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dorf'S Eltern gastliche Aufnahme fand.
Bezeichnend für seinen Kunstenthufias«
mus erscheint die Versicherung deS jungen
Künstlers, während seines zweimonatlichen
Aufenthaltes in München keine andere
Gaffe der Stadt kennen gelernt zu haben,
als die zur Gemälde-Gallerte führt.
Dort entstanden außer einem Oelbilde,
dem Porträte der jüngeren Schwester
Lütgendorf 's als Hebe, hundert«
zwanzig Zeichnungen, Compositionen
nach einem griechischen Romane. Seine
Rückreise bewerkstelligte N. bei seinen
beschrankten Mitteln mit einem Floße
auf der Donau. Das Floß scheiterte;
Ruß wurde zwar gerettet, aber obschon
er nicht schwimmen konnte, war doch sein
einziger Gedanke die Rettung seiner Stu«
dienmappe, die er selbst in der Todesangst
mit beiden Händen hoch über dem Wasser
hielt. I n Wien setzte er nun seine Arbeiten
und Studien fort, bis ihn die Ereignisse
des Jahres 4803 mit der waffenfähigen
Jugend Wiens neuerdings zu den Waffen
riefen, in welcher Zeit aber R< auch auf
der Wachtstube zum Staunen der fran»
zösischen Soldaten seinen künstlerischen
Arbeiten oblag. Nach dem Friedens«
schluffe trat R. aus dem Corps und faßte
den Entschluß, ein größeres historisches
Bild zu malen. Er hatte sich darüber
mit seinem Freunde Petter berathen,
und ungeachtet ihrer mittellosen Lage
waren doch beide in diesem Entschlüsse
einig. So entstand das Bild: „Nrr blinde
Sehrr Eire5illS nirküliütt Zlkmenln, der Mktter
dl2 Herinlrs, kie Suknntt ihres Zrchnes". 3i.
gewann damit drei Dinge: die unge-
schmälerte Anerkennung der Akademie,
die große Pension und die Freundschaft
Füger's j M . V, S. 1^>. Nun begann
N. als selbststandiger Künstler zu schaffen.
Er nahm um diese Zeit eine Frau und
gründete cinen Hausstand, in welchem eben das wirthschaftliche Walten der
Lebensgefährtin in der Ungunst der da-
maligen Zeiten — eS waren Kriegsjahre,
in welchen die Kunst feiert — dem Kunst-
ler es ermöglichte, seinem Genius sich
freier zu überlassen. So entstanden in
dieser Zeit mehrere monochrome Wand-
malereien für den Minister Ph i l i pp
Grafen Stadion, einige ahnliche deco-
rative Compositionen in der kaiserlichen
Burg; auch wirkte er an der inneren
Ausschmückung des unter der Leitung
des Architekten Lefebvre erbauten Pa-
lastes deS Herzogs von Sachsen« Te.
sch en mit. Dann vollendete er in dieser
Zeit daS große historische Bild: „Nie
lipp ünrch Zrm?n Sahn", und während der
Wintermona:e 1803/1306 eine „6'ss?-//tt
^omana", welche in den Besitz eines
Wiener Domherrn gelangte. Um diese
Zeit war der berühmte Maler Eberhard
Wächter mit seiner Fcau aus Nom,
das die Franzosen besetzt hatten, nacd
Wien geflüchtet. Der längere Aufenthalt
eines solchen Künstlers konnte auf das
Wiener Kunstleben nicht ohne Einfluß
bleiben. Die von dem Studium der An-
tike und großen Kunstwerke Roms geläu-
terten Anschauungen und Ansichten Wach«
ter's, die er bei jeder Gelegenheit aus-
sprach, sielen bei Ruß, der mit Begeiste-
rung dem anerkannten Meister horchte,
auf einen fruchtbaren Boden und in
seinen folgenden Werken sproß die damals
gelegte Saat herrlich auf. Als die Kaise-
rin M a r i a Ludov ica B e a t r i r
^Bd. VI I , S. 33, Nr. 244), aus dem
altcn italienischen Färstengeschlechte der
Este, dritte Gemalin des Kaifers
Franz I.. der heiteren Sitte ihres Lan-
des folgend, die Ausschmückung der
Räume, welche sie bewohnte, mit Decken»
und Thürbildern beschloß, wurde neben
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon