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Offenbach Gffenbach
Aufenthalt und wurde so bald eine ge>
kannte, ja populäre Persönlichkeit der
Residenz. Was aber noch mehr ist,
Offenbach gewann mit seinen Operet-
ten. zu denen sich das Publicum drängte,
deren Gesangspiöcen die Motive für
Walzer, Quadrillen, Polka's und Märsche
wurden, die in jedem Orgelkasten durch
eine oder mehrere Walzen vertreten
waren, eine culturhistorische Bedeutung
für Wien, eine« reformirende für die
Wiener Poffe. Freilich laufen die Ur-
theile über den Componisten und seine
Schöpfungen, je nach dem Standpuncto
der Beurtheiler, in geradezu diametraler
Richtung auseinander. Eines aber ist ge-
wiß, die Musik an und für sich hat durch
Offen bach's Singspiele nicht gewon»
nen< Der Wiener Volksmuse wurde ein
neues, wir stehen nicht an, es ausdrück»
lich auszusprechen, fremdartiges Element
eingekeilt, das zuletzt unsere Poffendichter,
wenigstens die tüchtigen, die, wie z. B.
Berg, als Vertreter des echten Volks-
stückeS gelten, zur Umkehr aufforderte,
ein Gewinn, der wieder reel genug ist, um
sich über Geschmacks» und Kunstrichtung
der Offenbach'schen Operetten hinweg«
zusetzen, wenn beide im Augenblicke noch
lange nicht überwundene Standpuncte
sind. Der Umstand aber, daß Offen-
bach's Operetten bereits auf allen deut»
schen Bühnen sich eingebürgert, ja, daß
sie, alles andere verdrängend, das Re-
pertoir förmlich beherrschen, hat es ver«
anlaßt, daß ein geistreiches Bonmot
Offenbach den „Ewigen Juden der
Musik" nennt.
Waldhei m'S Illustrirte Blätter (Wien, gr. 4°.)
l863, Nr. ?, S. 5 l : „Der Komponist des
Orpheus". — Europa. Zeitschrift für die
gebildete Welt. Redigirt von Gust. Kühne
(Leipzig, schm. 4«.) Jahrg. 1863. Nr. 31. —
Debatte (Wiener polit. Blatt. gr. Fol)
1867, Nr. vom 8. December, im Feuilleton. — Erinnerungen (Prager Unterhaltungs«
blatt). 88. Bd. (1864), S. 83. — I l l u -
strirte Zeitung (Leipzig. I . I . Weber,
kl. Fol.) 38. Bd. (l862). S. 33, — Neues
Universal<Lerikon der Tonkunst. Ange-
fangen von Dr. Julius Schladebach, fort.
gesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden
1857. Rob. Schäfer, gr. 8".) Anhang. S.276.
— Presse (Wiener polit. Blatt) 1864,
Nr. 37: „Die Rheinnixen von I . Offenbach",
von Ed. Han Stick; — dieselbe. 1866,
Nr. l2li: „Ein Abenteuer Offenbach's". —
Gartenlaube (Leipzig, Ernst Keil, gr. 40.)
1868, Nr. 1. S 16: „Aus Offenbach's Fami'
lienleben". — Neue freie Presse (Wiener
polit, Blatt) 1868. Nr. 1430: „Eine Tages'
ordnung I Offendach's". — Das Vater»
land (Wiener politisches Parteiblait) 1864,
Nr. 306: „Tonkunst und Tonkünstler in Wien.
I I . Jacques Offrnbach und die Rheinnixen".
— Porträte. 3Iußl>r den Holzschnitt Bildnissen
inWaldhei m's „Illustrirten Blattern" 186S,
Nr. 7 (Kniestück) und in der Leipziger „Illu<
strirten Zeitung", 38. Bd, (1662), S. 33. ist
noch eine Caricatur Offenbach's von Gaul
bekannt, welche den Compositeur zeigt in
wahrhaft bemitleidenswerther Magerkeit, in
der Rechten schwingt er eine Lyra, die Linke
scheint den Tact zu schlagen. Im Knopfloche
des Salonfracks steckt das Wahrzeichen des
galanten Franzosen, eine Nose, aus dem stie»
geliden „Schösset" lugt der Zipfel eineS Lor»
beerkranzes. Haare, Backenbart. Lorgnette,
wie man sie nur bei genialen Menschen sin»
det. Der Caricaturist hat dem Compomsten
Flügel angelegt, doch nicht jene der Jupiter«
stiege?
Zur Kunstlerischen Würdigung Wssenbach's.
„Unter den verschiedenen Bestandtheilen,
welche die musikalische Atmosphäre Wiens
zusammensetzen" — schreibt die „Süddeutsche
Zeitung" 1864. Nr. 76, in einem „Der Offen»
bach-Schwindel in Wien" überschriebenen
Feuilleton>Artikel — „nehmen seit einigen
Jahren Offenbach's Operetten eine hervor»
ragende Stelle ein. Bist du Familienvater,
so trällern sie dir deine unmündigen Töchter
vor; wohnst du als einschichtiger Junggeselle
in Aftermiethc. so wird sie dir von deiner
clavierspielenoen Wandnachbarin in die Ohren
getrommelt; ziehst du dich als Weltverächter
auf den einsamsten Hof zurück, Bedauerns-
werther, es vergeht kein halber Tag und
Offen bach wird dir, sauberlich auf eine
Drehorgel abgezogen, in's Haus gebracht.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon