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Püttner Püttner
Im Monat Juni 1868 wünschte der
Obersthofmeister Fürst Hohen lohe, P.
möchte eine Reihe alter Familienbilder
deö Kaiserhauses restauriren. Es mag im
eisten Augenblick befremden, daß P. diesen
Antrag, in der Regel für Künstler minderen
Ranges passend, sofort annahm, aber alle
Bedenken schwanden bei ihm, als er in
Erwägung zog, daß so viele vortreffliche
Kunstwerke Gefahr liefen, ganz zu Grunde
zu gehen, ferner daß er stch seit einer
Reihe von Jahren sorgfaltig mit Studien
über alte Kunst beschäftigte, wo ihm denn
nun Gelegenheit geboten ward, einen
praktischen Curö bei der Restauration
solcher Werke zu nehmen, endlich daß ihn
bei dieser Arbeit insbesondere das Ge>
schichtliche interessirte. P. ging also mit
allem Eifer und mit großer Liebe daran.
Es befanden sich darunter zahlreiche
Familienbilder des Kaiserhauses, seltene
Stücke b!S zurück in die spanische Zeit,
Vieles aus der ehemaligen Kunstkammer
des KaiserS Nudolph, dann Landschaft
ten und Thierstücke. Mehrere der letzteren
wurden zur Ausschmückung des kais. Lust»
schlofses Neuberg verwende!. Von den
Familienbildern kamen die meisten in die
sogenannten toscanischen Gemächer der
kaiserlichen Hosburg in Wien st. Stock,
Aussicht auf den äußeren Burgplatz), es
sind die Familienporträtü von Ka r l VI .
bis Kaiser Franz mit dessen Geschwistern.
Nachdem P. drei Vierteljahre mit diesen
Nestaurationsarbeiten beschäftigt war,
wurden dieselben mit einem Male— auö
Ersparungsrücksichten — ststirt. P. kehrte
nun zu seinen früheren Arbeiten zurück,
verließ aber — seinem Hange nach einem
ganz abgescbloßenen Familienleben nach»
gebend — Wien und begab sich nach
Vöslau nächst Baden bei Wien, wo
er in dem seiner Frau gehörigen
Familienhause seinen bleibenden Wohn» sitz nahm, sich auf dem dazu gehörigen
Grunde noch ein zweites Haus und ein
Atelier baute, wo er nunmehr ganz seiner
Kunst und seiner Familie, zurückgezogen
von der Welt, lebt, mit welch letzterer er
jedoch durch seine Werke, deren er immer
neue zu Tage fördert, in Verbindung steht.
Der Herausgeber diese« Lexikons wendete
sich an den Künstler mit der Bitte um
ein Verzeichniß seiner Werke. P. erwiderte
darauf: „die Zahl derselben aus seiner
ersten Zeit ist Legion und eine Aufzah»
lung derselben, da sie unbedeutend, un»
statthaft^ nach seiner Rückkehr aus Wien
malte er auch sehr viel für Kunsthändler,
er bekam diese Bilder später nicht wieder
zu Gesichte, sie
müssen sich also im Besitze
der Käufer befinden, denen sie wahrschein>
lich gefallen, cle AUgtibu« non eLt, äispn-
tanäuin; waS nun die Zahl seiner Werke
auS der späteren Lebensperiode betrifft,
so ist diese ungemein groß; man sagte
von W aldmül ler bei Gelegenheit seines
TodeS, er habe gegen 3000 Bilder
während seines ganzes Lebens gemalt.
AlöWaldmül ler starb, war er 70 Jahre
alt. Ich zähle jetzt 80 Jahre und ich meine
daß in der Zahl meiner Bilder wenig von
3000 fehlen wird. Ein Verzeichniß davon
anzufertigen, bin ich außer Stande." Der
Herausgeber kann also im Folgenden
nur jener Bilder gedenken, welche in den
öffentlichen Ausstellungen zu sehen waren.
Diese sind in den Jahres-Aus stet-
lungen der k. k. Akademie der
bi ldenden Künste bei St. Anna
in Wien, im Jahre 1842: ein „Zlqna-
!nltnn22°, das erste Werk, mit dem der
damals 21jähr!ge Künstler vor die Oef-
fentlichkeit trat; — 1844: „Zwei u°r
Nniur liegende Schiffe bei nnfgrhindem Alande" ',
— „Gine Winterlimoschllit" , — 1645:
„FnedlM"; — „Mnter>°»d5chl>lt", beide
Eigenthum des Grafen Zichy'. — eine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Volume 24
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Prokop-Raschdorf
- Volume
- 24
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 450
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon