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Nohan 276 Nohan
dungsbahn gelegenen großen Herrschaft
Sichrow. Seit 13. März 4864 ist er
Großkreuz des Leopold-Ordens, im
Jahre i863 wurde er unter die Ritter
deS goldenen Vließes aufgenommen.
Am 18. April 1861 erhielt der Fürst
die erbliche Reichsrathswürde. Lucian
Herbert in dem iti den Quellen an-
geführten Feuilleton entwirft ein lebens«
volles Bild des Fürsten, der, „aus
Frankreich stammend, wenn er einen
deutschen Brief schreibt, plötzlich aus
dem Deutschen in's Französische über»
springt, so daß zwischen zwei deutschen
Sätzen regelmäßig drei französische fol»
gen", aber die großartigen Verschönerun»
gen seines herrlichen Schlosses Sichrow
nur durch einheimische Arbeitskräfte
ausführen laßt. Ja nicht ein Schlüssel
im ganzen Schlosse — und ein jeder mit
seiner reichen Arabesken«Verzierung ist
in seiner Art ein Kunstwerk — ist jen»
seits der schwarz-gelben Grenzschranken
ausgeführt, sondern daS große Nach»
ahmungstalent des böhmischen Arbei-
ters ist auf allen Gebieten des so
mannigfaltigen Kunsthandwerkes benützt
und dadurch demselben, da er nach
den trefflichsten Vorbildern arbeitet, Ge-
legenheit zur Ausbildung gegeben.
„Sparsam in seinem Haushalte", fchil-
dert ihn der obenerwähnte, gegen im
Leben Hochgestellte sonst nicht eben
fchonungsvolle Gewährsmann, „ist der
Fürst ein Verschwender den Künstlern
wie den Armen gegenüber. Die letzteren
sucht er selbst unverdrossen in ihren
dumpfen und düsteren Höhlen auf und
so lange er als der erste und thätigste
Armenvater Prags mit dem Sammel-
bogen von Haus zu Haus ging, hatten
cS die Armen in Prag gut." Schloß
Sichrow, in welchem der Fürst mit so
viel Umsicht und Wohlwollen die hei- mischen Arbeitskräfte beschäftigt, war
im Jahre 1866 am 4. Juli das Nacht-
quartier des Königs — jetzigen Kaisers
— Wi lhe lm von Preußen, und das er«
wähnte Feuilleton gibt anziehende Ein«
zelnhciten über diesen Besuch in denk«
würdiger Zeit, welchem zunächst es zu
danken, daß das Schloß später von den
Uebergriffen der Sieger verschont geblie-
ben. Wohl hatte 14 Tage später Her-
war th von Bi t tenfe ld mit noch
zwei Generalen im Schlosse das Haupt,
quartier aufgeschlagen, was jedoch weiter
keine Folgen hatte. Fürst Camil le ist
(feit 28. Mai 4826) mit Adelheid
Prinzessin von Löwenstein «Wer t-
h eim « Rosen b erg vermalt. Aus
dieser Ehestammen fünf Söhne: Ar-
thur, V ic tor , A la in , Ludwig ,
Benjamin. — Von diesen ist Prinz
Alain im Jahre 4848 in die kaiserliche
Armee eingetreten, wurde in wenigen
Wochen Officier und hatte sich im Ge«
fechte bei Komorn so hervorgethan, daß
er mit dem Militär-Verdienstkreuze auS»
gezeichnet wurde. Zehn Jahre später,
wenige Wochen nach seiner Beförderung
zum Escadrons - Commandanten im
Huszareu.Regimente Fürst Liechtenstein,
am 28. September 1837, im Alter von
erst 27 Jahren, raffte der Tod den hoff-
nungsvollen Prinzen dahin. Neber den
heutigen Stand des in Oesterreich hau»
senden Zweiges der Fürsten Roh an
gibt die Stammtafel Aufschluß.
Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt)
1866, Nr. 783, im Feuilleton: „Das Nacht«
lager in Sichrow", von L. Herbert. —
Mi l i t ä r . Zeitung (Wien, 4°.) 1837, Nr. 84 -
„Eine Blume der Erinnerung auf ein Grab".
— Hahn (Sigmund), Neichsraths'Almanach
für die Session l867 (Prag l867, H. Karl I .
Satow. 8°.) S. 70.
I. Zur Genealogie der Fürsten Nohan. Die Ro»
h an's zählen zu den ältesten und höchsten
Geschlechtern Frankreichs. Sie führen ihren
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon