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Vater. Seine Mutter heirathete später
wieder und brachte ihren achtjährigen
Sohn in dem damals zu Wien bestehen«
den Iohannesspitale unter. Dort erhielt
Joseph seinen Unterricht, war einer
der besten Schüler und trat nach been
deten Humanitätsclaffen in den Orden
der frommen Schulen, wo er seine wei»
teren Studien beendete und sich für das
Lehrfach ausbildete. Nachdem er fünf
Jahre Cleriker gewesen, erhielt er ein
öffentliches Lehramt an der Normal'
schule, zuerst auf der Wieden. dann in
der Iosephstadr. Ein Jahr spater trat
er aus dem Orden, blieb aber beim
Lehrfache und erhielt zuerst eine Lehrer-
stelle in der Zollerifchen Stiftung und
ein Jahr später, 4789, an der k< k.
Normal.Haupischule bei St. Anna. Dort
begann er seine pädagogische Wirksam,
keit, welche seinem Namen in der Ge-
schichte des Unterrichts im Kaiserstaate
eine Stelle sichert. Durch eigenen, pra5
tisch ertheilten Unterricht und durch theo>
retische, auf eine vollkommenere Aus-
bildung der Lehrer abzielende Schriften
wirkte er über vier Decennien in der
ersprießlichsten Weise. I m Jahre 1802
wurde ihm der Unterricht in der Päda«
gogik für die geistlichen und weltlichen
Präparanden aufgetragen und versah er
denselben, die während dieser Zeit ge»
machten Erfahrungen benutzend, mit
Eifer und Umsicht bis zum Jahre 4826.
I n der Zwischenzeit, 1823, wurde er in
Anerkennung seiner Verdienstlichkeit zum
Director der Wiener Normal.Hauptschule
ernannt und ihm im Jahre 1827 der
Titel eines kais. Rathes zugleich mit
einer Personalzulage jährlicher 300 fl.
verliehen. Ferner nahm er Kinder
wohlhabender Bürgereltern in sein HauS
m Kost und Wohnung, ihre Erziehung
und Ausbildung selbst überwachend,
v. Wurzbach, biogr. Leiiton. XXI. ^Gedr auch unterstützte er aus eigenen Mitteln
ärmere Schüler, empfahl ausgezeichnete
Lehrer zu Hofmeisterstellen, kurz, wirkte
in dieser humanistischen Richtung un>
ermüdlich und einsichtsvoll bis an sein
im Alter von 68 Jahren erfolgtes
Lebensende. P. war als Fachmann auch
schriftstellerisch thätig, seine für Lehramts-
Kandidaten verfaßten, im Jahre 1808
gedruckten „schriftlichen ZlufZiitze" erlebten
13 Auflagen, eine kleine Sprachlehre,
ein von dem weiter unten angegebenen
Werke verschiedenes Handbuch, 3 Auf»
lagen; außerdem erschienen von ihm:
„Sammlung nun interessanten Gesprächen, Fü-
betn, Grsählungen und Anekdoten" (Wien
1819, Pichler, mit 1 K., 8«.); - „ M .
thodenkuch oder Anleitung M zweckmässigen
Führung des Lehramtes tiir Vchrer der Trivial-
und Hauptschulen" (Wien 1821. Wimmer,
8".), dieses Buch, jetzt freilich durch
neue Unterrichtsmethoden, man kann
nicht geradezu sagen, überholt, aber ver-
drängt, erschien in 4 Auflagen, ist P.'s
verdienstlichste Arbeit und vieles darin
auch heute noch, nachdem das Sy«
stein des ersten Unterrichts neuen An»
schauungen und Lehren gewichen, in
vielen Puncten sehr brauchbar und maß»
gebend', — „Gtirllletisch-sirllktiLche Anleitung
u^ dem Elementarunterrichte in der deutschen
Sprachlehre", 2 Theile (Wien1824; zweite
Aufl.); — „Praktische Anumsnng pr leichte»
ren Grlernnng der Aechtschreibnng" (Wien
1829, 8«.). Seine oberwähnten „Schrift,
lichen Aufsätze", sein „Methodenbuch"
und seine „Große Sprachlehre" hat P.
in den Jahren 1822—1824 dem Nor-
mal» Schulbücher » Verlage übergeben,
durch deren Verschleiß, wie die „Oester«
reichische National»Encyklopädie" berich»
tet, dem Fonde genannten Verlages
ein bedeutender Vortheil erwachsen ist.
Oesterreichisches Archiv für Geschichte.
. Jänner 1370.) 28
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon