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Sabina 8 Sabina
lipa), zum Redacteur deS von diesem
Verein unter gleichem Namen heraus-
gegebenen Blattes ausersah. S. redigirte
nun nicht nur die ȊlovanLka lipa"..
sondern correspondirte auch mit allen
radicalen Bettern jener Tage und stand
für den auf dem Kremfierer Reichstage
ausgesprochenen ersten Paragraph der
Grundrechte: A l l e G e w a l t im
Staate geht vomVolkeaus. mit
aller Macht seines publicistischen Talentes
ein. Es ist hier nicht der Ort, in eine
Erörterung einzugehen, wie weit sich S.
in seiner publicistischen und agitatorischen
Thätigkeit hinreißen ließ. kurz, als Di>
rector und Mitglied des Prager revolu»
tionären Comite's, welches eine Filiäle
des damals über ganz Europa verbreite»
ten Revolutions-Ausfchufses war, wurde
S. am 10. Mai 1849 um Mitternacht
verhaftet und auf das Präger Schloß
abgeführt. Nach abgeschlossener Unter»
fuchung wurde er wegen Hochverrathes
zum Tode durch den Strang und im
Wege der Gnade zu 18 Jahren Kerker
verurtheilt. Aus dem Prager Schlöffe
wurde S. nun nach Olmütz auf die
Festung überführt, wo er bis zum
10. Mai 1837 zubrachte. Die Amnestie
gab auch ihm die Freiheit zurück. I n die
letzte Zeit vor seiner Verhaftung fallen
verschiedene literarische Arbeiten, unter
denen das 1. Heft der Zeitschrift I'adoi-,
d. i. Zeitsunken, bemerkenswerth, worin
unter anderen Mittheilungen die Bio»
gravhien der Revolutionsmänner der
Gegenwart: Ludwig Kofsuth. Robert
B lum, Bem, Dcmbinski , Miero-
slawski. aus seiner Feder stammen.
Das 2. Heft des I'g.bor, das am 18. Mai
erscheinen sollte, kam nicht mehr heraus.
. denn der Redacteur war am 10. in Haft
genommen worden. Während seiner Ker«
kcrhaft schrieb er den Roman: „Die Kinder der Welt". Mit seiner Verhaftung
schließt der Hauptabschnitt in Sabina's
Zeben. Nach seiner Freilassung muhte er
den Revers geben, daß er ohne polizei»
liche Erlaubniß nichts mehr schreiben
und drucken lassen werde. Somit entfällt
jedes weitere Interesse an seinen schrift-
stellerischen Arbeiten, und Sab ina ' s
Name wäre wohl zuletzt ganz verschollen,
wenn nicht im Frühjahre 1872 eine Hetze
gegen den Unglücklichen in Scene gesetzt
worden wäre, die ihres Gleichen in der
Geschichte der Literatur kaum aufzuweisen
haben dürfte. Die Sachlage kann hier
nur in kürzester Form zusammengefaßt
und muß auf die in den Quellen ange»
führten Journale gewiesen werden, welche
diesen Scandal ohne Gleichen möglichst
breit getreten haben. Schon im Jahre
1870 sah stck Sabina genöthigt, gegen
das Wiener Blatt der feudalen Partei,
„Das Vaterland", klagbar einzuschreiten,
weil es S. als einen „stillen Besucher
der Polizeidirection" bezeichnet und so
natürlich auf das Empfindlichste in seiner
Ehre geschädigt hatte. Das Urtheil des
Gerichtshofes fiel zu Gunsten Sabina'S
gegen den verantwortlichen Redacteur
des Journals „Vaterland" aus, der zu
zwei Monaten Arrest, 130 fl. Cautions«
verlust und 430 fl. Kostenersah an den
Privatklager verurtheilt wurde. Von die»
ser Zeit wurde Sab ina von jener Partei,
die durch dieses Urtheil moralischen und
materiellen Schaden in so empfindlicher
Art erlitten, systematisch heimlich beob»
achtet. Daß S. im stetigen Verkehre mit
der Polizei stand, ist gewiß, mußte er
doch in Folge des nach erlangter Amnestie
unterschriebenen Reverses sich verpflichten,
nichts ohne Vorwiffen der Polizei zum
Drucke zu befördern. Zudem stellte eS
sich heraus, daß er der Verfasser der in
der „Wiener MontagS-Revue"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon