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Niccabona Niccabona
tagsthätigkeit beschloß er mit seiner am
16. December 4866 gehaltenen Rede. in
welcher er über die Sist i rungspol i
tik des Ministeriums Belcredi sein
Verdamm ungsurthei l sprach. Er
verlangte Wiederherstellung verfaffungs
mäßiger Zustände, nur von ihnen eine
Kräftigung Oesterreichs erwartend, und
wer sich dagegen ausspricht, versündigt
fich nach seiner Anschauung schwer gegen
Oesterreich und gegen seinen Kaiser. Als
am 18. Februar 1867 ein neuer Landtag
zusammentrat, hatte die Rührigkeit einer
extremen Partei seine Wiederwahl zu
vereiteln gewußt. Nachdem im Vorste-
henden seine öffentliche Thätigkeit ge-
würdigt worden, bleibt noch Einiges
über ihn in anderer Richtung zu sagen.
Durch eigenthümliche Verhältnisse, deren
Schilderung sich der Aufgabe dieses
Werkes entzieht, dann aber auch in Folge
der Unlust, mit der R. die Verwaltung
feines Vermögens übernahm, der er
seiner ganzen Charakteranlage nach nicht
gewachsen war. und wodurch er das
Sinken seines Wohlstandes zum Theile
selbst verschuldet haben mochte, verlor
R. mit einem Male den größten Theil
seines nicht unbedeutenden Vermögens,
welcher Schlag ihn bei seiner zahlreichen
Familie schwer genug traf. Im Jahre
4868 übersiedelte er nach Innsbruck, da
die Erziehung seiner jüngeren Kinder
diesen Aufenthaltswechsel bedingte. Dort
verlebte er seine letzten Jahre. Noch
wohme er der Verfassungsfeier am
21. December 1870 bei. in welcher er
einen Trinkspruch auf den „Muth" aus«
brachte, „der treu sich bleibt und immer
gleich, daß ihm'das große Werk gelinge:
das eine freie Oesterreich". Wenige Tage
später erlag ec einer Lungenentzündung
im Alter von 63 Jahren. Kar l von
Riccabona war Publicist und noch mehr Poet. Einer der „Stillen im
Lande", die, von dem Markte des Lebens
sich zurückziehend, in ihrem traulichen
Heim ihr Glück und ihre Welt finden.
Es fanden sich in seinem Nachlasse zahl«
reiche Gedichte, viele, welche noch in die
Dreißiger-Jahre fallen, die eine fühlende
Seele und einen poetisch geläuterten
Geschmack bekunden, und ohne nach
einem Vorbilde gearbeitet zu sein, der
reine Ausdruck eines poetischen tiefempfin«
denden Gemüthes sind. Er hatte auch
in früheren Jahren die Absicht, eine
Sammlung seiner Poesien durch den
Druck zu veröffentlichen, doch kam er
nicht dazu, und nur Bidermann in
dem in den Quellen angeführten Lebens-
abriß theilt einige seiner Gedichte mit.
Ueberdieß fanden sich in seinem Nachlasse
mehrere Schriften philosophischen und
publizistischen Inhalts in deutscher und
auch in italienischer Sprache, dahingegen
die Gedichte sämmtlich in deutscher ver-
faßt sind. Unter den erwähnten Abhand«
lungen sind anzuführen: „Gedanken über
Philosophie" (1840), woran sich eine
ganze Reihe von Abhandlungen ähn-
lichen Inhalts schließt'. — „Ueber das
Wort und die Sprache"; — „Versuch
einer akademischen Vorlesung über daS
Dasein Gottes"; — »Alarms r1Ü685ioni
lonte äki äiritto" ; — „Di aloune
i 5unäÄrQ6iiti2.1i äsiia liberta,
oivils"; — „Gedanken zur Reconstruc-
tion der österreichischen Monarchie"; —
„Ueber die Partei der Mitte" ; —
6 fanatismo", u. dgl. m.
Niccabona war seit dem 3. August
1839 mit Joseph ine von Ga steig er,
der Tochter des in Tirol rühmlichst be-
kannten Kreishauptmanns von Schwaz,
Anton von Gasteiger s^. d. Bd. V,
S. 100^, vermalt, aus welcher Ehe zehn
Kinder den Vater überleben. Ricca-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon