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Poeten in Oesterreich". Das Aufsehen,
welches dieses Büchlein (1837) unter
den Literaten Oesterreichs machte, war
kein geringes; um so eifriger forschte
man nach dem Autor. Seid l ih hatte
darob unangenehmeAnfechtungen. Oester<
reichs Repräsentant in Leipzig wollte auf
Ordre auS Wien den kranken, aber paß
losen Mann aus Sachsen ausgewiesen
haben; um so sorgfältiger bewahrte er
das Geheimniß des Mitarbeiters, der
in seiner Heimat allen Chicanen aus-
gesetzt blieb. N. unternahm nun um
jene Zeit eine Reise nach Leipzig,
wo ihn der Verlagsduchhändler, H. F.
Har tmann, für mannigfache Arbeiten
enqagirte. Im Jahre 4837 verließ er
aber ganz die Vaterstadt und daS Vater«
haus und zog nach Wien. Bauerle
und Saphi r beschäftigten sofort den
jungen Mann; Kur anda wurde sein
Zimmercompagnon, Wilhelm Schle»
singer, Adolph Berg er, 3. A.
Frankl u. m. A. wurden seine Genos-
sen. Eine entscheidende Wendung in der
literarifchen Richtung N.'s datirt von
dem Eintritte in die Antiquarbuchhand»
lung des Franz Gr affer Md. V,
S< 296^, derselbe beschäftigte den jungen
Mann bei der Herausgabe der „Oester«
reichischen National-Encyklopadie", und
obwohl es nur Kompilationen waren,
die nach Vorlagen und Angaben aus«
gearbeitet wurden. so gaben sie doch
Anlaß zu historischen, biographischen und
politischen Studien, und zugleich genaue
Kenntniß über die Handhabung und
Handhaber der Censur, welche bei diesem
Werke mit Roth., Blau und Schwarz,
stift. durch Striche ohne Sinn und Zu.
satze, nach Willkür und Belieben schalteten
und walteten. Da diese Beschäftigung
jedoch weder den vom Hause nicht unter«
stützten und aller Mittel entblößten N. ernähren, noch sein Streben befriedigen
konnte, wurde nebenbei für ausländische
Journale correspondirt; die „Zeitung,
für die elegante Welt" jn seipzig, deren
Redacteur Heinrich Laube war, der
„Phönix" in Frankfurt, redig, von Dul«
ler. das „Morgenblatt" in Stuttgart,
der „Gesellschafter", red. von Gubitz in
Berlin, druckten diese Beiträge aus Wien.
I n Mundt 'S „Freihafen" (Hamburg)
erschien gleichsam eine Ergänzung zu
Seid l ih ' „Poeten" unter dem Pseudo«
nym Stephan Thurm, welche neuer«
dings das Auge der Polizei auf diesen
Schriftsteller lenkte. Politische Referate
in der „Leipziger Allgemeinen Zeitung"
veranlaßten eine Hausdurchsuchung bei
ihm, Confiscation aller vorgefundenen
Manufcripte, ein Inquisitorium und
schließlich durch den damaligen humanen
Polizeicommiffär Fiebrich. der in
wohlwollendster und nachsichligster Weise
seinem Auftrage nachkam, oder vielmehr
nicht nachkam, daS oonsiliuiQ Hbeunäi.
Der Polizei.PrasidentGrafSedlnihky
hatte bereits den Befehl zur Haftnahme
N.'S erlassen, welcher sich indeß zu Fuß
über die ungarische Grenze nach Preßburg
begab und dort für kurze Zeit Rast machte.
Einige Artikel in der daselbst erscheinenden
„Pannonia" erregten die Aufmerksamkeit
des Publicums und der Herausgeber
Schaiba wollte sofort diesen Mitarbei»
ter engagiren, jedoch N. reiste nach
Pesth, wo ihn Dr. Saphi r 4839 bei
dem „Tagblatte" (Heckenast's Verlag)
anstellte. Der nur auf kurze Zeit beab«
sichtigte Aufenthalt in Ungarn wurde zu
vieljähriger Dauer, nachdem N. den Ruf
erhielt und annahm, die Redaction der
politischen „Preßburger Zeitung" und
der damit verbundenen belletristischen
„Pannonia" zu führen. Nach wenigen
Monaten hatten diese Journale, sonst
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon