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Nieger u. Niegger Nieger u. Niegger
s^ uon^" widmet ihm in
Anbetracht dessen 30 Zeilen und seinem
Namensvetter, dem Herrn Ladislaus
Rieger, 4687 Zeilen!^ Das zur Unter-
stützung ärmerer Studirender bestimmte
Unterrichtsgeld verwendete R. in der
zweckmäßigsten Weise. Trotzdem reichte
es bei weitem nicht aus, um alle Würdi-
gen damit zu betheilen. Da gelang es R.,
einen bisher ganz unbeachtet gebliebenen
Umstand zu entdecken. Die Stiftungen
für Seminarien und Convicte waren
bekannt und wurden gehörig verwendet;
eine nicht unbedeutende Anzahl solcher
Studienstiftungen lag aber todt und
unbenutzt'. Niemand wußte Etwas von
ihnen. Riegger bei seinem sozusagen
angebornen Forschertriebe wagte sich
muthig in das Labyrinth deS böhmischen
Stiftungswesens, durchsuchte die Archive,
die alten Registraturen, forschte nach
den Stiftungsurkunden, brachte in dieses
Chaos Ordnung. Deutlichkeit und Evi»
denz, und hatte so nicht weniger denn
fünfzig Stiftungen dem Untergänge ent.
zogen und ihrem humanen Zwecke, dem
Willen der Stifter gemäß, wieder zuge-
geführt. Durch den Verkauf der schlecht
verwalteten Stiftungsgüter und sichere
Anlage der Capitalien gewann er über-
dieß bedeutende Summen für den Fond,
und um seine Bemühungen Eltern und
Studirenden recht nutzbar zu macken,
veröffentlichte er seine musterhafte Schrift
über die böhmischen Studienstiftungen,
worin cr nach alphabetischer Ordnung
der Stifter die Summen der Stiftungs»
capitalien, den Betrag der einzelnen
Stipendien und die dazu Berechtigten
angibt. Der Nutzen eines solchen Werkes
ist in Anbetracht des Zweckes einleuch»
tend. Der Studienreferent nahm bei der
Ausdehnung der Unterrichtsanstalten von
den Trivialschulen bis zur Prager Hoch- schule seine Thätigkeit stark in Anspruch;
ebenso beschäftigte ihn in ziemlich ange«
strengter Weise das Censur-Referat, über-
dieß war er Beisitzer der Gubernial-
Commission in geistlichen Sachen, und
zu dem Allen gesellten stch noch schrift«
Mensche Arbeiten. I n diese letzte
Periode fallen insbesondere seine „Ma>
terialien zur Statistik von Böhmen",
ferner sein „Archiv für Geschichte und
Statistik" und endlich seine „Skizze der
statistischen Landeskunde Böhmens",
sämmtlich Arbeiten von unbestreitbarem
Werthe. Als die feierliche Krönung des
Kaisers Leopold I I . zum Könige von
Böhmen in Prag stattfand, las R.. der
von der böhmischen Akademie der Wissen-
schaften unter ihre Mitglieder war auf«
genommen worden, in der Sitzung der
Gesellschaft, welcher der Kaiser persön«
lich beiwohnte, eine Abhandlung: „Neber
die Verhältnisse der Stände von Böh-
men zu ihren Regenten und über die
Grenzen ihrer Rechte", die ihres Frei«
muthes wegen Aufsehen und bei einer
Partei Mißfallen erregte. Der Monarch
gab in einer Audienz Riegger'n seinen
Beifall zu erkennen und bemerkte: „Er
habe die schiefen Gesichter mancher Leute
dabei wohl beobachtet', Riegger solle
jedoch ganz- ruhig dabei bleiben, indem
er Seines Andenkens und Schutzes gewiß
sein könne". Merkwürdiger Weise findet
sich diese merkwürdige Schrift nicht in
den von der Akademie veröffentlichten
Verhandlungen abgedruckt und ist auch
in Niegger's Nachlasse nicht aufgefun»
den worden. Seine berechtigte Hoffnung,
von Kaiser Leopold zum Hofrathe
ernannt zu werden, erfüllte sich nicht,
obgleich seine Ernennung dazu bevor«
stand; aber auf Insinuationen von drit-
ter Seite nahm der Monarch seine
Ernennung zurück. Darüber von dem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon