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Sach er-Masoch Sacher-Masoch
Werken sprach. Sacker«Masoch ge>
rieth darüber mit den geistreichsten Kriti.
kern der Gegenwart, u. A. mit Hierony»
musLorm, in erbitterte Fehde. Dieser
letztere nahm keinen Anstand, in einer
Serie von Feuilletons, in welchen er
deutsch-österreichische Schriftsteller charak.
terisirte. in Nr. I I I , worin er den „Para-
siten und Renegaten in Oesterreich" seine
Aufmerksamkeit widmet, über Sucher«
Masoch U. a. wie folgt zu schreiben:
„S.-M. veröffentlichte in Bach's Zeiten
einen Roman: „ Eine galizische Geschichte",
in welcher der revolutionäre Empörungs»
versuch des polnischen Adels vom Jahre
1846 zwar ohne die Gesinnung, die sich
auch aus l iberalem Gesichtspuncte
gegen jene frevelhafte Bewegung hatte
geltend machen lassen, aber doch mit
einer Betonung deutsch«österreichischer
Culiurmacht behandelt wurde, daß nian
Komposition und Darstellung, weil sie
auch sonst einen nicht unbegabten Ansän»
gec verriethen, Denjenigen lobend empfeh»
len dürfte, die auch in gedrückter Zeit
den deutschen Beruf Oesterreichs gerne
hervorgehoben sahen. Zum Erstaunen
entpuppte sich derselbe Autor, und zwar
fortgesetzt in deutscher Sprache als ein
Ueberläufer zum Slaventhum oder als
ein dahin „Zurückkehrender", der uns
Deutschen nichts vergönnte, als — unsere
Bücher. Zu welcher Grausamkeit sich der
Deutschenhaß versteigen kann! Warum
aber der Autor von „Kaunitz", welcher
Roman ebenfalls liebliche Proben jener
Abneigung enthält, bei so ausgesproche«
ner Sympathie für die Volksstämme,
unter denen er in jedem „Rastelbinder"
einm Schopenhauer erkennt, nicht
lieber polnisch oder slovenisch schreibt,
warum er gerade uns, die hafsenswerthen
Deutschen, zu Vertrauten seiner Muse
macht, ist zwar wunderlich, aber trotzdem leicht zu erklären. Die Slaven sind schon
so ungeheuer gebildet, daß sie keine
Bücher mehr brauchen und im Bewußt»
sein dieser Bildung sogar großtentheils
das Lesenlernen verschmähen. Die Deut«
schen sind so weit zurück, noch Bücher zu
brauchen, und zu gar nichts Besserem in
der Welt tauglich, als Bücher zu kaufen
und zu loben, und darum läßt uns Herr
Sacher-Masoch das kindliche Ver-
gnügen und schreibt, obgleich ein Pole
oder Czeche, in deutscher Sprache." So
und noch mehr schreibt Lorm über
Sacher»Maso ch,'der aber weder Pole
nock Czeche ist, sondern
sich selbst als „gali-
zischen Russen" ftergl. die QuellenS.26)
denuncirt. Wurde Sacher. Masoch
von Lorm mit Glacehandschuhen ange»
griffen, so fanden sich hingegen Andere,
die mit Keulenschlägen auf ihn emhieben,
so z. B. A. Glaßbrenne r in semer
Montags-Zeitung" 1866, im Jänner,
welcher anläßlich des im Wallner-Thea«
ter zu Berlin zur Aufführung gelangten
Lustspiels: „Die Verse Friedrich's des
Großen", schreibt: „Das Werk ist höchster
Blödsinn in der Sphäre des höheren
Lustspiels; es wird darin mit geschicht-
lichen Charakteren und mit aller Wahr-
heit, Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit
dermaßen toll umgesprungen, daß uns
nur einzelne geistvolle Wendungen des
Dialogs aus dem Wahne reißen konnten,
uns vor einer Puppenspiel-Burleske zu
befinden". Noch tiefer schneidet Rudolph
Gottsckall in das faule Fleisch der
Sacher - Maso ch'schen Productionen
bei Gelegenheit, als er in eingehender
Weise dessen „Vermächtnis) Kam's" in
den „Blättern für literarische Unterhal-
tung" 1870, S. 783, beurtheilt, und
Leh m ann's „Magazin für die Literatur
des Auslandes" gmg sogar so weit, die
ihr zur Besprechung eingesendeten Werke
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon