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Doppeleigenschaft als Spieler wie als
Compomst allgemeine Anerkennung ver-
schaffte. Im Jahre 1863 unternahm er
seine erste große Kunstreise nach Deutsch-
land, wo der noch sehr jugendliche
(17jährige) Künstler, namentlich im
Leipziger Gewandhaus und in Berlin,
Bremen u. f. w. mit enthusiastischem
Beifall begrüßt und von der Kritik jener
Städte einstimmig den ersten lebenden
Künstlern seines Instruments beige-
zählt wurde. Der durch seinen Kunst-
enthufiasmus bekannte Fürst von
Hohenzollern in Löwenberg er.
nannte Popper im selben Jahre zu
ftinem Kammervirtuosen. Nun folgten
Neisen durch ganz Nord. und Süd»Deutsch>
land, die Schweiz, Holland u. s. w.,
überall von glänzenden Erfolgen begleitet.
Bei dem großen Mustkfeste in Karlsruhe
(1868) wurde Popper einstimmig die
Palme unter den Solisten zuerkannt.
Im Jahre 186? machte er unter Ull .
mann mit Charlotta P atti eine große
Concertrunde, bei welcher Gelegenheit er
zum erstenmale in Wien spielte. Sein
großer Erfolg veranlaßte seine spätere
Anstellung als erster Violoncell-Solo«
spieler an der kaiserlichen Hofoper, in
welch« Eigenschaft derselbe heute noch
thätig ist. Seine bald darauf wegen
seiner Mitwirkung an einem Privat^Con»
certe erfolgte übereilte Entlassung von
seinem Posten, bildete einige Zeit eine
stehende Rubrik in den öffentlichen
Blättern, und der junge Künstler, der
sich diesen Willkürnct nicht mir nichts dir
nichts bieten ließ und dagegen Ginsprache
erhob, wurde, indem sein Entlassungs-
decret zurückgezogen wurde, sofort wieder
angestellt. P. ist für sein Instrument auch
als Compositeur thätig und von seinen
Violoncell-Eompofitionen sind mehrere
bereits gedruckt und aufdemRepertoir der Concertvirtuosen. — Sein erst 18 Jahre
älter Bruder soll, wie das „Fremden-
Blatt" 1870, Nr. 11, unter den Kunst,
notizen meldet, im Konservatorium zu
New<Uork als Professor des Cello ange»
stellt sein.
Hanslick (Eduard), Aus dem Concertsaale.
Kritiken und Schilderungen u. s, w. (Wien
j870,. Vlaumüller, gr, 8«,) S, 443. —
Derselbe, Geschichte des Concertwcsens in
Wien (ebd. 1863, gr, «",) S. 3l8 u. 320. —
Neue freie Presse (Wiener polit, Blatt)
1870, Nr. 2U«3 u, ^uu», unter den „Theater,
und Kunstnachrichten", — Ncueö Wiener
Tagblatt , ls?0, Nr, 82. im Feuilleton. —
Die Tagespresse (Wiener ftolit. Blatt)
187U, Nr. 71 »er Wortlaut seinr« Entlcis»
r, Joachim Edler von (Pri.
mator der böhmischen Landeöjudm-
schaft und Großhändler, Ort und
Zeit seiner Geburt sind unbekannt, gest.
zu Wien 10. März 1796). P. hat sich
durch sein Verhalten als Mensch und
Industrieller ebenso die Anerkennung
seiner Zeitgenossen, wessen Glaubens sie
sein mochten, und die Huld von vier
Monarchen erworben. Unter der Ka!»
serin Mar ia Theresia wurde er
Mitpächter deS Tabakgefälles; von
Joseph I I . erhielt er als Jude die
Erlaubniß, sich in Prag und Pilsen
Häufer zu kaufen', Leopold I I . erhob
ihn !790 in den Adelstand und ebenso
stand er auch unter Franz I I . im Nnse>
hen. Während der Kriegsjahro kam er
mit dem grüßten Theile seines Silbers
dem Staate zu Hilfe. Auch war er ein
uneigennütziger Wohlthäter der Armen
jedes Glaubens und verband mit dieser
Toleranz einen hohen Grad von Huma-
nität. I n seinem Testamente machte er
ohne Rücksicht auf oasReligionsbekeimt-
niß müde Stiftungen.
O este rr e i chischeNation al<Cn cy klo p 6 di
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon