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von den Gemeinden zugekommen sind
und seine Ernennung zum Ehrenbürger
von Odrau, Zwittau, Müglitz, Neutit»
schein, Austerlitz und Holleschau, in wel»
chen Orten er die Volksschulen namhaft
gehoben hatte. Als im Jahre 1861 die
internationale Ausstellung in London
stattfand, machte fich P. um die
Ausstellung von Lehrmiiteln wesentlich
verdient und wurde dafür mit der
Mission als Berichterstatter für diese
Ausstellung von der Regierung ausge»
zeichnet. Die Reise nach London gab ihm
Gelegenheit, auch die Schulzustande meh.
rerei Staaten deS Auslandes kennen zu
lernen und mit hervorragenden Schul»
capacitäten in Verkehr zu treten. Im
Jahre 1864 wurde P. als Schulrath
und Volksschulen/Inspector nach Wien
übersetzt. Nach seinem Scheiden aus
Mähren überraschte ihn der mährisch»
schlesische Lehrstand zum Zeichen seiner
Hochachtung und Dankbarkeit mit seinem
lithographirten Porträt, das die Auf»
schrift trägt: „Liebesgabe deS mährisch-
schlesischen Lehrstandes" und mit einer
prächtigen Adschiedöadresse. I n seinem
neuen Wirkungskreise setzte P. seine Be»
mühungen zur Hebung der Volksschule
in gleicher Weise fort. Zahlreich sind be»
reits die Schulen, welche seiner Anregung
und Mithilfe ihre Verbesserung verdan»
ken, darunter z. B. jene in Korneuburg,
wo ihm uon der Stlldtcommune ebenfalls
das Ehrenbürgerrecht ertheilt worden
ist. Als es sich um Vertretung deS öster»
reichischen Schulwesens bei der Pa»
nser internationalen Ausstellung des
ZahreS 1867 handelte, wurde P. in das
Vorbereitungscomitä berufen und spater
als officieller Berichterstatter nach Paris
gesendet. Sein dießfälliger Bericht ist in
dem großen Werke: .Ofsicieller Bericht
über die Pariser' Welt>AuSstellung her» ausgegOen durch daS österreichische
Centralcomit6" enthalten. I n den ersten
Jahren seiner Wirksamkeit in Wien
betheiligte sich P. fieißig an der Mit-
arbeiterschaft im „Oesterreichischen Schul»
boten". Eine längere Abhandlung, die
er in diesem Blatte veröffentlichte,
wurde unter dem Titel: „Gin Mb
ki>5 dem Schnll^en" im Separatabdrucke
herausgegebeu (Wien, Seidel) und in
mehrere Sprachen übersetzt. Sein große»
res Werk: „Nie Vertullinnng dn
mit besllndrrer Neinckzichtignng
(Wien 1868, Sallmayer) wurde von der
Regierung den Schulen und Gemeinden
empfohlen. P.'S Bestrebungen in der
Volksschule sind mit Nachstehendem cha»
rakterisirt: Er bekämpft den leidigen
Mechanismus, strebt Verständniß und
Selbstthätigkeit der Schüler an und legt
ein besonderes Gewicht auf den An»
schauungsunteriicht, wobei er der
Anschduung der Objecte in der Wirklich,
keit vor den Modellen und Bildern ent»
schieden der Vorzug einräumt. Während
früher in den österreichischen Volksschu»
len höchstens nur einige Bilder zum An»
schauungsunterrichte verwendet wurden,
erfreuen sich jetzt viele dieser Schulen,
namentlich in den Ländern, wo P.
wirkte, des Besitzes kleiner Museen von
Naturalien, deren Kenntniß die Schule
vermitteln soll. Eine weitere, P.'s An»
sichten
chaiakterisirende
Bestrebung ist es,
daß er die Anwendung von Ichrerinen
zum Unterrichte der Mädchen in der
Volksschule befürwortet. Ueber seine An»
regung wurde eine Lehrerinen-Bildungs»
anstatt in Brunn begründet und es find
bereits in mehreren Gemeinden Nieder»
österreichS Lehrerinen angestellt worden.
Seit seiner Berufung nach Wien ist P.
Vorsitzender der Commission der deut»
schen Sprach» und Schullesebücher und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon