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Pichler 248 stichler
That erwarb ihr gleich daS erste Werk,
womit sie vor die Oeffentlichkeit trat, die
Theilnahme nicht des Publicums allein
- sondern ganz ausgezeichneter Manner
ihrer Zeit, wie Klopstock'S, Lava»
ter's, v. Nikolai 's und Georg For«
ster's, welch letzterer schon im Jahre
178t Wien und wahrend seiner Anwe»
senheit daselbst das Haus ihrer Eltern
öfter besucht hatte und ihr nun einen
ungemein aufmunternden Brief über diese
Erstlingsarbeit geschrieben hatte. Dieser
Erfolg ermuthigte die bescheidene Frau
und sie schritt auf der betretenen Bahn
erfolgreich weiter. Es erschienen „ Ieonore
(1804), dann die „Idyllen", die sie auch
schon als Mädchen geschrieben, und das
mit Karl Streck fuß gleichsam' um die
Wette geschriebene biblische Idyll: „Ruch".
Ein trauriger Zwischenfall in das ge«
müthliche Leben der Pichler'schen Fa>
milie trat durch den im Jahre 1804 nach
längerer schmerzlicher Krankheit erfolgten
Tod ihres Bruders ein, dem ein paar
Jahre früher seine Gattin vorausgegan«
gen war. Als allmalig die Wunde der«
narbte, die diesen Verlust geschlagen,
hatte sich gleichsam als Ersatz dafür ein
Kreis auserwählter Männer um die durch
ihre Schriften bereits ebenso bekannte
als anerkannte Dichterin zu bilden be«
gönnen. Aus diesem Kreise seien nur
genannt: Hofrath von Coll in und des>
sen Bruder ^Bd. I I , S. 412 u. 414^,
Director Füg er ^Bd. V, S. 11. Hof<
rath von Hammer sBd. VN, S. 267^
Freiherr von H o r m a y r ^Bd. IX>
S.2771. Regierungsrath vonRiedler,
Freiherr von Türckheim, Director
Vierthaler u. A.. und als Zeit und
Entfernung den Kreis der obgenannten
Freunde lichtete, traten Andere an ihre
Stelle, wie Therefe Artner Md. I,
S. 73^, 3mse Brachmann, Frau N e u- mann von Meissenthal sBd. XX,
S. 279^, G r i l l p a r z e r sBd. V,
S. 3381, Adam Müller ^Bd. XIX,
S. 322^. Frau von Weissenthurn,
Grastn Zay, beide Schlegel, Zacha«
rias Werner u. A.. alles Namen besten
Klanges, deren Trager sich zu einander
angezogen fühlten und so ohne Abrede
und Vorbereitung einen literarischen Sa»
lon bildeten, wie ihn seither Wien nicht
wieder besaß. Auch vom Auslande fan»
den sich, wenn sie Wien berührten, inter-
efsante und willkommene Gäste ein, von
denen nur beispielsweise Clemens Bren>
tano, Lafontaine, Oehlenschlä.
ger, Frau von Stasi . Tieck. K. M.
von Weber u. m. A. genannt werden
mögen. Besondere Freundschaft, beru«
hend auf einer wohlthuenden Ueberein-
stimmung dieser zwei Frauenseelen, ver«
band Karoline mit der Dichterin The.
rese Artner. Durch Freiherrn von
Hormayr. der, wie schon oben bemerkt,
zu den Habitues des Pichler'schen
Hauses gehörte, wurde sie auf daS Ge>
biet der Geschichte und vornehmlich der
vaterländischen eingeführt, auf welchem
sie manchen trefflichen Stoff zu poetischer
Behandlung fand, abgesehen davon, daß
die junge Oesterreicherin in ihren An-
schauungen, ergriffen und begeistert durch
eine Zeit. in welcher Maria Theresia
und Joseph walteten und welche in
ihre eigene Jugend fällt, unwillkürlich
zur eifrigsten Patriotin wurde. Auf klei»
nen Ausflügen in die herrlichen GebirgS»
gegenden Oberösterreichs und der Steier«
mark lernte sie
Männer wie den Geschichts«
forscher Franz Kurz sBd.XIH, S. 4211
und den ehrwürdigen Poeten, damaligen
Abt von Lilienfeld, Ladislaus Pyrker,
kennen, alles Umstände, welche auf ihre
'chrififtellerische Entwickelung in der einen
oder anderen Weise Einfluß übten.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon