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Musik", erzahltP., „machte mich zu einem
sehr verschwenderischen Oekonom, denn
statt nach der Saat zu sehen, sang ich
Vocalisen und statt die Ernte zu bewah
ren. schwelgte ich am Clavier. Mein«
Stimme wurde dabei immer doller, kla
rer, gleicher, und mein Vater und ich
vergossen oft Thränen zusammen, daß
mein Capital nicht hinter „blühenden
Mandelbäumen", sondern hinter „Kar«
toffelfeldern" verrosten sollte. Alles, was
mein Vater geopfert, was ich gelernt
und gehofft, Alles war dahin. Ich war
nicht Künstler, nicht Gelehrter, nicht
Iandmann; ich war nichts." Weitere
Versuche Pischek's, bei irgend einer
Bühne unterzukommen. hatten ebenso
wenig Erfolg, wie seine Bemühungen,
die Studien fortzusetzen, er wurde nicht
einmal als Chorist angenommen. Er
lebte nun vom Stundengeben, bewarb
sich dann später um die Stelle eines
Registraturs-Praktikanien bei der k. k.
allgemeinen Hofkammer und erhielt sie.
Aber die Musik ging ihm doch über
Alles und er schickte das Decret zurück.
Gebrochenen Herzens kehrte er zu seinem
Vater zurück und versuchte es wieder,
Landwirth zu werden. Zu diesen traun,
gen Verhältnissen gesellte sich noch eine
schwere Verwundung, die er durch einen
Sturz vom Schlitten erhalten hatte. Mit
seiner Genesung trat ein Wendepunct
zum Besseren in Pischek's Leben ein
und von da ab beginnen die Tage des
Glückes, welche noch vorhalten. Der
erste Baritonist des Theaters in Brunn
war durchgegangen, „Die Puritaner"
sollten gegeben werden und es war Nie«
mand da, der die Stelle des Richard
hätte singen können. Zufallig befand sich
Pischek in Brunn, trat für den Aus-
reißer ein und sang nach einmaliger
Probe den Richard mit solcher Vollen- dunH. daß er mehrere Male gerufen und
mit 800 st.! engagirt wurde. I n Brunn
sang nun Pischek hintereinander den
Zampa, den Grafen in der „Som-
nambula", den Waldeburg in der
„Straniera", den Cap i tän Iohann
in den „Falschmünzern" und mehrere
andere Partien. Im Juni 4839 schloß
er mit Pokorny, dem Director deS
Iosephstädter Theaters in Wien. Con>
tract ab und sang daselbst innerhalb acht
Wochen 26 Male mit solchem Erfolge,
daß ihm von Seite des Hoftheaters ein
Engagementsantrag von 3000 st. C. M.
gemacht wurde, den P. jedoch ausschlug.
Im Mai 1840 traf er mit Kapellmeister
Guhr in Wien zusammen, der ihn nun
für Frankfurt a. M. engagirte. Am
16. Juni g. I . trat P. als Jäger im
„Nachtlager von Granada" auf und
erntete großen Beifall. Vier Jahre sang
nun P. an dieser Bühne, wo sich unter
der Leitung Guhr's seine Stimme zu
einer seltenen Vollendung entfaltete.
Als er dann irn I . ^844 wahrend eineS
Gastspiels aus dem Stuttgarter Hofthea-
ter sang. gefiel er dem Publicum und ins»
besonderedem König sosehr, daß er aufdeS
Letzteren ausdrücklichen Wunsch gegen ein
bedeutendes Gehalt lebenslänglich enga-
girt wurde. P. wirkt bis zur Stunde an
dieser Hofbühne,- außerdem unternimmt
er von Zeit zu Zeit Kunstreisen in seine
Heimat, an größere deutsche Bühnen und
mehrere Male schon nach England, wo er
namentlich seiner Liedervortrage wegen
ungemein geschätzt ist. P. zählt zu den
ersten Gesangsvirtuosen der Gegenwart.
Als Stock.Böhme stand er mit der
Aussprache des Deutschen längere Zeit
ziemlich schief, aber wie Demosthenes
>estegte er durcb Fleiß und Ausdauer
>iesen Uebelstand und beschämt nun mit
einer Aussprache, besonders im perlenden
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon