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Vothschild, Karl Maier Rothschild Lionel
Neapel ein bleibendes Andenken durch eine
ansehnliche Stiftung begründet. Er hatte
nämlich i>n Jahre 4846 einem der italie«
nischen ^.gili inlautili in 8a,n Oarlo alls
^lorteUs 10 000 Dukaten geschenkt; diese
Kleinkinder-Bewahranstalt führt seit dieser
Zeit den Namen „^.silo Il,otd8oiiilä". Ba-
ron Kar l starb zu Frankfurt im Alter von
6" Jahren. Seine vier ihn überlebenden Kin-
der, nämlich drei Söhne und eine Tochter,
sind sämmtlich wieder an Rothschilds
^vergleiche die Stammtafel) verheirathet.' —
Ueber einen seiner Söhne. Adolph Kar l ,
berichteten die Blätter in den letzten Iakren.
daß er sich mit dem Secretär der Präfectur
von Nizza, einem Herrn von Randouin,
geschlagen. Die Ursache des Duells war. wie
schon so oft, eine unbedeutende. Baron
Adolph hatte vor mehreren Jahren in einer
Armenlotterie ein Kunstwerk von sehr zwei«
felhaftem Werthe gewonnen. Der Baron, der
daran keine Freude hatte, wollte sich desselben
entledigen und gerieth auf die Idee, es auö«
zuspielen. Die Loose fanden aber keinen Ab-
satz und Baron Adolph mußte Besitzer des
Kunstwerks bleiben. Darüber machte man in
Nizza gute und schlechte Witze, und der Baron,
um der Affaire auf noble Weise ein Ende
zu machen, schenkte den Armen von Nizza
30U0 Francs und dem Municipalrathe 60.000
Francs, um eine Stiftung für arme junge
Madchen zu gründen. Nun kam die Bild'
geschichte zur Ruhe. Jedoch im Salon des
Herrn von Randouin wurde, als man
eben ein Prooerbe darstellte, die Sache wie-
der aufgefrischt, und zwar in einem Couplet,
das in einem, wenngleich harmlosen Spotte
gegen den Baron Rothschild gerichtet war.
Darüber kam es zum Wortgefechte und dann
zum wirklichen, in welchem Randouin an
der Schulter leicht verwundet wurde. Nach»
dem den Gesetzen der Ehre genug geschehen,
fand zwischen Baron Rothschi ld und
Herrn Randouin die Versöhnung Statt.
sEur o p a. Herausgegeben von Gust. Kühne
(Leipzig, schm. 4".) 1830. S. .99. ein „Brief
aus Neapel". — I l l us t r i r te Zeitung
(Leipzig. I . I . Weber, kl. Fol.) XXX. Bd.
(1839), N>^ 821: „Das Rothschild'sche Grab.
mal". — Frankfurter Tagblat t , V. Jahr.
gang (1853). Nr. 44: „Adelheid von Roth-
schild". Ein Nachruf von Dr. Eduard Reis.
— Porträt. Holzschnitt mit der Unterschrift:
„Karl u. Rothschild, Chef des ehemaligen
Hauses in Neapel (vierter Sohn des M. A. o. Rothschild)" auf S. 338 des Werkes von
Franz Ot to : „Das Buch berühmter Kauf
leute oder der Kaufmann zu allen Zeiten"
(Leipzig und Verlin, zweiter u. vcc:n. Abdruck
1870, Otto Spamer, gr. 8"). — Wravdenk-
mal des Freihcrrn Aarl von Rothschild und
semer Vemalin Adelheid. Dasselbe, von dem
Bildhauer Ed. von der Launitz ausgeführt,
befindet sich auf dem neuen jüdischen Begräb-
nißplatze bei Frankfurt a. M. Es ist im ein-
fachen Styl ans weißem aarrarischem Mar»
mor gearbeitet und eine Abbildung desselben
ist in der Leipziger Illustrirttn Zeitung 1559.
Nr. 52!. enthalten.)
l t . Kionel Freiherr von Rothschild
(geb. 22. November 1803). ein 2ohn Na«
than Maier'S Freiherrn von Rothschild
lNr. iä), dritten Sohnes des Maier An»
selm sNr. 13^, und gegenwärtig Chef des
Londoner Bankhauses Nothschild. Lionel
vollendete seine Studi.'N in Göttingen und
trat, nachdem sein Vater im Jahre 1836 ge-
storben, an dessen Stelle. Seine beiden jün«
geren Brüder unterstützen ihn in der Leitung
des großen Geschäftes. Im Jahre 1847 wurde
er von den Wählern der City zu ihrem Ver«
treter im Unterhause erwählt, da er sich aber
— als Israelit — weigerte, den Eid auf das
Evangelium zu leisten, so konnte er seinen
Platz im Parlamente nicht einnehmen. Der-
selbe Fall fand in den Iabren 1849 uno l832
Statt, in welchen er wieder gewählt worden
war. Endlich, als im Jahre 1828 die Eman-
cipation der Juden im englischen Parlamente
durchging, fand sich Baron Lionel auf sei«
nem Platze ein und ward ein eifriges Mit»
glied der liberalen Partei. Die Israeliten
Londons überreichten ihm als erstem israeli«
tischen Parlamentsmitgliede cin ungemein
kostbares Album mit verfolgenden Aufschrift:
I^oüs! Rotli5obilä > Oiviä ^.uFlu» ssuaioi-
rüL louzs opVrsLLi i Hl2>eIiiuuUoQidU5 j
et alio3 alias üäsi ! viu a LuiL
Mvä Q0N5iUi2 l DtzNUN Mtitis. 6t
soisllinitsr aiium ä-oclai-avNt > lotws tsr»
i-ao H.nFiie2.n3,s. Freiherr Lionel bekleidet
in London auch die Stelle eines kaiserlich
österreichischen Gcneral'Consuls und hat neben
seinen großen Geldgeschäften im Jahre 1832
die österreichische Anleihe in London unter»
bringen helfen. Lionel,'s FamMe in London
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon