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Nieger u. Niegger 127 Nieger u. Niegger
Präsidenten, der Riegg er in Vorschlag
gebracht, befragt, entgegnete der Mon»
arch, indem er dem Frager eine Namens-
liste vorwies: „ich kann diesen Menschen
doch nicht zum Hofrathe creiren, er ist
ein Erzjakobiner"; auf der Liste standen
neben Riegger Namen wie Mar t in i ,
Sonnenfels, Zei l ler , Mumme l.
ter.Ratschky u. A. Bald nach dem
Regierungsantritte des Kaisers Franz
im Jahre 1?92 suchte ihn ein neues
UnglĂĽck heim. I n seiner Wohnung brach
Feuer auS. Er und Freunde, die zu Hilfe
geeilt waren, retteten, was zu retten
war, und so bĂĽĂźte er nur seine eigenen
Papiere ein. Früher aber schon — etwa
einen Monat vor dem Brande — ward
ihm aus seiner Wohnung ein ganzes
Packet mit Documenten, Aufsätzen, Con«
cepten u. dgl. m. auf eine — wie es in
der Schrift kis^yrianH) S. 424, steht —
ihm unbegreifliche Weise entwendet. I n
der Folge fand er die Fragmente unter
anderen Papieren, wo sie nur mit der
Absicht, um zu tauschen, konnten hingelegt
worden sein. wieder. Dieser Umstand —
der, wenn man das Spioniersyftem und die
Iacobinerriecherei. die seit Ioseph 's I I .
Tode wĂĽthete, in Anbetracht zieht, kaum
zu bezweifeln ist — blieb nicht ohne
nachhaltige Wirkung auf Riegger's
ohnedieĂź tief verdĂĽstertes GemĂĽth. Dazu
kam noch die Thatsache, daĂź einem
Freunde, bei dem sich R. und mehrere
Freunde der Wissenschaft von Zeit zu
Zeit zu einem traulichen Male zu ver«
sammeln pflegten, der Wink gegeben
wurde, dergleichen Gesellschaften zu
unterlassen. Er zog sich also ganz von
aller Gesellschaft zurĂĽck und lebte fĂĽr sich
allein. Am 5. August 1793 wurde er
des Morgens, als er sich eben wusch,
plötzlich vom Schlage getroffen, der ihn
sofort der Sprache und des BewuĂźtseins beraubte. Abends war er eine Zeiche. Er
war nicht mehr als 33 Jahre alt gewor«
den. Sonderbarer Weise fand man nach
seinem Tode auf seinem Bildnisse die
von ihm eigenhändig mit Kreide geschrie«
benen Worte — die in jeder Erklärung
als Lob und als Tadel, die-auf ihn
völlig zutreffende Wahrheit enthalten:
^NunHuam vixit sidi, nun^UHm sniä".
Da er vermögenslos war. gab sein Chef,
der Landesgouverneur, einen beträcht»
lichen Beitrag zu den Begräbnißkosten.
Er hinterließ eine Witwe, zwei Töchter,
einen Sohn. Die Witwe erhielt die nor»
malmäßige Pension und jedes der Kinder
einen jahrlichen Erziehungsbeitrag. Seine
Bibliothek wurde zum Vortheile seiner
Gläubiger unter den Hammer gebracht.
Die kostbare vollständige Sammlung der
besten Ausgaben der Classiker kaufte der
Abt des PrämonstratenserjMes Strahow
fĂĽr die Klosterbibliothek. So ging ein
reich angelegtes Menschenleben im Drucke
unverschuldeter Verhältnisse zu früh für
die Menschheit, zu früh für die Wissen»
schaft unter.
I. Uebersicht der von Joseph Anton Stephau N.
herausgegebenen Schriften m chronologischer
Folge. ^Hi3toi-ia ^tiuorum mn,iari8 nominaL
xostaruin. 8x6eiNeii I. 6s 21. l^.<?<?i'c» ^Vsute)
ot ^. T^sntlo ^/>o" (Vinäodonas 1739, 4".).
V^rkt». onm, Disei^IiuiL a,lii3 liistoriarum
prasstanti«.; eäiäit aum, pi>a.<Mtiouo" (ikiä.
1739, 4°.). — „vikIoZi äs MlosoMao
n2.tu.r2.Ii5 xi'a.sLtlulti»,; et Oonnnsntatio äs
rscta. invsnißnäi vsri rations in ^>d.ilo8o-
I>bi» uaturaii" (ilüä. t?58). — „vs na-
turkli IwLpitalitatiZ iur« atgus otüeiis N-
bsUus" (Idiä. 1760, 4".). — „Innocsnili
Li>o?2l! oILlQ omnilz. eum, notis ot plkSta.-
tionidns", toini trss (ihiä. 1761, 4".). —
^loFlÄiniua 6o kiätoriks littorarias pra.»
Ltautik« (iwä. 176l, 40.). — „Der Haus'
vater, aus dem Französischen des Herrn
Diderot übersetzt" (Wien 1761. 8°.). —
^VibUotkeoa. Huris canoniei«, ?2.r2 I. stII.
(Vwäod. 1761 st 1762, 8».). — ^uvsnilia
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon