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bildung unablässig zu sorgen. So arbei«
tete denn N. an den Werken mit, welche
in Klieber's Atelier zu jener Zeit aus»
geführt wurden, so an den Basreliefs
für den Tempel (im Volksmund? als
„Huszarentempel" bekannt), den Fürst
Liechtenstein in der Brühl auf dem
Aninger-Kogel dem Andenken einiger
gefallener Krieger errichten ließ, an
den Steinfiguren für das k. k. poly.
technische Institutsgebaude und an den
Ausschmückungen mehrerer anderer Ge»
bäude. So ist denn auch der Dop»
peladler über Danninger's Bronce»
fabrik auf der Wieden N.'s Werk. Wie
sehr sich aber auch N. technisch vervoll,
kommnete, so fühlte er doch die Mangel
seiner geistigen' Ausbildung. Er hatte
ja bisher nur Lesen und Schreiben in der
Dorfschule erlernt, und wenn überhaupt
Einem, dem Künstler konnte dieß am
wenigsten genügen. Er besuchte also
fleißig die akademische Bibliothek und
setzte mit rastlosem Fleiße und mit fast
überraschendem Verständniffe seine geistige
Selbstbildung fort. Der Einfluß dieser
Studien zeigte sich auch bald in seinen
mit sinnigem Bewußtsein ausgebuchten
Kompositionen, wovon die von ihm zu
jener Zeit in Gyps ausgeführte Gruppe:
„Ner Aun5tgcnin5 übergibt die rMtische AunZt
dem <<3rmn5 GriechenlandZ" ein sprechendes
Zeugniß gibt. — Eine andere, nicht zur
Ausführung gelangte Skizze stellt den
König von Neapel vor, wie er zur Zeit
der Carbonari.Unruhen sich unter dem
Schirm des Schildes von Oesterreichs
Genius begibt, der mit seinem Schwerte
die Zwietracht und den Neid darnieder«
halt. Bis zum Jahre 1819 arbeitete N.
bei Director Klieb er. im genannten
Jahre bewarb er sich um den großen
kaiserlichen Preis und gewann ihn mit
der Gruppe: „GthrqadlZ non Sparta". Zum Verständnisse sei bemerkt, daß die mit
den Argivern um ein Stück der Landes-
grenze kämpfenden Lacedemonier mit-
einander übereinkamen, von beiden Hee-
ren 30l) Streiter auszulesen und jene
Partei als Sieger anzuerkennen, von
welcher der letztübrigbleibende das
Schlachtfeld behauptet. Alle Gefährten
des Othryades sind gefallen und auch
er liegt schwer verwundet. Von den
Argivern aber sind zwei unversehrt ge«
blieben. Diese will Othryades durch List
besiegen. Er läßt sie in dem Wahne,
daß er todt sei, und triumphirend ver«
lassen beide das Schlachtfeld. Nun aber
rafft sich Othryades auf, errichtet aus
den Waffen eine Siegestrophäe und
schreibt mit seinem eigenen Blute auf
den Schild die Worte: „Ich habe ge>
siegt". Um dieselbe Zeit bewarb sich N.
auch um den Rei ch li n'schen Preis, bei
dem die Bedingung gemacht ist. daß daS
Kunstwerk sich durch größtmöglichen
Seelenausdruck auszeichne. Die Wahl
des Gegenstandes bleibt dem Künstler
überlassen. N. wählte die Mythe von
„Prakris nnü <5ephalng", während Cepha«
lus mit dem Wurfspieß, um zu jagen,
die Wälder durcbstreift. verbirgt sich
seine Geliebte Prokris aus Eifersucht
gegen Diana hinter einen Busch, um
hinter demselben den Geliebten zu betau-
schen< Cephalus glaubt hinter dem
Busche ein Wild verborgen und wirft
den tödtlichen Wurfspieß. Als er seinen
Irrthum gewahr wird, stürzt er auf die
Leiche in stummer Verzweiflung über die
begangene That. 3t. gewann auch diesen
Preis. Der k. k. Regierungsrath EU«
maurer, damals beständiger Secretär
der Akademie, glaubte ein so hervor«
ragendes Talent, wie das N.'s, der
Allerh. Aufmerksamkeit empfehlen zu
muffen und die Folge davon war, daß
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon