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Revolution. Niemals wagte es Einer,
ihn zu verrathen, niemals gelang eS,
ihn für die Dauer zurückzubehalten. Im
Frühlinge 4836 lag Räzsa weinfroh
und gemüthlich im Kukuruzfelde neben
feinem Gevatter K i ß und plauderte, als
er sich plötzlich umzingelt und auf'S Korn
genommen bemerkte. Das Erste war. daß
er seinen Vetter Kiß. welcher wirklich
der Angeber war, erschoß, dann über.
lieferte er sich den Soldaten. Sein Pro«
ceß. halb als politischer, halb als gemei«
ner aufgefaßt, dauerte volle drei Jahre,
dann wurde R. zum Tode durch den
Strang verurtheilt und schließlich zu
lebenslänglichem Kerker begnadigt. Un>
zählige Skizzen und Abbildungen schil«
derten Rözsa Sandor's einförmiges
Leben auf der Festung Kufftein. Im
Kaiferthurme blieb er acht Jahre, dann
wurde er bei zwei Gelegenheiten amne«
stirt. Als Rözsa wieder in Szegedin
eintraf, war nach Augenzeugen Jubel
unter der Bevölkerung. So viele Freunde
und namentlich Freundinen hatte der
Mann unter den Bauern und Bürgern,
daß ihm um guten Zeitvertreib nicht
bange zu werden brauchte. Wahrend
jedoch Rözsa seine acht Jahre auf der
' schrecklichen Festung verbrachte, hatten
sich hier zu Hause die Verhältnisse gean-
dert. Viele der alten Kameraden waren
friedliche, verheirathete Bürger geworden
und standen als Bürgermeister oder
Beamte an der Spitze von Gemeinden.
Die Justiz war wohl nicht um Vieles
besser, dennoch aber etwas geregelter
geworden. Die Landstraßen waren schon
zum Theile fahrbar, düS Rauberhand«
werk hatte seine Schwierigkeiten bekom-
men. Ein neuer Factor — vorher unbe.
kannt — war inzwischen dazugetreten:
Ungarn hatte Eisenbahnen erhalten. Am
8. December 1868 unternahm R6zsa Sandor mit einigen muthigen Genoffen
einen Anfall auf den Eisenbahnzug bei
Felegyhäza und dieser verwegene Streich
sollte dem Räuberkönig zum Verderben
werden. Die inzwischen an'S Ruder ge-
kommene ungarische Regierung entsendete
den Grafen Raday in das rauberumae-
bene Alföld und mit dem Auftreten dieses
nicht minder als Räzsa Sändor selbst
berühmt gewordenen Mannes begann in
Ungarn für die Raubergilde eine bittere,
verderbenbringende Zeit. Rozsa Sän»
dor wurde mit großer List am 14. No.
vember 1868 in die Szegediner Festuna
gelockt und im December 1872 stand der
landesberüchtigte Rauberhäuptling aber-
mals vor seinen Richtern. I n die zu
Szegedin stattgehabte Strafverhandlung
waren unter Anderen ein Stadthaupt»
mann, zwei Stuhlrichter, vier Fiscale
und 46 Sicherheitscommiffäre! verwickelt,
von denen Einige, gegen welche die
Beweise nicht so weit aufgebracht werden
konnten, um sie mit Sicherheit verurtei-
len zu können, noch im factischen Dienste
sich befinden. I n R6z sa's Proceß waren
noch mehrere Banden, so die Szegediner
Bande des Johann MazSlay-Gyar.
mathy. die Kecskemeter Bande des
Colomo Benko und die Therefiopoler
Bande des Elias Tursanyi miteinoe»
zogen. Nicht weniger denn 60 Straffälle
bildeten den Gegenstand der Verhand»
lung, welche nach mehrtägiger Dauer am
24. December geschlossen wurde und mit
Räzsa's Verurtheilung zum Tode, welche
jedoch in lebenslänglichen schweren Kerker
umgewandelt wurde, endete. I n jüngster
Zeit (1874) wurde Rözsas Sändor
Leben von einem Eduard Dorn drama»
tifirt und viele Male in Wien im Theater
in der Iosephstadt gegeben.
Horvath (Franz), Rozsa Sander. Schilderung
seines Lebens und verbrecherischen Wirkens
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon