesen, trat er eine Reise
nach Süddeutfchland an, und kehrte
über Frankfurt. Darmstadt, Heidelberg,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon