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„denn sonst hätte ich mit Weib und Kin»
dern verhungern muffen!" Bald darauf
wurde R. mit Denon und Laborde
bekannt, welche ihm auch mehrere Blätter
abkauften, wodurch R. in dieser traurigen
Epoche eigentlicher Noth entging. Als
endlich im Spatherbste die alte Ordnung
der Dinge und mit derselben der Kaiser
Franz nach Wien zurückkehrte, wurden
auch die Preisgemalde ausgestellt und
Ruß zugleich mit feinem Freunde Pet«
ter der PreiS zuerkannt. Im folgenden
Jahre ernannte Erzherzog Johann den
Künstler zu seinem Kammermaler, wo»
durch nun seine materielle Lage gesichert
war. Von seinem Mäcen erhielt nun
R. Aufträge, Entwürfe zu Darstellungen
aus der vaterländischen Geschichte zu
machen. Auch begleitete er den kunst«
sinnigen Fürsten auf seinen Reisen in
Steiermark und erhielt mehrfache Zeichen
seiner ganz besonderen Huld, so unter
Anderem zum Geschenke ein Exemplar
von Fugger's Ehrenspiegel, dessen
Kupferstiche der Erzherzog in seiner Iu«
Zendzeit eigenhändig illuminirt hatte,
und das Geschichtswerk Johannes Mül«
l e r's. R. breitet sich über diese an der
Seite seines Mäcens verlebte Zeit in
seinen Aufzeichnungen, welche eben mit
derselben abschließen, des Näheren aus.
Im Dienste des Erzherzogs arbeitete R.
fleißig an den Darstellungen aus der
vaterländischen Geschichte, von denen
zahlreiche Gemälde und Zeichnungen ent»
standen, wovon aber nur Einzelnes zur
Kenntniß des Publicums gelangte; so
z. B. 4814 „Die Begegnung Rudolph's
von Habsburg mit dem Priester" und
noch einige andere, welche weiter unten
angeführt werden. Als im Jahre 1817
durch Vorrückung deS zweiten Custos
zum ersten erstere Stelle in der k. k. Bel«
vedere-Gallerie erledigt war, bewarb sich R. um dieselbe und wurde über Verwett«
düng des Erzherzogs am Dstermontage
1318 dazu ernannt. Auf diesem Posten
hatte nun R. vollends Muße und Gele-
genheit. seine Ideen über Verherrlichung
vaterländischer Geschichte durch vaterlän-
dische Kunst zu verwirklichen, und er that
es auch auf Kosten künstlerischer Vollen-
dung, da ihn sein rastloser Drang in der
bezeichneten Richtung, immer Neues zu
schaffen, nicht dazu kommen ließ. auch
irn Studium fortzuschreiten. Im Jahre
1321 rückte R. in die erste CustoSstelle
an der Gallerte vor und lag ihm die
alleinige Ueberwachung der Gallerie ob,
denn die Directorstelle war seit Füg er's
irn November 1818 erfolgtem Tode nickt
wieder besetzt worden. Jetzt ging R. an
eine wichtige, bis dahin nicht vorhandene
Arbeit, nämlich an die Verfassung eines
Inventars sämmtlicher Kunstschatze, welche
er auch mit Beihilfe eines kunstbegeister-
ten jungen Freundes beendete. Aber auch
an seinen historischen Gemälden arbeitete
R. rastlos fort, und nicht weniger denn
deren 30 schmückten im Jahre 1322 die
Wände der in der k. k. Akademie der bil.«
d enden Künste eröffneten Kunstaus stellung
ftie einzelnen Bilder werden S. 282 u. f.
angeführt^. Die Bilder erregten Auf«
sehen, wenngleich die strenge Kritik mit
dem gerechten Tadel nicht zurückhielt
jvergl. S. 287 die Urtheile über RuU.
Der Gedanke aber, dem R. durch seine
Bilder lebendigsten Ausdruck gegeben,
wirkte zündend sein Seitenstück zu Ruß,
nur in weitaus erhöhter künstlerischer
Potenz, bietet in der Gegenwart Ma<
tejko). Der Maler Ruß gehörte nun
zu den Merkwürdigkeiten Wiens, wie
seiner Zeit SchwantHaler und dann
Kaulbach in München. Kein Fremder
von Auszeichnung verließ die Kaiserstadt,
ohne Ruß' Atelier besucht zu haben, in
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon