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seiner Rückkehr in das Vaterland stand er
treu zum Könige S igmund I I I . gegen den
durch die Zborowskische Partei erwählten
Gegenkönig Erzherzog Max imi l ian von
Oesterreich. Später zog er gegen die Kosaken,
aus und im Jahre i»94 mit dem Großkanz»
ler uon Polen, Zamoyst i , in den Krieg in
der Moldau. Dort kämpfte er gegen den uon
Sigmund Bathory, Großfürsten von Sie<
benbürgen, zur Einnahme der Moldau ent>
sendeten Stephan R osw an wiederholt in sieg»
leichen Schlachten, nahm ihn gefangen «nd
ließ ihn lebendig spießen. Als. im Jahre ILU«
Michael, Wojwode der Walachei, sich der
Moldau bemächtigen wollte, zog Potocki
mit oberwähntem Zamohski neuerdings
in die Moldau und lieferte dem Wojwoden
Michael zuerst am Fluffe Tilesimo, dnnn
bei Lorissa siegreiche Schlachten. Auch kämpfte
Johann ruhmvoll gegen die Tataren, hielt
zu dem Könige S igmund I I I . in dem
Aufstande in Polen wider die Conföderirten
und lam ihm mit noch drei Brüdern und
ansehnlicher Mannschaft zu Hilfe. Zuletzt zog
er mit, dem Könige in den Moskowiter Krieg,
wohnte uon lVllS bis 16ll der Belagerung
uon Smolensk bei, führte auch mehrere glück»
liche Gefechte aus, starb aber auch daselbst
im Alter von »8 Jahren. Johann P. be,
kleidete zuletzt die Stelle eines Generals uon
Podolien und Wojwoden uon Braclaw,
welch letztere später der König ftinem.Bruder
Jacob verlieh. — Porträt. Johann und
Jacob Potorki. 2I»nIc äea< ic^otlo^ r^I. (8«.).
— 22. Johann Potocki (Reisender. Ge<
schichtsftrscher, geb. 8. März 17L1. gest.
2. December <8lä). Ein Sohn Joseph's
P. von der Lancuter Linie und einer Gräfin
Ossolinska, Graf I oh ann zeigte in ftü>
her Jugend ungewöhnliche Geistesgaben, ins»
besondere ein vortreffliches Gedächtniß. Seine
Erziehung erhielt er zugleich mit seinem Bru>
der S e v t r i n in Genf und Lausanne; er
verlegte sich mit großem Eifer auf Erlernung
der alten und neueren Sprachen und eignete
sich uon letzteren die französische so vollkom»
men an, daß er sie beffer, sprach und schrieb
als seine eigene Muttersprache, worin auch
der Grund zu suchen ist, warum er seine
sämmtlichen Werke in derselben verfaßte,
Außsrdem besaß er eine gründliche Kenntniß
der griechischen und römischen Classiker, be>
sonders der historischen. Nach seiner Rückkehr
in'ö Vaterland trat er zuvörderst in die öster»
reichische Armee ein und machte im Jahre
Wurzback, bwar. Lerikon, XXI I I . IMedr, 2. 1?78 als CaUllllm'c'Officier den bayerischen
Erbfolgekrieg mit. Nach dem Friedensschlüsse
unternahm er, seiner längst gefühlten Reise,
lust folgend, in den Jahren <7?8 und i??9
zunächst eine längere Reise nach Italien,
Sicilim,-Malta, wo er Malteserritter wurde,
und nach TuniS, welche erste Reise seinen
Entschluß zu anderen größeren hervorrief, Im
Jahre l?83 trat er aus dem Verbände hei
österreichischen Armee, vermalte sich mit der
Prinzessin Julie aus dem Fürstenhause c«Vo>
mlrski und unternahm schon im folgenden
Jahre seine Reise nach Constantinopel und
nach zweimonatlichem Aufenthalte daselbst
nach Egypten, wo er Alerandrien, Cairo
und die Pyramiden besuchte und in dieselben
den sprechenden Vers uon Del i l le : „Iisnr
eingrub. Ueber Venedig zurückkehrend, begab
er sich nun nach Paris, wo er vier Jahre
verlebte und im Frühlinge 1787 nach Hol«
land ging, wo eben damals der Bürgerkrieg
wüthete. Die politischen Wechselfülle seineS
eigenen Vaterlandes riefen ihn in dasselbe
zurück, und Lort in den Reichstag gewählt,
kam er den Obliegenheiten eines Volksver'
treters mit allem Eifer nach. Die Muße, die
ihm fein Beruf als Abgeordneter ließ, benutzte
er theils zu Studien, theils zur Herausgabe
seiner Neisewerke, zu welchem Zwecke er in
seinem Paläste in Warschau eine eigene
Druckerei errichtete, die er überdieß auch der
öffentlichen Benützung überließ. I n seinem
Eifer für die Sache des Vaterlandes ue»
pflichtete er sich auf dem Reichstage im Jahre
1782 zur Auszahlung einer jährlichen Summe
uon l8,«N0 fl. Poln. zur Vermehrung der
Sappeurs und versicherte diesen Betrag auf
seinen Gütern, Im Jahre i?9I ging er wie>
der auf Reisen und besuchte nun England,
Spanien und Marokko, uon wo ihn neuer»
dings die politischen Ereignisse seiner Heimat
in dieselbe zurückriefen. Im nächsten Jahre
trat er als Freiwilliger in der Eigenschaft
eines IngenieM'Hauptmcmns in die heimische
Ccwallene'Vrigade ein, mit welcher er unter
dem Befehle seines Bruders Sever in den
Feldzug des Jahres 1792 mitmachte. Indes»
sen lag er wie uor seinen wissenschaftlichen
Studien und Arbeiten ob, und damals ent<
stand in ihm der großartige Gedanke einer
Bearbeitung dcr alten Geschichte des ganzm
Slaventhums, zu welcher er durch Beifchaf»
fung von Materialien aus allen nur den!«
baren Geschichtsauellen die Voranstalten tiaf^
April l8?l.) 41
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon