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P.
t, Wilhelm (Schulmann,
geb. bei Sternberg an der Sazawa
m Böhmen 3. August 1803. gest. zu
Wien 2U. Februar 1883). Sein Vater
war Müller, der eine zahlreiche Familie
besaß. Im Elternhaufe wuchs der leb»
Kaste, körperlich und geistig gleich orga»
nisirte Knabe mitten unter einer compact
öechischen Bevölkerung,., der auch die
Eltern angehörten, auf. In der anmu»
thigen Gegend, in welcher sein Geburts»
ort gelegen war. entwickelte sich, wie sein
Biograph schreibt, fein feiner Sinn für
Natur und Poesie, der die Signatur sei»
neä Lebens blieb, ihn bei seinen gelehrten
Studien vor Einseitigkeit bewahrte und
recht eigentlich geeignet machte, für eine
Unterrichtsreform zu wirken, in welcher
humanistische und reale Fächer in das zur
allgemeinen Bildung nothwendige Gleich»
gewicht gebracht werden sollten. In der
Folge begab sich P>, um seine Studien
fortzusetzen, nach Prag und wurde da»
selbst einer der fleißigsten Schüler des
berühmten Bolzano I M . I I , S. 35),
aus dessen mathematischer Philosophie
er wohl die Vorliebe gewann, mit der
er neben classischen Studien fortwährend
die Mathematik betrieb. Von innerem
Dränge getrieben, sich dem Lehramte zu
widmen und die Jugend, in des Worteä
edelster Bedeutung, zu bilden, entschloß
er sich zum Eintntte in einen Orden, des>
sen Aufgabe eben daS Grziehungsgeschäst
ist. Am 22. October 1826 trat er in
Wien in den Piaristenorden ein und er>
o.Wurzbach, biogr.Lefilon. hielt am 19. December 4830 die höheren
Weihen. Der Ordensregel gemäß wurde
P. bald im Lehramte, und zwar zuerst
in Horn, wo er zwei Jahre verweilte,
dann in Wien verwendet, und nun be»
ginnt seinerseits iene segensreiche Wirk»
samkeit. welche ihn bleibender Erinne»
rung werth macht. I n ihm vereinigten
sich die Nigenschüfim des Pädagogen
und LchrerS in gleicher,Größe. „Lehren
und erziehen, den wissenschaftlichen Sinn
wecken und Charaktere bi lden durch
Wahrheit und Unparteilichkeit, der Zehr»
anstatt, an der er wirkte, die gehörige
Achtung erwerben", das war sein Stre»
ben. Neber die, Art und Weise, wie er
seinen Lehrberuf erfüllte, gibt sein Bio>
graph folgende treffende Schilderung:
Als Präfect und Subdirector des Con»
victes charakterisirte ihn der lebhafteste
Haß gegen alleü Gemeine! warme Colle.
gialität für seine Mitbrüder, strenge Ge»
rechtigkiit, das schärfste Auge und die
zärtlichste Sorgfalt für jede bessere An»
läge des Geistes und Herzens der Zög.
linge. Iene. an welchen er solche, und
zwar vor allem einen heiteren offenen
Charakter gewahrte, zog er an sich,
bestimmte ihnen die Tischplätze in seiner
Nähe und unterhielt sich mit ihnen wäh>
rend der Tafel, in freien Stunden und auf
Spaziergänger,, mit kluger Vermeidung
des Zehrtones über die höchsten Interes.
sen der Menschheit. Or hatte tausend
Mittel, seine Lieblinge zu den vertraute-
sten Bekenntnissen über sich selbst (denrr,
. Zo. Nou. t8?o.) i
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon