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Paar
meister. Im Jahre 164l wurde er in Strei-
tigkeiten mit dem Hause Taxis verwickelt,
indem P. als Obersthof'Postmeister in Re<
gentzburg und anderen Städten, wo gerade
die kaiserliche Hofstatt gehalten wurde, die
Besorgung der gesammten Correspondenz des
kaiserlichen Gefolges, der Minister und frem-
den Gesandten in Anspruch nahm; Tar is
dagegen als Reichs'General'Postmeister dieß
als eim>n Eingriff in seine Rechte betrachtete.
Das chm-fürstliche Collegium sprach sich nun
in einem Gutachten ääa. l2. Juni 1N4l zu
Gunsten des Taxis'schcn Privilegiums und
besonders deßhalb aus, weil das Paar'sche
Privilegium vom 4. September 1624 nur aus
der österreichischen, nicht aus der Reichskanzlei
hervorgegangen sei. Graf Paar wurde nun
im Jahre 1636 von dieser Klage entbunden
und bat darauf um Ertheilung eines Lehen»
briefes aus der Reichskanzlei, der ihm auch
unterm 9. November 4636 ausgefertigt wurde
und in welchem er zur Beseitigung aller
ferneren Verdrießlichkeiten als kaiserlicher
Obersthof-Postmeister erklärt und ihm alle
von Taxis bestrittenen Recht? bestätigt wur-
den Der Sieg des gräflich Paar'schen
Hauses schien damit entschieden. Aber nach
dem Ableben des Kaisers Ferdinand I I I .
wendete sich Taxis neuerdings an das
churfürstlicbe Collegium, welches, bei seiner
alten Ansicht verharrend, in Kaiser 3eo>
pold's I. Wcchlcapitulation, dem Taxis
schon Postrechte zum Besten, den Artikel 35
einrückte. Da dadurch der Streit zwischen
den Häusern Paar und Taxis kein Ende
nahm. suchte Kaiser Leopold ihn durch
einen Vergleich zu schlichten. Dieser, datirt
vom 12. Februar t6Ll. bestimmte, daß die
Einsammlung und Spedirung der Briefe des
Kaisers und der zu seinem Hofstaate gchöri
gen Personen während der persönlichen An>
Wesenheit des Kaisers auf Reichs- und Wahl
tagen durch Paar , die Bestellung der
übrigen Briefe, ingleichen die Fertigung der
Korrespondenzen. Post- und Stundenzettel
durch Taxis besorgt werden sollen. Das
Porto der uon beiden Theilen zu besorgenden
Briefe sollte zwischen ihnen getheilt, die Post
zu Passau, als zum Reiche gehörig, vor
Paar an Taxis abgetreten werden. Gra
Kar l aber starb, »he er diesen Vergleich
unterzeichnet hatte. Der Graf war mi!
Franziölw polunna von 5chwanberg vermalt.
Diese war eine Tochter Johann Wil<
Helm's von Schwanderg. des letzten sei»
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nes alten und mächtigen Geschlechtes, und
der Johanna Trczka von Lipa, der
Schwester des zu Eger im Jahre 1634 er,
mordeten Adam Erd man Trczka. In
ihrem Namen machte nun die Graf P a ar'sche
Familie Anspruch nicht nur an die confiscirten
Güter des Hauses Schwan berg. sondern
auch an das in Folge alter Erbverbrüderun,
gen und des von Peter Wok von Rosen-
berg am Freitag nach St. Georgen 1619
errichteten Testaments an das von Schw an»
berg verfallene Eigenthum des großen Ro«
senberg'schen Hauses. Ueber diese Rechts-
ansprüche gibt folgende Schrift Aufschlüsse:
„Kurzer Extract und la.oU Lpeeisä derjenigen
von der hoch» und wohlg. Frauen Fr an«
ziska Bolexina, venvittibten Gräfin uon
Paar, geborenen Freyin von Schwane«
berg, auf die gesammte No se nb erg'sche
Fideicomiß-Güther formirenoen Prätension
u. s. w. Verfasset von Felix Nod u. Pro<
secz e und gedruckt zu Wien im Jahre 1697,
Fol." Von seinen Kindern waren die beiden
Söhne Kar l Joseph s^. d. Nr. 7^ j und
Joseph Ignaz Ritter des goldenen Vließes.
Joseph Ignaz war des Kaisers Io sep h l .
Oberstküchenmeister, nachmals Oberstjäger-
meister. und der Kaiserin Wi lhelm ine
Amalie Obersthofmeister. Im Jahre 1?3t
erhielt er das goldene Vließ und im Jahre
1733 starb er, weltberühmt als Netter ohne
Gleichen. — 6. Kar l Fürst Paar (geb.
6. Jänner 1806), der älteste Sohn des Maria
Theresten'Ordensritters Fürsten Kar l >>. o.
S. 1ü0) ans dessen Ehe mit. Mar ia Aloi«
sia Guidobaldinc Gräsin Cavriani.
Der Fürst ist seit 1830 Kämmerer, seit 1861
geheimer Nath und erbliches Mitglied des
Herrenhauses, seit 1862 Ritter des goldenen
Vließes. Er führt den Titel eines Oberst«
Hof« und General-Erbland'Postmeijlers, jedoch
soll die Postrente von 80.000 fl., welche die
Familie seit 1722 nach Abgabe der Verwal«
tung der Posten an die Hofkammer erhielt,
gegen baare 300.000 fl. an die Hofkammer
verkauft worden sein. Die vier Söhne des
Fürsten, Kar l , Nudolph, Eduard und
Alo iö, dienen sämmtlich in der kaiserlichen
Armee, und des Fürsten Kar l Bruder Graf
Alfred (geb. 30. December 1806) ist k. k.
Kämmerer und geheimer Rath. seit 12. Mai
18»3 Feldmarschall<Lieutenant, war bis 1866
Oberlieutenant der 1. Arciörengarde und seit
1837 zweiter Inhaber des 4. UHIanen-Regi.
ments Kaiser Franz Joseph. ^Porträt. Unter«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon