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gebürtiger Vater, Hutmacher seines Zei«
chens, kam, nachdem er als Geselle einen
Theil EuropaS durchwandert, nachBrünn,
wo er bei dem Hutmacher Här te l ein-
stand, dort einige Jahre arbeitete, um
dessen Tochter Therese freite, sie erhielt
und. als er eine Meifterstelle in Zünden-
bürg erlangte, im Jahre 1799 dahin
überfiedelte. Durch eine Feuersbrunst ver»
lor der Vater AlleS und verarmte. All«
malig erholte er sich durch seine Thätig«
keit und Hilfe guter Menschen wieder.
Da kamen die Kriegsjahre, neues Elend
begann und insbesondere im Jahre 1803,
als nach der Schlacht von Austerlitz der
Feind den Ort überschwemmte und Alles
mitnahm, was er fand. Unter solchen
wechselnden Eindrücken verlebte der Sohn
Joseph Ignaz seine Kinderjahre, be»
suchte nebstbei die Schule, lernte lesen,
schreiben, rechnen und hatte schon als
siebenjähriger KnabeFreude an Gedichten
wozu er zunächst durch die Lecture von
H ö l ty's Gedichten angeregt worden war.
ES erfaßte ihn eine eigene Schreib selig-
keit, er schrieb Lieder ab. verfaßte selbst
Gedichte, Briefe u. s. w.. was Alles nicht
wenig dazu beitrug, Herz und Gemüth
des Knaben frühzeitig zu bilden. Als
nun ein geborner Brünner. Anton Hof»
mann, nach Lundenburg als Pfarrer
kam, den R.'S Eltern noch aus der Zeit
ihres Aufenthaltes in Brunn kannten,
hatte dieß seine guten Folgen für den
aufgeweckten Knaben, der mit seinen
Eltern, namentlich der Mutter, viel im
Pfarrhause verkehrte, wo des Pfarrers
'Vcywejter mit der Mutter befreundet
war. Unter solchen Eindrücken wuchs R.
auf, und obgleich er keine andere Bildung
als jene genoffen, welche eine gewöhn«
lihe Volksschule auf dem Lande zu bieten
vermag, so war er doch in seinen Kennt,
mffen seinen AlterScollegen und Schul» genoffen weit voraus. Die beschrankten
Mittel seiner Eltern gestatteten nicht, ihn
den Studien zu widmen; nach beendeter
Volksschule trat er daher bei seinem Va»
ter in die Lehre und wurde auch Hut«
wacher. Er machte nun die bittere Schule
des Gewerbsmannes in einem kleinen
Orte durch und mußte
sich
den Lebensunter«
halt durch schwere Handarbeit verdienen.
Dabei lebte er ganz abgeschlossen für sich,
mit seinen alten Lieblingsdichtern sich be»
schäftigend, während ihm Alles, was neue
Literatur bedeutete, fremd geblieben war.
Erst eine Begegnung mit seinem nachmali»
gen Biographen E. Kulke machte ihn
mit den hervorragenden Erzeugnissen
derselben, freilich sehr spät, als er bereits
die Fünfzig überschritten, bekannt. Im
Jahre 1852 erst lernte erGoethe's Faust
kennen; hingegen kannte er Klopft ock's
Messias". Tiedge'S „Urania" voll.
ständig und vieles von Höl ty , Sali.S.
Mathisson auswendig. Nebstbei beob.
achtete er — ohne sich in Kannegießerei,
zu verirren — den Gang der Zeit sorg»
fältig, und die politische, sociale wie reli-
giöse Störung derselben ließ ihn nicht
unberührt. I n seinen Liedern gab er
seinen Ansichten und Gedanken darüber
öfter Ausdruck. Zu seiner Lieblingslecture
gehörte die Geschichte und er schrieb sogar
ein Gedicht. „Die Weltgeschichte", philoso-
phischen Inhalts, welches nach den Mit-
theilungen seines. Biographen eme merk»
würdige Darlegung seiner Anschauungen
enthielt und worin Gedanken ausgespro-
chen waren, wie man sie heut' in Bukle
und in Dr aper finden kann. In den
Jahren der Reaction verbrannte er aus
Furcht diese Dichtung. Die unten bezeich,
neten Quellen berichten noch von zahl-
reichen kleineren poetischen Arbeiten R.'s,
von denen mehrere nach seinem Tode in
die Oeffentlichkeit gelangten und die vom
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon