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Praio 204 Prato
in den deutschen Bund aufnehmen müsse
Ueberhllupt werde es zu arg mit dich
„Länderfcesserei" Deutschlands und diese
verderbe sich daran den Magen." Nu
hatten die beiden Tiroler tzlir un
Schuler, ersterer aus Landes, letztere'
«us Innsbruck, den wahren Sachuerhal
schlagend nachgewiesen, und wie wede
die Landesgeschichte noch das materiell
Interesse, noch auch der Sinn der Bevöl
kerung für eine solche Trennung Welsch
tirols spreche. Gs sei dieß Parteiung eine
italienisch aufgeregten kleinen Anzahl vor
^ Signori's und Nobili'S. F l i r wies in
einer erschöpfenden bündigen und vor>
trefflichen, öfter-von allgemeinem Beifall
unterbrochenen Rede vollständig nach,
daß Welschticol seit Kaiser Otto I., sei
980, deutsches Reichsfürstenthum gewe>
sen, daß Trient im 16.Jahrhunderte zun
Sitze des Concils gewählt worden, gerade
darum, weil es noch eine deutsche Stadt
sei, daß deutsche Colonien zahlreich vor
Handen in Welschlirol und daß selbst in
denen, welche durch Betrieb der Bischöfe
in der Sprache verwelscht worden, daS
deutsche Wesen heute noch das allein
hnrschende sei, daß zum Beweise dafür
gnade damalä in der so aufgeregten
Stimmung die Welschtiroler Bauern be>
waffmt den Italienern entgegengetreten
^ und die vortrefflichsten Kaiserjäg« seien,
und daß man sich überhaupt vor unbe.
dingter Durchführung des Nationalitäts-
Princips doch weislich hüten möge, we-
nigstens so lange, als Elsaß und Loth.
ringen, Kurland und Liefland noch nicht
zum deutschen Reiche, gehörten.' Unter
solchen Umständen war es für Freiherrn
Prato schwer, seine Sache mit Erfolg
zu führen, wenn er nicht überdkß noch
einen höchst sonderbaren Weg eingeschla-
gen hätte. Er brachte seinen Antrag gegen
Deutschland von der Tribüne herab vor, und zwar Anfangs in sehr gebrochenem
Deutsch. Es wurde zwar fließend, sobald er
an eine Beweisstelle kam, die ihn erwärmte
und wobei er alle Welt versicherte:
„er spreche sonst ganz geläufig österrei»
chisch'deutsch, wenn er nicht gerade beweisen
wolle, daß er mit seiner Heimat wildfremd
in Deutschland sei. (!) Wer allerdings, be-
merkt Laube in seinem Werke: „Das
erste deutsche Parlament", hatte auch sein
Neußeres daS Ansehen eines jungen ita>
lienischen Geistlichen, welcher vorsichtig
den Beweis führt: der Zweck heiligt die
Mittel. Die Haltung des Parlaments wäh>
rend dieser Rede Prato's war charakt«'
ristisch deutsch. Man empfand das Unpas>
sende des Antrags ärgerlich, besonders, da
er mit unpatriotischer und abstrakter Ueber»
treibung von unzweifelhaft deutsch Ge>
dornen unterstützt wurde, man war auch
sehr unangenehm berührt von dem er»
sichtlichen Ichlitismus dieses Welschtiro.
lerö. — Pater Prato lebte, nachdem er
auö seiner oberwähnten Hc>ft entlassen
woidm, aller politischen Rechte verlustig,
in Welschtirol, bis er in den Nesth der»
selben durch die Amnestie des Jahres
1867 wieder gelangte. Seine politischen
Ansichten, gleichs.im snn ganzes vol!>
tisches Glnubensbekmntniß legte er in
einer Meihe von Artikeln nieder, welche
.inter dem Titel: ,,/i, no«L88Hiiu, llikesn,"
n den Nummern 239—269. 278 des
„NL88«.g'i,«ro tn'0iL80 äi Lyverota" vom
Jahre i862 abgedruckt stehen. Jedoch
lieben die darin ausgesprochenen Ansich»
en und Behauptungen nicht ohne Vr<
viederung. Joseph Dur ig antwortete
ämlich darauf im „Tiroler Boten" d. I .
llr. 297. und 1863, Nr. 3. 8. 13, 14.
8. 19. 37 -41 . 43. 83, 88, 89. 69
nd 72. Auch sind dich ArtikelDurig's
efammelt und vervollständigt unter dem
; „Ueber die staatsrechtlichen Bezie.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon