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häufige Fall vorkommt, daß tüchtige
Fähigkeiten gewürdigt und die schrift»
stellerische Thätigkeit deS Mannes nicht
als ein Uebel, sondern als Vorzug ange>
sehen wird, nicht dieß istes.waS ihm einen
Platz in diesem Werke anweist, sondern
seine ! i te iar ! sche Stellung und Thätig»
keit, die zu seiner Zeit schon beachtet wur-
den und zu aller Zeit eine Würdigung ver-
dienen. Schon im I . 1777 begann R. die
Herausgabe eines Musenalmanachs, bei
dessen Redaction, wie er selbst in einem
Schreiben klagt, welches die Fr an kl-
schen „Sonntagsblatter" 1844, S. 771,
abdrucken, er solche Schwierigkeiten zu
überwinden und Unannehmlichkeiten zu
bestehen hatte, daß er schon mit dem drit»
ten Jahrgange die Redaction niederlegte
und sie für den vierten Jahrgang an
Richter überließ, dessen Stelle jedoch
in Wirklichkeit Prandstetter vertrat.
Vom Jahre 1781 bis 1792 erscheint
zwar der Almanach immer unter der
Redactionsfirma Ratscht») undBlum»
auer, aber die Hauptarbeit besorgte
Blumauer. der seit 1793 allein als
Herausgeber erscheint, bis er sich 1793
mit Leon zur Herausgabe verbindet.
Dieser Almanach bildet ein interessantes
literarhistorisches Moment für daS deutsche
Oesterreich, daS sich damals schon wie
auch heute in Wien concentrirte. I n
dem Zeitraume von 29 Jahren, wäh»
rend welcher er erschien, betheiligten sich
119 Mitarbeiter daran', die nachmals
gefeierte Karoline Pichler lieferte im
Jahre 1782. damals 12 Jahre alt,
ihren eisten Beitrag. Sonderbarer Weise
konnte sich daS Unternehmen spater nicht
wieder zu einer solchen stattlichen Folge-
reihe kräftigen, denn im Jahre 1798
gab eine Gesellschaft den „Neuen Wiener
Musenalmanach" heraus, für daS Jahr
l,799 erschien keiner, und 1800 und 1801 setzte G ah eis ihn fort, dann er»
schien 1802 Liebel's „Wiener Musen«
almanach, nun folgten in einem ßrößeren
Zeitraume 1808 jener von K. Strek»
fuß und Fr. Treitschke. 1808 von A.
Kühn und Fr. Treitschke, und im
nämlichen Jahre noch einer von K. G.
Rumyr , 1814 von Erichson, bis erst
nach einer Unterbrechung von mehr als
zwei Decennien der durch von dem Her«
ausgebei Ritter von Bra unthal unter«
schobene Gedichte von Grün berüchtigte
Musenalmanach deS Jahres 1837 und
bald darauf jener von Schumacher den
Reigen dieser Culturmefsec der österrei»
chischen Lyrik schloffen. I n neuerer Zeit
nahm Emil Kuh mit seinem, dem Mün»
chener Dichterbuch nachgebildeten „öster»
leichischen Dichterbuch" den Versuch von
Neuem auf, ohne ihn jedoch zu wiederho»
len. Die beiden Jahrgänge deS „Aurora»
Albums" sind weniger Musen» als Kunst»
leralbums. Ratsch ky selbst veröffent»
lichte verhältnißmäßig nur wenig eigene
Arbeiten in den von ihm herausgegebe»'
nen Bänden des Musenalmanachs, hin»
gegen gab er mehrere selbststündige
Sammlungen seiner Gedichte, ein komi»
sches Epos, ein paar Theaterstücke und
mehrere besonders gedruckte Gelegen»
heitSgedichte heraus. I n diesen Arbeiten
offenbart sich ein feiner Geist, welcher
für seine Zeit die Sprache mit Leichtigkeit
handhabt, leichter Witz, ein ziemlich sorg»
fältiger Reim und eine im Ganzen reine
Sprache. Sein leider vergessener „Mel»
chior Striegel" zählt zu den besten komi»
schen epischen Gedichten in deutscher
Sprache, die ja an dergleichen nicht eben
zu reich ist. Die Titel der von Rat sch k y
herausgegebenen Schriften sind in chro»
nologischer Folge: „Mi«« nnü
Singspiel" (Wien 1773, 8«.); —
scher MnSenMillnnch nnl die Zich« l>7?7,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon