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Podlaha
Zuträgereien und Denunciationen d
dete er nicht). zur Mittheilung ihrer
Auszüge aus gelesenen Büchern und
ihrer eigenen freien Versuche zu bewegen;
er gab darüber klar und entschieden, aber
doch mit pädagogisch weifer Vermeidung
alles Abstoßenden, Einschüchternden sein
Urtheil ab und suchte nur bei Zeiten zu
bewirken, daß Niemand seine Zeit mit
Arbeiten vertändelte, zu denen ihm die
Begabung fehlte. . . . Seine Tischge.
spräche waren vielseitig und voll Leben;
hier suchte er die Einseitigkeit des Lehr»
planes zu ersetzen, indem er Sinn und
Verständniß auch für die Realien zu
" wecken trachtete und wo ihm dieß gelun-
gen, durch entsprechende Bücher weit«
half. Auch auf Politik kam das mit den
juristischen Zöglingen geführte Gespräch
sehr oft, und auf diesem Gebiete hob er
nebst der historischen insbesondere die
formelle Seite, die politische Darstellung
hervor. Er hatte hierbei die lebhafteste
Vorliebe für die Engländer und bekämpfte
hingegen die Phraseologie französischer
Kammenedner als dem Gegenstande
weniger angemessen. Die Berichte über
große Parlamentsdebatten ging er mit
seinen jungen Freunden eifrig durch,
verglich sie mit anderen neuen und elas'
fischen Mustern und gab so einen höchst
anziehenden und praktischen Unterricht
in der Redekunst. Das war. denn freilich
alles gegen voimärzlichen Usus; P o d»
laha's Zöglinge konnten für die dama-
ligeuZustände keine besondere Vorliebe he>
gen; diese nach Reformen dürstende Gesin«
nung kam wohl hie und da bei schriftlichen
Ausarbeitungen, öffentlich vorgetragenen
Gelegenheitsgedichten u. dgl. zum Durch»
bcuche, nicht ohne dem den offenen M«>
nungsausdruck über alles schatzenden
Lehrer hie und da kleine Rügen über
seine Nachsicht zuzuziehen; aber sein Ein» » Podlaha
ftuß bewahrte die Jünglinge nicht bloß
vor Ausschreitungen, sondern auch
vor nebelhaften Utopien; keiner von
ihnen nahm im Jahre 1848 an den
unglücklichen Extravaganzen Theil, durch
welche so viele junge Leute sich ruinirt
und die heilige Sache der wahren Frei<
heit gefährdet und damit der bald nur
um so entschiedener einaetretenen Reaction
die Nahn gebrochen haben. Ueoerhaupt
führte sein feiner und tactvoller Umgang
recht eigentlich in die Welt ein und gab
Gelegenheit, fich gesellschaftlich im unbe»
fangmen bescheidenen Vortrage der eige»
nen Meinung zu üben. Sowie diese
Thätigkeit tief und bleibenden Eindruck
auf die in seinem kleineren Kreise gezogn
nen Schüler übte, so war auch sein Wir'
ken als öffentlicher Lehrer von nicht
geringer Bedeutung. Durch seine mathe»
matischen Vorträge bereitete er recht
eigentlich auf die eracten Universitäts»
studien vor. Das Gebiet jedoch, auf dem
er mit besonderem Erfolge wirkte, war
die classische und mooerneLiter a«
tur. Wissenschaft. Die vorgeschriebenen
völlig unbrauchbaren Lehrbücher warf er
bei Seite, vor Nllcm die b«ücktigte
Mnti« »H LÜ.0HU,L!MU,!N mit dem
ganzen Wüste'veralteter Chrestomathien
und Sammlungen deutscher Beispiele
und führte seine Schüler frischweg in
das classische Alterthum «und in die
moderne Literatur ein. Namentlich für
letztere wußte er die richtigen Gesichts»
puncte anzugeben. In dieser Richtung
bearbeitete er ein Buch, welches ein Cu!»
turmument in der österreichischen Erzie»
hungsgeschichte bildet. Der Titel des-
selben ist: „MM« deutscher Nri>Mn«k.
mit liesllnknn Rücksicht M.kn mm« Wnntm
zur Mbnng dlZ OeZchmnck» wt, des Styl«"
üen 1842, Beck. Lex. 8«.), in welcher
vorzugsweise die deutsche Literatur von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon