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tung, aber jeder gewaltsame Eingriff würde
hier am unrechten Platze sein." Ferner über
die Frage, ob die Kuranstalt zu belassen
oder aufzuheben sei, schreibt Freiherr uon
T.: „Die Commission hat sich einstimmig
gegen die Aufhebung der Curanstalt des P.
erklärt, da sich dieselbe in vielen Beziehungen
al« heilsam bewiesen habe, schädliche Folgen
nicht nachgewiesen seien, die wenigen Todes'
fälle bei dem Umstände, daß ailch an ande>
ren, unter ärztlicher Leitung steheiwen <2ur-
anstalten dasselbe stattfinde, keinen hinrei«
chenden Grund zu einer solchen Maßregel
darbieten, der stets zunehmende Ruf derselben
im In< und Auslande und die öffentliche
Meinung wegen des durch ihre Auflassung
zu besorgenden üblen Eindruckes.im Publi.
cum volle Beachtung verdiene und überhaupt
Verbote von Heilmethoden theils schwer zu
handhaben seien, theils auch die Möglichkeil
ihrer Umgehung nur demoralifirend auf die
Staatsbürger einwirken. Ich theile uollkom<
mm die Anficht der Commission und schließe
mich ganz den von ihr gegen die Aufhebung
der Gräfenberger Anstalt geltend gemachten
Gründen an."
Heilerfolge der Piießnitz'schm Methode. Cinen
anderen, nicht minder interessanten Veitrag
zu P.'s Heilverfahren und über die un>
glaublichen Resultate desselben gibt Dr.
Sel inger in dem unter den Quellen
über P. angeführten Werke mit folgenden
Worten.: „Tausende und Tausende, die einst
in Gräfenberg Stärkung, Heilung oder Ret<
tung gefunden, loben unter allen Himmels,
strichen da« Werk des Meister«. Auch die
Register des Todtengräbers zu Freiwaldau
im österreichischen Schlesien loben es in
beredter Zisfernsprache. Der Mann heißt I o.
hann Franle und seine Register melden
jedem, der Kunde erhalten will, die Anzahl
der Todten, die er jährlich zur Erde bestattet.
Dieselben Register melden nun auch, daß in
2ljahriger Ausübung seines düsteren Berufes
bis zum Tode Priehnih's Johann Franke
mit Einschluß einiger alläapatisch behandelten
Diener nicht mehr als fünf und vierzig
Personen begraben habe, die in Freiwaldau
und Gräfenberg mit kaltem Wasser behan<
delt worden waren. Da von Zö—40.000
Kranken, die unter der Behandlung des
berühmten Arztes jener Gegend gestanden,
auf die letzten 2l Jahre nach Ausweis
der Curlisten 24—25.00« entfallen, so ist
ersichtlich, daß unter t0<w Kranken nicht einmal zwei ihr Leben verloren haben. Unter
!0W Kranken, die man zum großen Theile
als unheilbar aufgegeben, sind dem Wasser-
arzte P. nicht zwei gestorben. Wo in der
weiten Welt lebt der Twctor der rationellen
Heilkunde, der solche Ergebnisse einer ähn>
lichen märchenhaften Berufsthätigkeit nach«
zuweisen uermag? Und doch sind so Viele
geneigt, den verblichenen Wundermann mit
Geringschätzung zu nennen, weil er keine
lederne Urkunde in der Tasche trug, die ihn
mit großen Buchstaben auf untrügliche Weise
zum Doctor gemacht hätte. Edler P-! Soll>
ten die Lebenden deine rettenden Thaten und
deinen Namen vergessen wollen — Todten«
register sorgen für deine Unsterblichkeit.
Whllllsk? sprich: Pschihonsky)
Franz (gelehrter Theolog, geb. zu
Prag 6. October 1788. gest. zu Bau>
zen 42. Jänner 1889). Sohn bürger»
licher Eltern, besuchte er das Gymnasium
auf der Prager Kleinseite, begann nach
Beendigung derselben die philosophischen
Studien und befreundete sich um diese
Zeit mit dem damaligen Professor der
Theologie Bolzano I M . I I , S. 38^.
Im Elternhause religiös erzogen und
scinem eigenen Dränge folgend, wählte
er das Studium der Theologie, ohne
jedoch seine Lieblingswifsenschaften, Lite»
ratur und Philosophie, zu vernachlassi»
gen. 1897 trat er in das erzbischöfliche
Seminar und erhielt im Jahre 181t die
Priesterweihe. Nun trat er in die Seel»
sorge und kam zuerst als Caplan nach
Slap im Breslauer Vicariatei dort ver»
weilte er sieben Jahre — ein Jahr «ls
Administrator --- und erwarb sich die
Liebe und Achtung der Bevölkerung und
für feine Verdienste um das Schulwesen
die Anerkennung des Cottsistoriums; über.
dieß setzte er ununterbrochen seine wissen»
schaftlichen Studien fort und blieb in
beständiger Verbindung mit Volzano.
1818 bewarb er sich um die Stelle deg
Adjuncten der theoretischen und prakti»
fcken Philosophie, welche er bis 1822
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon