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Pillersdorf 298 Pillers dorf
von destructiven Tendenzen blieb, wurdö
er gestürzt, als letztere zu überwiegen an»
singen. Im innersten gekrankt und bei Seite
geschoben, als die Reaction das Staats«
leben in die alten Bahnen zurückzulenken
hoffte, wurde er endlich abermals mit
voller Anerkennung aus der Zurückgezo»
genheit hervorgehoben, als Oesterreich in
die neue Aera eintrat, in der es trotz aller
und aller Gegner zur höchsten Entfaltung
seiner Macht und Blüthe gelangen wird.
Diese Wechselfälle in Pi l lersdorf 'S
Leben geben aber das treueste Bild seines
Wesens. P. wußte sehr gut. daß es in
Oesterreich stets eine öffentliche Meinung
gab. welche, wenn auch ignorirt. doch
darum nicht weniger machtig war. Er
schloß sich nickt hinter vornehmen For«
men ab und kannte daher die unwider»
stehliche Strömung, die den Völkern die
Richtung gibt. der sie unabänderlich fol»
gen. Er rieth oft davon ab, sich der
Täuschung hinzugeben, daß durch Zuge«
ständnifse, wie sie der Augenblick fordert,
ein dauerhafter, allenfalls nur an den
materiellen Fortschritten der Neuzeit theil»
nehmender Zustand begründet werden
könne. Er fand aber keine für diese An>
schauungen empfänglichen Geister und
verbrauchte seine besten Kräfte mit Ueber-
Windung künstlich geschaffener Wider-
stände". Bezüglich seiner Würde aber
als Ehrenmitgl ied der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften, welche
Würde er seit 26. Jänner 4848 besaß,
bemerkt aber Dr. Schrötter, „daß ihm
(P.) die Wissenschaft als das Höchste
galt, was der menschliche Geist hervor»
zubringen vermag, als Zweck an sich. Er
wußte, daß die Wirkungen derselben
immer wieder von selbst dem Staate zu
Gute kommen. Die Akademie zählte P.
zu ihren wärmsten Gönnern und er ver«
folgte ihre Thätigkeit mit größtem Inter. esse und ungetrübten Wohlwollen. Er
hat zu ihrer Gründung in seiner damali-
gen Stellung als Vicekanzler wesentlich
mit beigetragen, indem er die stets wie»
derkehrenden Zweifel über den geeigneten
Zeitpunct für ihre Gründung beschwichti.
gen half und Hindernisse aller Art, die
sich dem Inslebentreten derselben entge»
genstellten, beseitigte. Ueberhaupt wur-
den alle wissenschaftlichen Institute von
ihm unterstützt, eingehend nahm er die
Wünsche der Fachmanner entgegen und
half, wo es nur immer anging. So
manche Lehranstalt der Monarchie und
insbesondere Wiens verdankt nur seiner
Intervention Einrichtungen, die dem
Standpuncte der Wissenschaft entsprechen.
Er wirkte ohne Nebenrücksichten, immer
nur um der Sache willen, denn er war
Staatsmann im wahren Sinne des
Wortes und eben deßwegen kein Partei'
mann. Sowie ihn die dankbare Anerken»
uung seiner Zeitgenossen an's Grab ge«
leitete, so wird ihm die Geschichte für
alle Zeiten einen der ehrendsten Plätze
bewahren." ES ist bereits im Laufe dieser
Skizze der von P. verfaßten „Rückblicke"
gedacht worden. Darauf erschien eine
Erwiederung und auch eine französische
Uebersetzung. Der Titel der ersteren ist:
„Pillersdorf und die Wahrheit oder Be-
leuchtung seiner „Rückblicke" auf die po«
litische Bewegung in Oesterreich in den
Iahren1848und 4849". VonM(athias)
K(och) (Wien 1849, Klang, 8".). ein
Machwerk, das unbeachtet vorüberging
und besser ungedruckt geblieben wäre;
der Titel der Uebersetzung ist: „
r 168
1848 et 1849« (larig 1849, xr. 8".).
Noch schrieb P.: „Hie österreichischen Filmn-
beleuchtet" (Wien 1831. IaSper, Hü-
gel und Manz, gr. 8".; zweite verm.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon