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des Contrapunctes auch das praktische
Studium in den Werken der älteren
Meister verbinden zu können, dazu ver>
half ihm die Munificenz des damaligen
Fürsterzbischofö Augustin G r u b e r
Md. ^ , S. 377^, der ihm die Benützung
des eizbischöflichen Musikarchivs gestat»
tete. I n der Folge übersiedelte S. mit
seinem Vater nach Linz. wo er seine Stu>
dien beendete, zugleich aber auch semer
LiedlingSkunft, der Mustk. auS welcher
er in den freien Stunden Unterricht
ertheilte, mit Eifer oblag. Sein Vor«
haben, sich ausschließend der Musik zu
widmen, war unausführbar geworden,
und so betrat er denn die Beamtenlauf'
bahn. Ohne die einzelnen Phasen der-
selben eingehend zu verfolgen, sei nur
bemerkt, daß S. bei den österreichischen
Strafanstalten zu Linz. Garsten und
Suben diente, im Jahre 4857 Verwalter
im Strafhause zu Garsten wurde, wo
sich damals über 800 Sträflinge in Ver>
wahrung befanden. Als im Jahre 4866
die Strafanstalt Suben für Sträflinge
aus den besseren Standen und für weniger
verdorbene jugendliche Sträflinge errich-
tet wurde, erhielt S. von dem damaligen
Justizministerium den Auftrag, die Ein»
richtung und Leitung derselben zu über«
nehmen, welcher er auch bis zum Jahre
1870 als Verwalter vorstand, in welchem
Jahre er, krankheitshalber den schweren
aufreibenden Beruf aufzugeben genöthigt,
in den Ruhestand übertrat. Die Zeitungen
meldeten auch im Jahre 1869, daß S. von
einem Schlaganfalle getroffen worden,
der für sein Leben fürchten ließ. Von
demselben aber hatte S. allmalig sich
erholt, zog sich in seine Vaterstadt Salz.
bürg zurück, wo er in einiger Zeit die
Stelle des ChordirectorS im Benedictiner«
stifte St< Peter übernahm, welche er zur
.Stunde noch bekleidet. Kehren wir nun zur musikalischen Thätigkeit S.'s zurück,
denn diese, nicht die eines Strafhaus«
Verwalters, gibt ihm eine Stelle in diesem
Werke, so ift zu erwähnen, daß S. auch
wahrend seiner beamtlichen Laufbahn
seiner Muse treu blieb und dieselbe mit
allem Eifer betrieb. Die Bekanntschaft
mit dem bekannten Kirchencomponisten
Rob. Führer ^Bd. V, S. 3^ blieb nicht
ohne Einfluß auf S.'s musikalische Nich.
tung und Entwickelung. Indem er die
contrapunctifchen Studien fleißig fort»
sehte, trat er auch als Composikur auf
und sah seine Arbeiten so beifällig auf.
genommen, daß er sich immer zu neuen
Schöpfungen angeregt fühlte, für welche
sich auch bald Verleger fanden. S. war
auf verschiedenen musikalischen Gebieten
thätig. Er schrieb über die Theorie der
Musik mehrere gute Handbücher, compo«
nirte für weltlichen Gesang. für die
Kirche und selbst einige Werke größerer
Gattung, wie Oratorien und Opern.
Besonders beliebt wurden seine Compo»
sttionen für den Mannergesang, von
denen mehrere bei dem Musikverleger
Franz G lögg l in Wien im Drucke
erschienen. Außerdem schrieb er viele
Lieder und Duo's für Gesang mit Piano»
fortebegleitung, und im Vereine mit
mehreren anderen bekannten Componiften
gab er drei Sammelwerke für Gesang
heraus, welche in periodischen Heften
erschienen: „Die deutsche Liederhalle",
eine Sammlung von Liedern, „Die Lie«
dertafel", eine Sammlung von Vocal«
quartetten und Chören, und eine „Samm.
lung leicht ausführbarer Kirchenmusik",
welche Werke sich bald der lebhaftesten
Theilnahme in den Kreisen, für welche
sie bestimmt waren, erfreuten. I n der
Folge trat er wegen Ueberhäufung mit
BerufSgeschäften von der Leitung dieser
musikalischen Sammelwerke zurück. Von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon