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und Gefällen.Commifsars zu Leitmerih
in Böhmen übergetreten, wo er seiner
Familie und der Erziehung seiner Kinder
lebte, von denen Johann Wilhelm
daS jĂĽngste war. das er den Studien
widmete. Klopftock's Messias". den
die Eltern — die Mutter war eine Pro
testantin — laut vorzulesen pflegten,
weckte die ersten edleren, geistigen Keime
im GemĂĽthe des Knaben, der in den
Gymnafialclassen, dessen Lehrer damals
viel zu wĂĽnschen ĂĽbrig lieĂźen, den Unter
richt in den gewöhnlichen Lehrgegen
ständen erhielt. Im Jahre 1737 bezog
R. die Prager Hochschule, wo er unter
Männern wie Seybt. G.A. Meißner
und Ignaz Cornova das nachholte,
was er bei dem schlechten Gymnasialunter,
richte versäumt hatte. Die drei genann»
ten Lehrer weckten Ridler's Sinn fĂĽr
wissenschaftliche Arbeiten, namentlich fĂĽr
historische Forschung, und mit Cornova
blieb R. selbst dann noch im brieflichen
Werkehre, nachdem er sich bereits eine
selbstständige Lebensstellung geschaffen.
R. begann.nun, um sich fĂĽr ein Amt
im Staatsdienste vorzubereiten, das
Studium der Rechte, hatte bereits auch
Naturrecht und Kirchenrecht gehört, als
er im Jahre 1791 die Erzieherstelle bei
einer Familie in Wien ĂĽbernahm und
nun die ferneren Studien privat fort-
setzte. Spater kam er in das Haus des
Großhändlers Freiherrn von Natorp.
wo es bei den gesellschaftlichen Verhält-
nifsen desselben nicht an mannigfachen
Anregungen fehlte. In Wien besuchte er
während ieineS Aufenthaltes bei Na.
to rp's (1793—1804) an der Universität
die Vortrage deS Professors der classi-
schen Literatur, Franz Hammer, durch
dessen Vermittlung Ridler den Auftrag
erhielt, die Lehrkanzeln der Welt- und
österreichischen Staatengeschichte zu supp. liren, worauf er nach einer mehrjährigen
Thätigkeit auf diesem Posten im Jahre
1804 wirklicher Professor der genannten
Fächer an der Wiener Hochschule wurde.
Nach des greisen Professors Alter Ver-
setzung in den Ruhestand wurde R.
berufen, an dessen Stelle das Lehrfach
der Diplomatik zu suppliren. Die Be°
rufung des jungen Mannes fand in den
Studentenkreisen eben keine erfreuliche
Aufnahme, alle Zuhörer blieben aus, bis
auf den Einen, der durch die Befreiung
vom allgemeinen Unterrichtsgeldo gebun»
den war, diese Vorträge zu besuchen.
Rid ler aber lieĂź sich durch diesen
Umstand nicht im geringsten beirren, trug
diesem Einen, als' ob es Viele wären,
den Gegenstand vor, und bald hatte sich
zu seinen anziehenden Vorträgen ein
ansehnlicher Zuhörerkreis wieder einge-
funden. Als in der Folge. 1793, Wien
die Franzosen beherbergte, hielt R. seine
Vortrage, in welchen er ungeachtet der
Anwesenheit des Feindes in der Haupt»
stadt seinem patriotischen Eifer, der ihn
Manches aussprechen lieĂź, was demselben
eben nicht schmeicheln mochte, keinen Ein»
halt that, und doch hatten seinen Vorträ-
gen nicht selten französische Officiere bei-
gewohnt, die im ElsaĂź geboren, der deut-
schen Sprache mächtig waren. Im Jahre
1807 erhielt Ridler die Berufung aiS
Erzieher, zu Sr. kais. Hoheit Erzherzog
Franz Karl, worauf er in ahnlicher
Eigenschaft bei den Erzherzogen Ferdi-
nand und Joseph und als Lehrer bei
den Erzherzoginen Maria Ludovica,
Leopoloine und Karoline thätig
war. Im Jahre 1809 wurde R., unter
gleichzeitiger Ernennung zum RegierungS»
rathe, bei der k. k. Studien>Hoscom«
mission angestellt, bei welcher er sieben
Jahre diente, bis er nach dem Tode des
Hofrathes Anton Spendou im Jahre
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon