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einem Chirurgen in die Lehre, besuchte
zu gleicher Zeit Ferdinand von Leber's
^Bd. XIV, S. 266) Vorlesungen über
Chirurgie und Anaromie. und erhielt
nach dreijähriger Verwendung den Frei-
brief. Nun in's Elternhaus zurückgekehrt,
begann er seine eigentlichen Studien, in
welchen er von mehreren Professoren der
medicinischen Facultät. darunter von
Thomas Knauer, Ioh. Bruckmül»
ler und Joseph von Schreibers auf
das Förderlichste unterstützt wurde. Er
erhielt auch die Erlaubniß, den haus«
lichen Ordinationen Leber's und den
anatomischen Untersuchungen Knauer's
beiwohnen zu dürfen. Zudem besuchte er
die Vorträge Steideles' im vereinig«
ten spanischen und heil. Dreifaltigkeits-
spitale. und erlangte im Jahre 1779 das
Diplom eines Magisters der Wundarznei'
kunst. Eine Empfehlung an den berührn«
ten Professor der Klinik. Maximilian
S to l l , und an den praktischen Wund«
arzt Andreas Sar to ry verschaffte ihm
die Erlaubniß, an den medicinischen und
chirurgischen Ordinationen derselben theil»
zunehmen. So mit Kenntnissen reich aus»
gerüstet und an Freiherrn von Störck
empfohlen, erhielt er im Jahre 1779 die
Assistentenstelle bei S t o l l und Sar.
i o iy am spanischen und Dreifaltigkeits'
spitale. Zwei Jahre war R. auf diesem
Posten thätig und erwarb sich tüchtige
praktische Kenntnisse, so daß, alsim August
1784 das von Kaiser Joseph I I . ge-
gründete allgemeine Krankenhaus eröffnet
wurde, er die Stelle eines Secundac»
Wundarztes an demselben erhielt; auch
wurden ihm die Frühordinationen für
arme Beamte, die chirurgische Besorgung
der Irren und die gerichtlichen Leichen'
öffnungen anvertraut. Im Jahre 1793
wurde er Primar-Chirurg für alle medi-
cinischen Abtheilungen, und als im Jahre 1801 sein väterlicher Freund Sar tory
starb, trat er als Primarius der 2. chi«
rurgischen Abtheilung an dessen Stelle.
Zugleich gab er stark besuckte Privat«
Vorlesungen über chirurgische Operativ«
nen und die Anwendung des Verbandes.
Seine mit besonderem Geschicke ausge-
führten Operationen verschafften ihm
bald einen Ruf. während der Zunftneid
dahin thätig war, daß er seine vorer»
wähnten Vorlesungen einstellen mußte;
aber schon 1802 erhielt er durck ein
Regierungsdecret die Erlaubniß, sie wie>
der aufzunehmen. Eine im Jahre 1803
erschienene literarische Arbeit über Leisten«
und Schenkelbrüche — die bibliographi-
schen Titel seiner Werke folgen zu Ende
— mit welcher er eine von der Mor i -
koff'schen Gesellschaft zu Amsterdam
gestellte Preisfrage so tücktig beantwortet
hatte, daß seine Arbeit der mit dem Preise
betheilten gleichgestellt, in's Holländische
übersetzt und dem Drucke übergeben
wurde, steigerte seinen Ruf; ebenso eine
zweite über den Blasenschnitt, wozu er
von dem damals in Wien anwesenden
Arzte und Professor Pa jo la selbst die
Anleitung erhielt. I n Folge dieser Ab-
Handlung und einiger anderen, an die
Universität Würzburg eingesandten erhielt
er von dieser Hochschule die medicinische
und chirurgische Doctorwürde. Die im
Jahre 1809 stattgehabte feindliche In«
vasion machte zwar seinen Vorlesungen
ein Ende, aber daS mit 2000 Verwun«
deten belegte Krankenhaus nahm seine
Kräfte als Operateur in ganz außer-
ordentlicher Weise in Anspruch. Nach
Leber's Tode wurde ihm die Lehrkanzel
der theoretischen Chirurgie an der Wie«
ner Hochschule verliehen. Am 10. Jänner
1810 eröffnete er im Beisein vieler Pro«
fefforen. Aerzte und Wundarzte seine
Vorlesungen und hielt dieselben bis Ende
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon