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Sabina Sabina
druckten „Intimen Briefe" sei, welche
das schamlose, Hochverrätherische Treiben
im nationalen Lager der öechen ganz
einfach enthüllten, und nun war es um
Sabina geschehen. Nun begann auch
die Jagd gegen ihn in einer noch nicht
dagewesenen Weise. Was aber am meisten
befremdete, war, daß die deutsche Presse
gegen diesen „Verräther" dasselbe Ge-
schrei erhob, wie die öechische. Gewiß ist
Sabina's Verhalten, der übrigens alle
ihm zur 3ast gelegten Ehrlosigkeiten in
der in den Quellen angeführten Ver<
theidigungsschrift mit aller Entrüstung
in Abrede stellt und für viele Puncte
auch den Beweis seiner Schuldlofigkeit
beibringt, in manchen Puncten nicht
tadellos, aber ein solches Verfahren, wie
gegen ihn eingeschlagen worden, ist nur
bei einer Partei möglich, der kein Mittel
schlecht genug ist. wenn es nur ihre
eigenen verwerflichen Zwecke fördern
hilft. Ein Berichterstatter über diesen
Scandal bemerkt ganz treffend, daß, da
dieser Verdacht anSabina längst schon
haftete, er darum schwerlich zum Einge«
weihten in die geheimsten und wichtigsten
Vorgange oder Pläne im Kreise dieser
Partei gemacht worden sein dürfte, und
daß er, als dieser Partei selbst angehörend.
eS ganz wohl verstanden haben mag,
seine Parteigenossen zu schonen und sein
Gewissen zu beschwichtigen, ohne sich die
Einnahmsquelle zu verschließen, mit der
er sich aus seiner Nothlage zu helfen
suchte, wenn dieß noch überhaupt statt«
fand. Er l)at es in diesem angenomme»
nen Falle ebenso gut zuwege gebracht,
zweien Herren zu dienen, wie Diejenigen,
welche der oechischen Partei als Spione
dienen und dabei in — kaiserlichen Aem«
tern sitzen. Die nationale Partei erlaubte
sich nun gegen Sabina Ausschreitungen
unerhörter Art, sie zwang ihn. Oestcr. reich zu verlassen, füllte alle Blatter bei
Nennung seines Namens mit Verun»
glimpfungen scheußlichster Art gegen ihn;
an einem Orte (in Mscheno) wurde er w
^kL^ik aufgehenkt, an einem anderen
wurden seine Schriften verbrannt und
in Prag hatten seine Frau und sein
Sohn nickt geringe Noth, sich gegen
diese Ausbrüche nationalen Fanatismus
zu schützen. In der Folge soll die Behörde
eingeschritten sein. da denn dock ein Fall
entschiedener Gewaltthätigkeit, den man
gegen Sabina sich erlaubt hatte, vor«
lag. Die Untersuchung ist, so scheint eS,
niedergeschlagen worden. Hier folgt nun
noch die Nebersicht der literarischen.Thä>
tigkeit Sabin a's. Die Titel der von ihm
herausgegebenen Schriften sind in chro«
nologischer Folge: »Fasns«, IvaLek I,
d. i. Gedichte, 1. Heft (Prag 1841.
kl. 8".), mehr ist nicht erschienen; —
„S>Oön/b. ^VoVsNa", d. i. der Todten-
gräber. Novelle (Prag 1844/ PoSpisil,
16"; 2. Aufl. ebd. 1857; 3. Aufl. ebd.
1862). war zuerst im Ihrg. 1837 der Zeit-
schrift Xvst^, d. i. Blüthen, abgedruckt; —
o. i. Gemälde auS dem 14. und 16. Jahr-
hundert (Prag 1844. F. E. Sandtner.
16".. mit Abbild.). daS erste Gemälde
führt den Titel: Der Henker des Königs
Wenzel; das zweite: Die Versammlung
auf dem Karlstein; das dritte: Die Ge-
fühle des Schmerzes und der Glückselig«
keit; — „I>oviHöi/, ^ovss^' <r novs?^",
d. i. Sagen. Erzählungen und. Novellen
(Prag 1843, Spurny, 80.); — «^ss^-
d. i. Die Dorfbewohner. Ein Gemälde
aus dem ländlichen 3eben (Prag 1847.
Pospisil, 46<>.); — „H^po?6on -3<?na-
I>a?-i6. 6>HǤ stvo^isn^) d. i. N. B.,
ein biographischer Versuch, 3 Hefte mit
6 Abbildgn. (Prag 1843, Haase Söhne'.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon