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hatten aber auch die weiteren Aussichten
seines Fortkommens in Preußen gewech.
selt. Es war ihm eine Professur in Halle
zugedacht, er aber sofort als Candidat
fallen gelassen und fünf Jahre lang
bei allen ferneren Bewerbungen regel
mäßig übergangen worden, ungeachtet
seine Vortrage stark und gern besucht
waren. Unsere Quelle berichtet über die«
sen Vorgang wörtlich: „Ein Friedrich
Förster, der Jahre lang den Umritt
des großen Kurfürsten in der Neujahrs
nacht poetisch besang, durfte Phi l ipps
ungestraft in diesen elenden Reimereien
öffentlich höhnen. Der Minister von Al>
ten stein ignorirte Phi l ipps seit seiner
Konversion vollständig". Selbst die spa»
ter von P. veröffentlichten Wissenschaft»
lichen Arbeiten, wie sein deutsches Pri»
vatrechi, das im Jahre 4828 erschien,
und seine im Jahre 4832 veröffentlichte
deutsche Geschichte, Arbeiten, deren wis<
senschaftlichen Werth selbst die einseitige
Beurtheilung des Protestantismus nicht
zu schmälern im Stande war, vermochten
nicht an maßgebenster Stelle das Vor-
urtheil gegen P. zu beseitigen, gegen den
die Animosität so weit getrieben wurde,
daß ihm auch nicht einmal ein katholi»
scher Lehrstuhl auf einer preußischen Uni»
verfität anvertraut werden durfte. Daß
unter solchen Umstanden P. die nächste
Gelegenheit ergriff, den Staat, der ihm
einen aus Ueberzeugung unternommenen
Glaubenswechsel so bitter entgelten ließ,
zu verlassen, begreift sich wohl von selbst
und in der That nahm P. auch im Jahre
1833 einen Ruf nach München an, wo
er im Anbeginn im Ministerium des
Innern beschäftigt wurde, bald aber in
die philosophische Facultät eintrat und
historische Vorlesungen hielt, worauf er
dann zur juridischen Facultät überging.
In München lebte P. zu jener Zeit mit Mannern wieBrentano,Döll inger,
beide Görres, H aneb erg. Lasaulr.
Möhler, Moy. Windischmann.
Sohn, u< A. in wissenschaftlichen Verkehr.
Unter dem Ministerium Abel kam die
katholische Richtung im wissenschaftlichen
und staatlichen Leben Bayerns zur vollen
Geltung und Phi l ipps' Biograph be<
merkt dieferh.alb, „daß selbst Protestant!«
scher Seits zugestanden ist, Abel und
seine katholischen Allurten haben für die
Freiheit des kirchlichen und religiösen
Gewissens einen sehr rühmlichen Kampf
geführt, einen Kampf, dessen richtige
Würdigung und Bedeutung erst recht
hervortreten wird, wenn die Vertheidi.
ger der Gewissensfreiheit, die sogenannten
Ultramontanen, den Herren der cäsari<
schen Allgewalt gegenüberstehen weiden".
Für die Förderung oberwähnten katho«
tischen Geistes, der damals in Bayern an
der Tagesordnung war, gründete P. in
Gemeinschaft mit Guido Görres„Die
historisch'politischen Blätter für das ka-
tholische Deutschland". Die äußere Ver-
anlassung hatten die Cölner Wirren ge-
geben und sie waren fast gleichzeitig mit
dem Ministerium Abel in's Leben getre»
ten. Die beiden genannten Redacteure,
wie überhaupt die Mitarbeiterdes genann«
ten Blattes standen gegen das Vorgehen
Preußens, das so weit sich vergaß, gegen
den von Clemens August angefoch-
tmen katholischen Geist chicanirende
Polizeilnaßregeln anzuwenden, mit allen
Waffen der Wissenschaft auf das Ent«
schiedenste ein. Dadurch gewannen die '
historisch > politischen Blätter eine un<
geahnte Bedeutung und München mit
seiner Hochschule wurde der Hort deS
katholischen Princips in Deutschland.
Im Jahre 1846 wurde Phi l ipps
Rector der Hochschule. In jener Zeit
erschien auch sein Hauptwerk, das Kir«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon