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dem Glücke seines Hauses brachte, die Rede
gewesen. Nun. im ". Hefte des „Archivs für
Frankfurts Geschichte und Kunst" bringt Di-.
E. Nuppel l Mittheilungen über die „Schau,
münzen zum Andenken von Bewohnern Frank»
furts oder in dieser Stadt gcbornen Personen,
worin auch interessante Aufschlüsse über den
sogenannten „Münzschatz des Hauses Roth'
sch i ld" enthalten sind. Nach diesen Mitthei.
lungen hätte der alte Maier Anselm ver-
ordnet, daß einer seiner Nachkommen immer
Münzhandkl treiben müsse, weil derselbe Ein-
gang und Zutritt zu fürstlichen Herren oder
ihren Ministern verschaffe. Die Verpflichtung
hatte bis zu seinem Tode Maier Anselm's
ältester Sohn, der 4833 verstorbene Freiherr
Anselm Maier , über sich. von dem sie auf
Baron Maier Kar l übergegangen seinsoll.
Nun sollen in der That Massen von Münzen
aus allen Zeitperioden in Säcken aufgehäuft
vorhanden sein und sich darunter — was leicht
begreiflich — große numismatische Selten-
heiten befinden. Die werthvollen un1) sehr
beträchtlichen Serien griechischer uno römischer
Goldmünzen, welche im Mai 1825 im Frank«
furter Pfandhause versetzt wurden und dem
bekannten Sammler Baron von Schellers,
heim aus Rinteln gehörten, sind, als sie
unrechtlicher Weise versteigert wurden, von
Baron Rothschild um den Metallwerth
angekauft worden. Die Erben des Pfand-
haustarators mußten nach fünfjährigem Pro-
cessiren dem Baron von Schelle rsheim
6000 fl. Entschädigung bezahlen. ^Proceßacten
auf dem Frankfurter Stadtgerichte, Signatur
S. l03, 2826.) Auch eine andere merkwürdige
Sammlung großer, mitunter sehr gewichtiger
Werthstücke in Gold, welche aus der von
Persien im Jahre 1828 an Rußland entrich-
teten Kriegscontridution herrührt, befindet
sich in Säcken aufgehäuft im Besitze des
Hauses Rothschild, — Noch rine andere
interessante Notiz befindet sich in dem voran-
geführien Aufsatze, nämlich eine Aufklärung
über die Veranlassung, warum in einem
Zimmer einer jeden Familie, die zu den
Freiherrn von Rothschild gehört, sich ein
in Silber gearbeiteter Esel der zwei Körbe
trägt, befinden muß. Auch dieß ist eine An«
ordnung Maier Ansel m's und soll die
Moral des folgenden orientalischen Märchens
versinnbildlichen Gin Fußreisender in sehr
ärmlichen Umständen begegnete aufdeni Wege
nach Bagdad einem Eseltreiber, dessen Saum»
ihier querüber zwei Körbe mit Steinen trug. ! In Folge der ungleichen Lastuertheilung hinkte
> das Thier sehr augenfällig und der Fußreisende
j konnte nicht umhin, seinen neuen Gefährten
auf die Veranlassung dieses Hinkens auf»
merksam zu machen, das nu>: durch Herfiel'
lung des Gleichgewichts bald beseitigt ward.
Dieß veranlaßte ein längeres Gespräch Mi»
schen beiden, durch welckeZ der Eseltreiber
wegen der praktischen Bemerkungen und leich
ten Auffassungsgabe des Anderen die Frage
stellte, wie es denn komme, doß ein Mann
von seinen Erfahrungen und Eindickten sich
in so dürftigen Lebensverhältnissen befände;
hierauf erzählte ihm der Fußgänger, daß jeg^
liches Unternehmen, welches er mache, wenn
auch dem Anscheine nach einen befriedigen«
den Erfolg versprechend, mißlinge und er
sofort nach und nach alle Habseligkeit ein«
gebüßt bcibe. Alsbald bittet der Eseltreiber
seinen zufälligen Gefährten, ihn zu verlassen,
weil er allein weiter reisen wolle; auch sein
Saumthier dält er an und versetzt dessen
Steinlaoung in die frühere ungleiche Gewichts»
vertheilung; worauf wie natürlich der Esel
bald wieder hinkt und so treibt er das arme
Thier geduldig bis Bagdad, das er ohne
weitere Zufälligkeit endlich erreicht. Die Moral
dieses orientalischen Märchens ist: Lasse dich
nie mit Menschen in einen Verkehr ein, die
in Allem, waS sie thun und unternehmen,
Unglück haben; nicht einmal einen Nath, den
sie dir geben, selbst wenn er augenscheinlich
Vortheil bietet, sollst du beachten, denn er
bringt dir als Endresultat kein Glück! Oder
kurz ausgedrückt lautet dieser fatalistische
Grundsatz: „Laß ich mich nicht berathen von.
Einem, der hat die Krätze". — Im Roth>
schild'scheu Münzenschatze dürfte dann aucb
noch ein anderes Münzcuriosum vorkommen,
mit dem es sich folgendermaßen verhält. Baron
Rothschild — welcher, ist nicht festgestellt,
aber daß es ein Baron Rothschild ist.
unterliegt keinem Zweifel — ließ eine Anzayl
Thaler» und Halbthalerstücke mit dem Wap^
pen der Stadt Frankfurt prägen. Zu gleichcr
Zeit wollte er einer durch ihre Schönheit,
berühmten, in Frankfurt lebenden Dame eine
Huldigung erweisen und ließ auf der anderen
Seite das Bild der Dame ausführen. Der
Graveur that. wie ihm angegeben ward. und
fügte noch auf eigene Faust etwas hinzu.
waS der Baron und die Tame für über-,
flüssig fanden, nachdem sie es entdeckt, was
aber diese Münze in die Reihe der größten
Curiositäten brachte, da der Baron, sobald
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon