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machte die Glaskunst große Fortschritte
und im 16. und 17. Jahrhunderte genoß
die Republik davon ein IahreSeinkom.
men von acht Millionen Ducaten. Mit
dem 18. Jahrhunderte begann die Kunst
wieder abzunehmen, um mit dem Sturze
der Republik gänzlich zu verfallen. In
Oesterreich wurden die Fabriken VöhmenS,
SteiermarkS und Kärnthens ermuthigt.
wahrend die Statuten und Gesellschaften
der Muranesen bei dem herrschenden
politischen Mißtrauen mit argwöhnischen
Blicken und als gefährlich betrachtet
wurden. Demzufolge verließen dann die
verschiedenen Maestri nach und nach ihre
Insel und zogen in fremde Länder, wo
sie nun die Geheimnisse ihrer Kunst zu
verwerthen suchten. Nur die Perlenfabii«
cation behauptete ihren alten Ruhm,
und den Venetianer Glasperlen kam
nichts gleich. Da begannen im Jahre
1836 Lorenzo Radi und Francesco
Torcel lan — beide Muranesen —
ihre Versuche, die verloren gegangenen
Geheimnisse der altberühmten Venetianer
GlaSkunst wieder zu finden und erhielten
im Jahre 1840 für ihre Gold- und Sil-
beremails von der Venetianer Akademie
die goldene Medaille. Vergleiche die
Biographie von Lorenz Radi im Bande
XXIV, S. 196, dieses Lexikons. Nun
aber wären Radi'S und Torcellan'S
Bestrebungen ohne weiteren Erfolg ge»
blieben, wenn nicht Dr. Sa lv ia t i ,
ein unternehmender und kunstliebender
Rechtsgelehrter, des Gegenstandes sich
mit aller Energie angenommen hatte.
Mit seinem Freunde, dem Abbate Z a«
netti, arbeitete S. daran, diese alten
Werkstätten der Kunst von Neuem in'S
Leben zu rufen. In der That eröffnete
Salv ia t i eine Mosaikschule, wählte die
besten Künstler aus der venetianischen
Akademie, berief einen der vorzüglichsten Musivarbeiter auS Rom und gründete
eine BildungSclaffe für Arbeitsleute. Die
Art und Weise des dabei beobachteten
Vorganges, so interessant er sein mag,
fällt außerhalb des Rahmens dieses Wer»
keS. Der Schwerpunct der Leistungen in
der durch Dr. Sa lv ia t i in'S Leben
gerufenen Mosaikschule besteht aber darin,
daß, während bisher die Mufivarbeit nur
an Ort und Stelle ausgeführt werden
konnte, jetzt die einzelnen Stücke, die
sogenannten isssOrao, in jedem dazu
eingerichteten Atelier gearbeitet wurden;
Sa lv ia t i lehrte die Leute die Cartons
umkehren und die L'ssshraS mit der
Oberfläche abwärts einsetzen, indem ein
grobes Papier, auf welchem sich eine
rohe, mit Paste bedeckte Skizze deS Car>
tonS befindet, dazu dient, dieselbe zusam«
menzuhalten. Wenn der Gegenstand voll«
endet ist, wird er sorgfältig eingepackt
und an seine Bestimmung gesendet, wo
ein geschickter Künstler ihn mit einem
besonderen Cement an die Wand oder
Kuppel befestigt, und dieser Cement soll,
wie Sa lv ia t i behauptet, ganz derselbe
sein. dessen die Alten sich bedienten. Auf
diese Weise sind in Salv iat i 'S Musiv«
Atelier im Laufe eines IahreS (1869)
6400 Geviertfuß Mosaik verfertigt wor>
den. Davon kostet ein Geviertfuß der
feinsten Sorte 125 Frcs., der gröbsten
40 FrcS. Bei diesem glücklichen Fort-
gange fehlte eg nicht an Mitteln, um das
Gedeihen der Anstalt zu fördern. ES
fand sich eine englische Gesellschaft, welche
größere Summen vorstreckte, und so setzte
Sa lv ia t i seine Arbeiten, zugleich aber
immer neue und darunter höchst interef-
sante Versuche, fort. Spater richtete er
seine Aufmerksamkeit auf die Wiederbele«
bung der Glasbläserei, deren Geheimnisse
auch verloren gegangen waren. I n Do»
menico Bussolins kleiner Flugschrift:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon