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Niemand anders lieben, als den Lehrer und
Führer meiner Jugend. Ich wußte m
daß auch Trimmel mit ganzer Seele an
mir hing', ich kannte ja kaum meine eige<
nen Gefühle, um wie viel weniger wa
ich fähig, je eine andere Person zu er>
rathen. Als mein Lehrer jedoch von der
Bewerbung um mich hörte, als ihm dii
Möglichkeit vor Augen trat, mich vev
lieren zu können, da gestand er mir seine
Liebe und beschloß, bei der Mutter um
meine Hand anzuhalten. Tr imm el
später als Schriftsteller unter dem Pseu«
donym Emil bekannt, stand in einer kais.
Anstellung, von deren Gehalt er ganz
gut leben konnte. Schon lange war er
von dem Berufe eines Lehrers zurückge
treten, ohne jedoch deßhalb unser Haus
seltener zu besuchen. Er brachte im Ge
gentheile alle freien Stunden bei unS zu,
als ob er ganz zur Familie gehörte.
Meme fünf Brüder waren seine Freunde
und die Mutter hatte ihn so gerne, daß
sie ihn oft „ihren lieben sechsten Sohn
nannte. Er fehlte bei keiner Gesellschaft
in unserem Hause und bei keiner Ein>
ladung, der wir folgten. Bei Theater«
besuchen, Spaziergängen u. s. w. war er
stets unser Begleiter. Was war natür»
licher, als daß wir beide uns überredeten,
die Mutter habe uns für einander be«
stimmt und werde wahrscheinlich nur die
Bedingung sehen, daß wir warten soll-
ten, bis ich mein zwanzigstes Jahr und
T. eine bessere Anstellung erlangt haben
würde! T. hielt daher um meine Hand an.
Aber die Mutter versagte ihre Einwilli«
gung nicht nur ganz und gar, sondern
haßte auch T. von diesem Augenblicke an
ebenso, wie sie ihm früher gewogen war.
Gegen T. konnte kein anderer Grund
vorliegen, als daß ich einmal ein ziemlich
großes Vermögen zu erwarten hatte und
er vor der Hand nur ein bescheidenes Gehalt bezog." Nun hatte die Mutter
keinen lebhafteren Wunsch, als so bald
als möglich I d a zu verheirathen. I d a
erklärte jedoch bestimmt, daß sie T.'S
Frau werden oder unverheirathet bleiben
wolle. T. durfte natürlich das Haus
nicht mehr betreten, und da die Mutter
wußte, wie hartnäckig ihre Tochter auf
ihrem Willen bestand, wenn es ihr Ernst
um eine Sache war, so führte sie I d a
zuweilen zu einem Geistlichen, der ihr
die Pflichten der Kinder gegen ihre El«
tern und den Gehorsam, den letztere zu
fordern berechtigt sind, klar machen
mußte. Man wollte ihr einen feierlichen
Eid vor dem Kreuze abnehmen, T. nicht
heimlich zu sehen, noch mit ihm Briefe
zu wechseln. Den Eid verweigerte sie,
aber sie versprach das Verlangte, voraus,
gesetzt aber, daß man ihr gestattete, T.
von Allem in Kenntniß zu setzen. Die
Mutter gestand dieß endlich zu und sie
schrieb T. einen langen Brief, in welchem
sie ihm Alles mittheilte und ihn bat, ja
nicht zu glauben, was ihm andere Leute
von ihr sagen würden. Sie fügte hinzu,
daß sie ihn weder sehen, noch einen zwei-
ten Brief ihm schreiben könne, daß aber
— im Falle ein Anderer um ihre Hand
anhielte und die Mutter sie zu einer Ehe
zwingen wollte — T. dieß sofort durch
sie erfahren werde. T.'S Antwort war
kurz und voll tiefen Schmerzes. Er schien
es begreiflich zu finden, daß unter solchen
Umständen keine Hoffnung war, und
Ida nichts anderes übrig blieb, als den
Befehlen der Mutter zu gehorchen. Doch
erklärte er bestimmt, er selbst werde sich
licht verehelichen. Hiermit schloß die
Correspondenz der Liebenden. Drei lange
raurige Jahre waren vergangen, ohne
daß sie sich sahen und ohne daß sich in
den Gefühlen oder in der Lage Ida's
-twas veränderte. Eines TageS ging sie
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon