Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
Page - 124 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 124 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27

Image of the Page - 124 -

Image of the Page - 124 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27

Text of the Page - 124 -

Nothfchild, Ans. Maier ^ 24 Rothschild) Ans. Maier altgläubigen zusammenstimmte und für daS er in allen Fällen eine unverkennbare Vor- liebe zeigte. Als dir Freiheitsbewegungen sich immer mächtiger äußerten, bemerkte er bei einer Gelegenheit: „Die Menschen wollen ihre Freiheit und lassen sich nur gern befeh- len, wenn es zu ihrem Vortheile geschieht; meistentheils ist es aber gut, daß sie gehör» chen müssen". Sein Nusspruch: „warum Freiheit", ist ein geflügeltes Wort geworden. Vom Herzen gut, verwendete er außerordent- liche Summen zu milden Spenden, aber auch darin ging er seinen eigenen Weg, von dem er sich durch nichts ableiten ließ, auch dann nicht, wenn er durch Weigerungen oder aerinae Spenden in manchen Fällen sich Vorwürfe gefallen lassen mußte, die ihn, da er nach Principien und reiflicher Neber» legung handelte, ungerecht trafen. Abgesehen uon seiner Geschäftsbedeutenheit. in der man ihm Wenige an die Seite stellen konnte, war er ein Mann von durchdringendem Verstande und bewunderungswürdiger Menschenkennt» niß. Ein genialer Instinct befähigte ihn, selbst über Personen, deren Denkweise und geistiges Interesse ihm durchaus fern lag. ein treffendes Urtheil zu fällen. Geistreich» thum, Gelehrsamkeit oder weltmännische Ge- wandtheil vermochten ihn nicht zu täuschen, er verstand es, strts den inneren Kern von der Schale zu lösen, und alles Scheinwesen und innere Leerheit, unter welche Hülle sie sich bergen mochten, fand sein Scharfblick bald heraus. Dagegen galt ihm alles Echte, Wahre, Braue über Alles, und ein geistvoller Mann sagte von ihm. der alte Amschel Maier behandelt „reelle" Menschen gern „s.1 vari". Wenn er auch die Aufrichtigkeit idealer Rich, iun.qen nicht geradezu leugnete, so hielt er doch daS persönliche Interesse für die Haupt» triebfeder menschlicher Handlungen; und wenn er zugab, daß hie und da Jemand einen höheren Gedanken, auch ohne Eitelkeit, ohne eben einen Vortheil dabei zu suchen, sondern aus Begeisterung für die Sache zu fassen und auszuführen vermöge, so war er doch dmterher geneigt, einen solchen Idealisten nicht für besonders klug zu halten. Im gesell» schaftlichen Verkehre trat er schlicht, aber mit einer Zuversicht auf, die er sich im großen Verkehre mit Hoch und Nieder, wobei er das Niedere öfter mehr schätzte als das Hohe, angeeignet hatte. Gegen Frauen beobachtete er eine sehr verbindliche Redeweise, eine leb» haft aufgetragene, doch nicht taktlose Galan- . terie bis in sein hohes Alter. Männern gegen- über trat wohl mehr der Bankier, aber auch da, möchte wan fast sagen, mit motivirten Unterschieden auf und ohne geistreich sein zu wollen, brachte er oft ungesucht die geist- reichsten Dinge vor. So z. B. als man in zahlreicher Abendgesellschaft den durchreisen» den Thorwaldsen feierte, sagte Roth, schild zu dem Künstler, als er ihm vorge- stellt wurde: „Sie sehen so schön aus, Herr Ritter, daß man alauben sollte, Sie hätten sich selbst gemacht". Thorwaldsen erklärte später, ein erfrischenderes Compliment nicht gehört zu haben. Wissenschaft und Literatur berührten ihn im Ganzen wenig. I n seiner Erziehung war darauf nie Bedacht genom- men worden, obwohl er aus eigenem Antriebe diesen Manael im gesellschaftlichen Verkehre in höheren Kreisen, dem er sich vermöge sei> ner Stellung nicht ganz entziehen konnte, fühlend, zu ersetzen und noch in späteren Jahren Manches in geschichtlichen und sprach« lichen Kenntnissen nachzuholen beflissen war. Aber einmal doch. wenn auch nicht gerade aus Liebe zur Wissenschaft, wohl aber aus Liede zu seinem Volke, dem anzugehören er nie einen gewissen Stolz verleugnete, hatte er einen von Forschern gewürdigten Eifer für Wissenschaft gezeigt, als er nämlich bei Ge- legenheit der Sequestration der Klöster in Spanien seinem Commanditen in Madrid den Auftrag gab. alle etwa aufgefundenen Schriften von und über Juden für seine Rechnung zu kaufen. Seine Kunstliebe bezog sich vornehmlich auf Münzen und antike Metallarbeiten, doch auch über Gemälde sprach er, ohne übrigens ein Kunstkenner zu zu sein, manches zutreffende Urtheil. Wie er übrigens über dieses von Anderen beneidete Glück des Reichthums dachte, belehrt uns der nachstehende Vorfall. Ein junger Pariser, der sein Gast war und über die Herrlichkeiten und Genüsse, die seinem Auae sich darboten, Rothsch i ld gegenüber bewundernd sich äußerte, ließ sich. als er von seinem freund- lichen Wirthe sich verabschiedete, die Worte entschlüpfen: „Ach. wer so glücklich wäre, mit ihnen tauschen zu können". Da ergriff Rothschild mit ernster Miene die Hand seines Gastes und sagte: „Lieber Freund wer wäre wohl geneigter dazu als ich — — wenn so etwas nur möglich wäre! Hören Sie mich an! Sie bewunderten meine Pferde. Es ist ohne Zweifel ein großeS Vergnügen, sie zu reiten, allein seit Jahren verbietet
back to the  book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Rosenberg-Rzikkowsky
Volume
27
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1874
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
386
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich