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Niccabona Mccabona
dem Andringen italienischer Freischaaren
nicht widersetzt zu haben, welche Denun»
ciation Riccabona entschieden zurück-
wies und in einer späteren Sitzung die
zur Aufklärung des Thatbestandes erfor»
derlichen Schriftstücke der Versammlung,
zur Einsicht eines jeden Abgeordneten,
überreichte. Unter der dem Wiener Octo<
ber°Aufstande gefolgten Säbelherrschaft
wurde auch die Verfassung zu Grabe
getragen, die Landtagsthätigkeit der
Kronländer ward eingestellt, und Ricca-
bona war wieder seinem Familienleben
zurückgegeben. Nur das Vertrauen seiner
Mitbürger, die ihm wiederholt das Bür«
germeisteramt von Cavalese übertrugen,
riß ihn aus demselben. Auf diesem
Posten wirkte R. zum Besten der Ge<
meinde, die ihm manche wohlchätige Ein»
richtung verdankt, und deren Vertrauen
er immer mehr und mehr gewann. Als
dann im Jahre 4861 die Wahlen für
den neu einberufenen Tiroler Landtag
ausgeschrieben wurden, fiel auf Ricca-
bona die Wahl. und er fand sich auch
bei der am 6. April 4861 stattgehabten
Eröffnung ein. I n der Sitzung vom
42. April g. I . brachte er mit noch drei
anderen wälschtirolischen Abgeordneten
den Antrag ein, es sei ein besonderer
L.indtag und ein besonderes Landes-
statut für den italienischen Landestheil
Tirols zu bewilligen, übrigens sei der
Prov inz ia lverband aufrecht zu er>
halten, und sollen auch gewisse „allge-
meine Angelegenheiten" in Zukunft ge-
meinschaftlich verhandelt werden.
I n der Sitzung vom 20. April begrün-
dete R. seinen Antrag in emer längeren
Rede. Bald wuchs R.'s Ansehen und
Beliebtheit im Landtage, Beweis dafür
seine Wahl am l3. April zum Ersatz-
mann für den Landesauüschuß und am
4,6. April zum Abgeordneten in den österreichischen Reichsrath. I n den kirch.
lichen Fragen des Landtages verhielt sich
R. tolerant, und wenn er sich in der
Sitzung vom 47. April den bischöflichen
Anträgen zum Schutze der Glaubensein-
heit anschloß, so erklärte er doch in seiner
denkwürdigen Rede vom 23. Februar
4863, dah es unbi l l ig und sinnlos
wäre, den Protestanten in Tirol
die Ansiedlung zu verwehren.
Im Ganzen hatte sich R. im Landtage
seine Unabhängigkeit gewahrt, er ging
mit der liberalen Partei, wenn deren
Tendenzen mit seinen Ansichten zusam«
menschlugen; durch Dick und Dünn mit
einer Partei zu gehen, das widerstrebte
ihm, dem selbstftändigen Denker, der in
Allem seine eigene wohlerwogene Ansicht
vertrat. Was nun seine Gefammithatig»
keit auf dem Landtage betrifft, so läßt
sich diese in Folgendem zusammenfassen:
In Ansehung der Landesverheidi-
gung war er auf dem Landtage von
4861 gegen die Ginbeziehung der Wälsch-
tiroler in dieselbe; ja er verwarf damals
sogar das Princip der zwangsweisen
Heranziehung tirolischer Wehrkräfte zu
derselben; als Wälschtiroler sprach er
für die Gewc rbe frei heit, für die
Beschränkung des Einflusses der Ge-
meindevorsteher, dagegen wider»
setzte er sich in dieser Eigenschaft der
Einschränkung des Vog elfang eS ;
was die Vervollständigung der Inns-
brucker Universität betrifft, so interes-
sirte er sich lebhaft für diese Frage;
ferner betrieb er standhaft die Hyvo»
thekenerneuerung, wünschte eine
Revision der 3andtags-W a hlord-
nung; großen Antheil bewies er immer,
wenn die Thei lung des Landes nach
der Sprachgrenze discutirt wurde,
für welche er mit dem ganzen Gewichte
seiner Neberzeugung einstand; seine Land»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon