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im Programme des k. k. Gymnasiums zu
Linz fĂĽr is62/l863 aber auch gar nicht
genannt ist. mährend er doch im Munde
des Volkes lebt. Man erzählt sich daß P.
einen Theil seiner Dichtungen verloren
habe, und zwar soll er dieselben per Post
an einen Freund geschickt, dieser aber die
Sendung nie erhalten haben. Vielleicht
fiel dieselbe in die Kallab.Periode. Als
Ursache, daĂź er seine Gedichte, obwohl
von so vielen Seiten der Wunsch nach ihrer
Drucklegung ausgesprochen worden, in
Pulte verschlossen halte, wird angegeben,
daß Bischof Rudi gier der Veröffent.
lichung derselben entgegengestanden, doch
wird dieĂź von anderen wieder entschieden
in Abrede gestellt. A-uch erzählt man sich,
daĂź er, als eines Tages einem hohen
geistlichen Würdenträger Purschka's
Name genannt wurde und dieser darauf
wegwerfend erwidert habe: „aha, das ist
der, der die Verftln schreibt", ein Neben»
stehender dem hohm geistlichen Würden»
träger mit vernehmlicher Stimme ent-
gegnete: „P. macht keine Verseltt, son»
dem er dichtet zu Gottes Ehre, zum
VergnĂĽgen der Gebildeten und zum
Nutzen des gemeinen Volkes". Von P.'s
älteren Gedichten sind bekannt: „Nn
«mlgnllkny Sni> Mr" ; — „Nie Mittel-
schnlin"; — „Wirkungen be5
„Ner Zlischick örü Arkrnttn"; — „
kchr ölr Salbüteci"; — „Nie
Mln" ; — „Ms Ntwirzettel". Seine
späteren Gedichte sind weniger Genre-
vilder, wie die oben angefĂĽhrten, als
vielmehr breite entfaltete Lebensgemälde,
welche psychologische Lösungen versuchen.
Dieses MiĂźverstehen seiner Dichtungsgabe
an maĂźgebender Stelle, soll Ursache jener
Verbitterung sein, die den so wĂĽrdigen
Priester und edlen Dichter seit einiger Zeit
erfĂĽllt.
Eigene handschriftliche Notizen. Purtschn
Pmtscher. Adolph (Dichter und
Abgeordneter auf dem Kremsierer
Reichstage, geb. in Tirol um 4848, gest.
zu Wien im Jahre 483l). Sein Stamm»
und Geburtsland ist Tirol, und vielleicht
gehört er derselben Familie an, welcher
der (am 6. Mai 1768 geborne) k. k.
wirkliche geheime Rath, Präsident der
Senatsabtheilung in Verona, nachmalt»
ger erster Vicepräsident der obersten Iu°
stizstelle und Commandeur des osterreichi°
schen Leopold'Ordens, F ranz Xauer
Purtfcher Freiherr von Eschenburg,
angehört. Ueber die Bildlingsgeschichte
Adolph's P. ist nur wenig bekannt.
I n seinem Vaterlande wurde er in einem
IesuiteN'Collegium erzogen, in welchem
er sich eine grĂĽndliche Bildung aneignete.
Die römischen und griechischen Classiker
hatte er so inne, daĂź ihm, der ĂĽberdieĂź
ein treffliches Gedächtniß besaß, unwill»
kĂĽrlich bei jeder Gelegenheit lange Ci>
täte, wie er sie eben im Flusse seiner
Rede brauchte, entströmtm. Auch war er
in der deutschen und zum Theile in frem°
den Literaturen trefflich bewandert. So
hatte er sich ein gediegenes Wissen hu»
manistischen Inhalts angeeignet, das
er später bei ftinen Forschungen in der
Natur durch einen materiellen ergänzte.
Zu letzterem bot sich ihm reichliche Gele»
genheit, als er in-Wien den medicinischen
Studien oblag. „Wir stcmdm", schreibt
sein Biograph, „oft bei gemeinsamen
Wanderungen im Freien, bewundernd vor
ihm, wo jedes Stäubchen ihm lebte,
wenn er die Ursachen der Erscheinungen
mittheilend erklärte. Es lag ein unend»
lich, gründliches, zum großen Theile selbst»
thätiges Auffassen in diesen seinen Ana>
lysen." So lief P.'s Streben nach zwei
Richtungen, der poetischen, auf die
humanistische Grundlage gestĂĽtzt, und
der philosophischen, deren Grund»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Volume 24
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Prokop-Raschdorf
- Volume
- 24
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 450
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon