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Klosters strengerer Observanz die Liebe für
das Klosterleben in ihm wachrief. Nun, von
der Ausführung dieses Vorhabens wurde er
wohl abgehalten, aber der Gedanke. Priester
zu werden, verließ ihn nicht mehr, wenngleich
er ihn spät ausführte, da er erst im Alter
von 35 Jahren die Priesterweihe erlangte.
Nun lebte er in völliger Zurückgezogenheit
in fast mönchischer Weise bereits
sieben
Jahre,
als ein eigenthümliches Zusammentreffen von
Umständen ihm mit einem Male die Pforte
zu hohen Würden öffnete. Im Jahre 1684
suchte Kaiser LeopoldI . einen Erzieher für
seinen Sohn. den Kronprinzen Joseph,
nachmals Kaiser Joseph I. Der eben am
WienerHofe anwesende Pfalzgraf von Bayern
empfahl ihm Rumel. Ein Franziskaner,
I>. Marcus, der auch um jene Zeit in Wien
weilte und gern bei Hofe gesehen war, wo
er in hohen Gnaden stand, nannte, um einen
-Erzieher befragt, auch Rumel, den er
noch aus jener Zeit kannte, da R. an der
tirolisch'italienischen Grenze die Absicht hatte,
Franziskaner zu werden. Dieses eigenthüm-
liche Zusammentreffen der Meinung zweier
Personen, die einander ganz fremd waren,
Hab den Ausschlag. Rumel wurde aus sei.
ner Zurückgezogenheit hervorgeholt und ihm
der Kronprinz Joseph von Kaiser Leo-
pold I. mit folgenden denkwürdigen Worten
übergeben: „Hiemit übergeben wir Euch un-
seren kaiserlichen Prinzen und mit ihm das
römische Reich; seht zu, daß Ihr ihn wohl
erziehet". R. trat nun sein Erzieheramt an,
gab es aber infolge der Hofcabalen schon
nach einiger Zeit selbst auf. Niemand konnte
ihn zur Rückkehr bewegen, als nur sein Zög»
ling selbst, dessen Bitten und Vorstellungen er
endlich nachgab und seinen Posten wieder
Abernahm, den er nun bis 1696 versah. Nach-
dem R. sein Lehramt niedergelegt, wurde ihm
Würde um Würde zu Theil: er wurde Weih-
bischof zu Tinnan. Propst zu Alt'Bunzlau in
Böhmen und zum h. Kreuz iu Breslau,
Scholasticus zu Groß-Glogau und Propst
zu Ardagger. Im Jahre 1706 berief ihn sein
ehemaliger Zögling auf den Bischofstuhl in
Wien, den er zehn Jahre in würdevollster
Weise einnahm. Seinem feierlichen Einzüge
-wohnten der Kaiser und die Kaiserin in Per-
son bei. R. legte ciber nun alle seine frühe-
ren einträglichen Würden nieder. Als Bischof
Wiens weihte R. die Kirchen von Lichtenthal
und Niklasdorf nebst den Altären ein, legte
<den Grundstein zum Hernalser Calvarienberge, führte in der St. Stephanskirche Sonntags
die Christenlehre ein, verordnete die lange
priesterliche Bekleidung, ordnete zum Troste
der Sterbenden das Läuten des Sterbeglocke
leins bei St. Stephan an, ließ zur Hilfe
kranker Personen des weiblichen Geschlechtes
die Elisabethinerinen nach Wien kommen,
und bestätigte am 12. Februar 1707 die Con^
gregation der Philippiner. Wenn sein Gön<
ner, der Kaiser Joseph I., nicht so frühzei-
tig (l711) gestorben wäre, so würde wohl
auch Rumel mit dem Cardinalsbarett ge»
schmückt und vielleicht noch unter ihm das
Wiener Bisthum zum Erzbisthum erhoben
worden sein. Numel starb im Alter von
74 Jahren und wurde bei St. Stephan in
der großen Frauencapelle beigesetzt, später aber
sein Grabstein an die erste Säule des Musik»
chors übertragen. Die von ihm selbst verfaßte
Inschrift lautet: «8i aliyMä ex nikilo osr-
usrs oupis, s Li5ts et aspies I oinersg I
I'i'aQoiLoi I'sräinll.iiäi j ex VkronibUL äs
Rurasi I giionäaN, I V l^sooPiL VisnnenZis,
8. N. 0°. ?riQLiM l 8i AliLLriooläia, tan-
geris ora xro eM > anima". Gr äffer
meint: Dieser ausgezeichnete Oberhirt wäre
wohl einer formlichen Biographie würdig.
In seinem Charakter war R. leidenschaftslos,
Feind aller Zweideutigkeit, aus der Tiefe
seines Herzens fromm und gottergeben; be.
wies während seines langen Leidens die größte
Ergebung und in Allem, was ihm geschah,
ob Freudiges, ob Widerwärtiges, er nahm
es mit Ruhe und immer mit dem Ausspruch:
„Was Gott will", entgegen. ^Geschichts»
und Erinnerungs-Kalender (Wien,
Sollinger, 4<>.) Jahrgang 1833. S. 158. —
Schier (Xystus?.). Die Bischöfe und Erz.
bischöfe von Wien (Gratz 1786, Zaunrieth,
8°.) S. 100. — Realis. Kuriositäten- und
Memorabilien<Lerikon von Wien. Herausg.
von Anton Köhler (Wien <846, gr. 8°.)
Bd. I I , ^S. 293. — Oesterreichisches
Arch io für Geschichte, Erdbeschreibung u.s. w.
(Fortsetzung des Hormaur'schen). Redigirt
von I . W. Ridler und Veith (Wien, 4".)
I I I . Jahrg. (1833), S. 125. — Gräffer,
Wiener Dosenstücke (8<>.) Bd. I, S. 68.- „Ein
wahrhaft hochwürdiger Oberhirt".^
RllMp, Joseph Ignaz (Naturdich.
ter, geb. zu Lundenburg in Mähren
8. Februar 1800, gest. ebenda 7. Jänner
186t). Sein aus Leban in Kurland
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon