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Sallaba Sallaba
Zur Adelsgeschichte Saüaba's. Des Ma<
ibias Edl. v. Sal laba Vater Johann
Kaspar von Sal laba k. k. Rath und
kön. böhm. standischer Credits-Buchhalter.
wurde während des Reichsvicariates l?92
mit Diplom ääo. 4. Juli g. I . von Kar l
Theodor Herzog von Bayern in den Reichs»
ritterstand erhoben, nachdem ihm schon die
Kaiserin Mar ia Theresia mit Diplom
660. 27. Jänner 1781 den Adelstand verliehen.
Der königlich böhmische Landesausschuß er«
klärte aber. daß S. diese Standeserhöhung
od et sudrsptitis erschlichen und verlangte,
daß er desselben gänzlich destituiret werde.
Auf dieses Ansinnen des Oberftburggrafen
von Böhmen und des ständischen Ausschusses
ging aber die Kanzlei in Wien um so rveni»
ger ein. als von einer Erschleichung des
Adels durch Sal laba keine Rede gewesen
sei. Nun kam der höchst interessante Fall vor,
daß im ursprünglichen Adels.Diplome Sal«
laba's das Vorgehen des Landesausschusses
gegen ihn förmlich urkundlich desavouirt wird.
Diese Stelle lautete nämlich wörtlich: daßS.
. . . bey Gelegenheit, a ls eroerschie»
dene, von Seite des Ständischen
Landes'Ausschusses ihm unv er schul,
det zur Last gelegten Verbrechen
angeklaget. vonUnserer. zurUnter»
suchung derselben eigens dahin ab.
geordneten Hof. Commission aber
al lerdings unschuldig befunden
worden, mittelst eines an ihn erlas»
senen Hof-Decretes neuerdings un»
serer allerhöchsten Gnade und Zu»
friedenheit versichert worden sei.
Gegen diese, im Adels.Diplome Sal laba's
enthaltene Stelle brachte der Stände.Ausschuß
von Böhmen eine förmliche Beschwerde ein,
welche aber die Wiener Kanzlei Vunct für
Punct widerlegte und nur auf die Streichung
der obbezogenen Stelle bei Sr. Majestät dem
Kaiser Joseph I I . antrug, welcher darüber
auch unterm 22. December 1780 folgende ah.
Resolution erließ.- «Von Seiten der Kanzley
ist es nicht gut geschehen, daß sie solch unge.
ziemenden Ausdruck in das Privilegium ein-
zuschalten gestattet hat. Das Diplom ist daher
bei drr Landtafel auszulöschen und von dem
Sal laba unter dem Vorwande zurück zu
fordern, daß Ich in demselben einige Abän«
derungen zu treffen für gut befunden habe.
In dem sodann ganz neu auszustellenden Di«
ploma wird in der Frage
stehende
Stelle aus«
zulassen sein. Welch solchergestalt abgeändertes Diploma Mir die Kanzley sodann zu meiner
Unterfertigung vorzulegen hat". Iosephm.x.
Da Sal laba's ritterlicher Adel aus der
Zeit des Reichsoicariates stammte, so mußte
er, um sich desselben in Oesterreich bedienen
zu dürfen, um die Bewilligung dazu bittlich
einschreiten. Dieß geschah durch Johann Kaspar
Sal laba's Sohn Wenzel, der als Sensal
der Wiener Börse in Wien lebte und mit
mit ah. Entschließung des Kaisers Ferdi-
nand ään. Schönbrunn 16. Juni 1840 die
Bestätigung des seinem Vater vom Reichs-
vicariate verliehenen Ritterstandes erhielt.
1. Dieser k. k. Wechsel, und Börsesensal
Wenzel (auch Johann Wenzel) Ritter von
Sal laba war seiner Zeit — im ersten Vier»
tel des laufenden Jahrhunderts — eine der
beliebtesten Persönlichkeiten in Wien. Gräs»
fer in seinen „Kleinen Wiener Memoiren"
schildert ihn als köstlichsten aller Gesellschaf'
ter, an den nicht ohne Begeisterung zu den»
ken. Wohl wenige Menschen haben so viele
Reisen, so viele Erfahrungen gemacht. Diese
Menge von Kenntnissen, von Sprachen, diese
Menschenkunde und dabei diese unerschöpfliche
Munterkeit, dieser deliciöse Humor, dieser
unversiegbare Witz. Alles gewürzt mit Anek«
doten und Citaten voll attischen Salzes.
Was sind die Rabelais, die Lichtenberg da»
gegen? Der Liebling aller Männer, einst auch
gewiß der Liebling aller Frauen. Warum
nicht? Sein edles, geistreiches, sprechendes
Antlitz; ein Abdruck Friedrich des Großen,
sein Lkvoir kaire, sein Temperament. O,
wenn der Mensch seine Memoiren nieder«
geschrieben hätte! So excentrisch und so weise
zugleich. Gewiß bleibt: „Sallaba ist nickt zu
ersetzen, a« wenigsten wohl von seinem
Sohne". Der Arzt Math ias Edler von
Sa l laba. dessen Lebensskizze S. N5 mitge-
theilt wurde, ist sein Bruder, — 2. der Gene»
ral Johann Ferdinand Freiherr von Sal»
laba sein Neffe. Derselbe war in jungen
Jahren in die k. k. Armee getreten und in
Anerkennung seiner ausgezeichneten Verdienste
noch von Kaiser Fran z mit dem Ritterkreuze
des Leopold.Ordens ausgezeichnet worden.
Sal laba wurde, nachdem er mehrere Jahre
als Hauptmann im General'Quartiermeister«
stabe mit Auszeichnung gedient, im Jahre
1823 zum Major im Corps befördert,
rückte 1834 zum Oberstlieutenant, 1835 zum
Oberst und l843 zum General.Major vor.
Als solcher wurde er im genannten Jahre
mit der Leitung der Kammer des Erzherzogs
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon