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keinem Vorgänger unterrichten; was aller,
dings weit bequemer ist und viele Versuche
und Fehler im Vorhinein erspart. Das Mit«
telalter im Mittelalter aufzusuchen, schien ihm
natürlicher, als über die Nibelungen fich in
Tavid 's Horatiern oder Paris und Helene
Rathes zu erHolm oder für die Marchfeldschlacht
in den englischen Kupferstichen seine Muster
zu kübren. — In keinem der Ruß'schen Bil.
der ift Talent zu verkennen, jedes erfreut sich
eigenthümlicher Vorzüge, in manchem ift ein
ganzer Mikrokosmus des Mittelalters ent«
wickelt. Der Antheil, den diese nationalen
Gegenstände gerade in der letzten Zeit der
Exposition unter drr studirenden Jugend,
unter dem Volke gewannen, und das Verschlin»
gen der wiewohl flüchtigen Anzeige war für
den ersten Beobachter rührend und gewiß der
Lobn. den dieses Künstlers Gluth für Natio.
nalität und Dynastie am meisten besehrt und
am freudigsten empfängt."— Nagler schreibt
über Ruß: .Ruß war ein productiver Geist
von Kraft und Leben, unermüdet im Stu»
dium seiner Geschichtequellen und des Costums.
Man warf ihm deßwegen sogar Alterthümelei
vor, allein, wenn dieses sein Studium zu,
sicheren Resultaten geführt hat, so ist es kei,
neswrgs zu tadeln. Gegründeter ist der Vor»
wurf der Ueberspanntheit und Deutschthüme,
lei. Auch erscheinen seine Werke etwas ma»
nierirt. und da Nuß nach Glanz und Kraft
der Farbe strebte, gebricht es ihnen an Nuhe
und Harmonie. Rußens Uebelfülle hat un«
beschäftigt, sich selbst überlassen, alle Schran,
ken überschritten, und der Verfasser der Ge»
schichte der neueren deutschen Kunst sagt, es
sei zu bedauern, daß die Gemälde dieses
Künstlers, der bei großartiger entsprechender
Anregung die herrlichsten Werke der Kunst zu
schaffen fähig war, fast ungenießbar geworden
seien. Sein Tiresias und seine Hecuba. Werke
seiner früheren akademischen Richtung, bleiben
jedoch die besten Bilder damaliger Zeit."
Ruß, Leander ( M a l e r , geb. zu
Wien 23. Sept.1809, gest. zu Rüsten-
dorf bei Wien 8. März 4864). Ein
Sohn des Kar l Ruß ^s. d. Vorigen^;
den ersten Unterricht in der Kunst erhielt
er von seinem Vater und fpäter bezog er
die k. k. Akademie der bildenden Künste
in Wien, an welcher er die künstlerischen
Studien vollendete. Alsdann unternahm er eine Reise nach Italien, welches Glück
seinem Vater, so sehr er dasselbe ersehnt
hatte, infolge der ihm durch Maler Cau»
zig eingestellten Künftlerpenfion nicht ge-
gönnt war. InItalien copirle Leander
fleißig alteMeifter und versuchte sich auch
in eigenen Composttionen. Im Jahre
1833 -"- der Künstler zahlte damals
24 Jahre— wählte ihn der Freiherr
Prokesch.Osten zu seinem künstleri-
schen Begleiter auf einer Neise nach dem
Orient. Nach seiüer Rückkehr malte er,
in die Fußtapfen seines VaterS tretend,
mehrere Bilder auS der vaterlandischen
Geschichte, deren eines: „Die Vertheidi-
gung einer Bresche auf der Lowelbastei
durch die Bürger WienS", im Jahre 1838
ausgestellt war und für die Belveoere»
Gallerte erworben wurde, wo es sich noch
in der Abtheilung für moderne Kunst be-
findet. Das Bild, Mf Leinwand gemalt
(6 Sch. 6 3. hoch und 9 Z. breit, ganz
dieselbe Größe wie seines Vaters Hecuba),
wurde durch Lithographie vervielfältigt.
Einspater von ihm gemaltes Bild: „Der
NllndrMer", hat er selbst für das von dem
älteren Wiener Kunstverein herauSgege«
bene „Album der Künstler Wiens" im
1.1844 lithographirt. Eine Uebersicht der
wenigen, von ihm öffentlich ausgestellten
Bilder folgt auf der nächsten Seite. Er
hat überhaupt, da ihm keine Gelegenheit
zu großen Kompositionen gegeben ward
und die Kunst auch nach Brot geht, den
Reichthum seiner Künstlerkraft in kleiner
Münze, als in Skizzen, Zeichnungen,
Aquarellen u.dgl. m., verausgabt, daher
in Oelfarbe von ihm gemaltes Bedeuten»
dereS nur selten anzutreffen sein dürfte.
Hingegen find die von ihm hinterlassenen
größeren und kleineren Skizzen und theil-
weise auch ausgeführten Zeichnungen,
die einen Cyklus der vaterländischen Ge«
schichte in tieferer Weise behandeln, als
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon