Page - 106 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Volume 26
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Dankadresse erhielt; — „DieOrganifirung
der kirchlichen Gerichte"; — „Darstel.
lung deS canonischen Civil- und Straf
Processes" u. s. w. Diese den Zeitbedürf
niffm ganz entsprechenden Aufsätze fan>
den solchen Beifall, daß diese Zeitschrift
damals die höchste Zahl ihrer Abnehmer
erreichte. Mit ah. Entschließung vom
28. Februar 1849 wurde Rieder Dom
scholaster in Linz. Als in demselben
Jahre in Wien eine Versammlung der
österreichischen Bischöfe stattfand, um
dem k. k. Ministerium die geeigneten
Anträge über neue Regulirung des Ver-
hältnisses zwischen Kirche und Staat in
Oesterreich vorzulegen, wurde Ried er
von dem durch Erblindung gehinderten
Bischöfe Ziegler als sein Stellvertreter zu
dieser Versammlung, welche vom 29. April
bis 20. Juni 1849 tagte, gesendet. Er
nahm lebhaften Antheil an den Verhand-
lungen, wurde auch in zwei Ausschüsse
gewählt und zum Referenten über das
Klosterleben bestellt. Am 21. Juni 1830
bestimmte ihn der schwerkranke Vischof
Z i e g l e r zu seinem General»Vicar,
welche Bestellung von Sr. Majestät ge-
nehmigt wurde. Dieses Amt verwaltete
R. bis 23. Jänner 183t, der Genesung
des Bischofes. Nach dessen Tode wurde
er am 18. April 1852 zum Capitular»
Vicar (Bischums-Verweser) gewählt und
verwaltete er dieses Amt bis 12. Juni
1833 mit Humanität. Geschäftskenntniß
und Klugheit. Korporationen und ein«
zelne Personen bezeugten ihm ihre volle
Anerkennung über feine Amtsführung,
welche kein Mißton störte. Am 20. Juli
1854 ernannte ihn die Gemeinde Alt»
schwerd in Oberösterreich zu ihrem Ehren»
bürger wegen der Verdienste, die er stck
um diese Gemeinde erwarb. In Würdi«
gung seiner Verdienste um Staat und
Kirche verlieh ihm der Kaiser mit ah. Entschließung vom 22. April 1834 das
Ritterkreuz des Franz Ioseph<OrdenS
und am 12. Jänner 1833 ernannte er
ihn zum Dompropst in Linz. Als die
geistlichen EheZerichte in Oesterreich am
1. Jänner 1837 in Wirksamkeit traten,
wurde er Präses für jenes in Linz. Als
gegen Ende 1339 in Folge ah. Anord»
nung eine Berathungs«Commission über
Abfassung der Landgemeinde'Ordnung
für das Erzherzogthum Oesterreich ob
der Enns und über weitere, damit zu«
sammenhängende Gegenstände eingesetzt
ward. wurde R. in diese Commission
von dem k. k. oberosterr. Statthalterel-
Präsidium am 8. October 1839 als Mit«
glied berufen, daselbst in den Ausschuß
und zum Referenten über den ersten
Theil des Gemeindegesetzes gewählt.
An den Wirren und Conflicten, welche
in Folge der Staatsgrundgesetze vom
21. December 1867 und dann der Schul»
gesetze in der Linzer Diöcese zwischen
Staat und Bischof ausbrachen, ist
Ried er ganz unbetheiligt geblieben.
Ried er, ein großer Freund der Wissen«
schaft, pflegte insbesondere Philosophie,
Kirchengeschicbte und Kirchenrecht. Auf
seinen Reisen besuchte er die berühmten
Manner, interesfirte sich für die Unter»
richts» und Erziehungsanstalten und für
die Einrichtung des Volksschulwesens.
Die Fertigkeit, mit welcher die Franzosen
die Resultate der Wissenschaft für daS
praktische Leben fruchtbringend zu machen
.verstehen, belebte und befestigte auch sein
bereits vorhandenes Streben, die Wissen»
'chaft mit dem Leben, die Theorie mit
der Praxis zu verbinden. Von seinen
iterarischen Arbeiten smd zu nennen:
„Handbuch ürr k. K. Gesetze nntl Verurtlnnngrn
nber geistliche Angelegenheiten", 3 Bände
(1. Band 1847, 2. Auflage Wien 1848.
Mayer u. Comp.; 2. Band ebd. 1833;
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon