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t>em er jedoch nicht Folge leistete. Im
Mai kam er in Wien an. wo Kaiser
Leopold ihn huldvoll aufnahm und er
als Volontär in die kais. Armee trat, als
welcher er zur Armee des Herzogs Kar l
von Lothr ingen abging, welche bei
Raab stand. Daselbst fand Eugen auch
feinen alteren Bruder Ludwig, der als
Reiteroberst in des Herzogs Armee diente.
Die durch vorangegangene Niederlagen
auf 23.000 Mann zusammengeschmolzene
Armee des Herzogs stand dem weit übev
legenen Heere Ka?. aMustaph a's und
den mit demselben verbundenen Rebellen
Tököly's gegenüber. Bei PetroneÜ
kam es zum blutigen Zusammenstoße.
Prinz Eugen und sein Bruder Lud-
wig verrichteten Wunder der Tapferkeit.
Ludwig fand den Heldentod auf dem
Schlachtfelde. Indessen drangen die Tür-
ken mit Uebermacht vor und standen am
7. Juli 4683 bei Klosterneuburg. Am
8. Juli rückte Eugen mit seinem Regi«
mente von der Landstraße bis gegen
Tabor vor. Am 13. Juli begann die
Belagerung Wiens durch die Türken,
welche bis zum 12. September währte.
I n dieser ganzen Zeit befand Eugen
sich in der Stadt. In der Schlacht des
glorreichen Entsatzes that er sich durch
feine ausgezeichnete Tapferkeit auf das
Glänzendste hervor. Mit dem stegenden
Heere zog Eugen nach Ungarn. Für
seine bei Wiens Entsatze bewiesene Tapfer,
kcit ernannte ihn der Kaiser am 12. De«
cember 1683 zum commandirenden Oberst
und Inhaber des erledigten Kufstein'schen
Dragoner'Regiments, welches seither den
Namen S a v o y e n . D r a g o n e r zu
Eugen's bleibendem Andenken führt.
I n den nächstfolgenden Jahren gab
Eugen neue Proben seiner persönlichen
Tapferkeit und seines in der Folge so
glänzend bewiesenen Feldherrntalentes. Bei St. Andrä führte er einen herrlichen
Cavallerieangriff mit glänzendem Erfolge
aus, wohnte beiden Belagerungen von
Ofen, in deren einer er leicht verwundet
wurde, und dem Siege bei Gran bei;
unterwarf das flache Land zwischen der
Donau und Theiß und verbrannte die
den Türken für die Verbindung mit Sla<
vonien und Bosnien so wichtige, 9000
Schritte lange Brücke bei Effeg. Im
Jahre 1683 wurde Eugen General»
Feldwachtmeister. Am 12. August 1687
hatte er wesentlichsten Antheil an dem
Siege bei Mohä.cS. Mit seiner Reiterei
verfolgte er die fliehenden Ianitscharen
bis in ihr Lager. Dort stutzten Eugen's
Dragoner vor dem breiten Graben, der
sich ihnen entgegenstellte. Da sprang
Eugen, den Degen im Munde, vom
Pferde, stürzte sich in den Graben und
kletterte den Wall hinan und die Leute
folgten seinem Beispiele. Nun begann
das Würgen im Lager. Dann kam auch
die kaiserliche Infanterie nach und voll<
endete das Blutbad, in welchem 33.000
Türken gefallen und Lager, Artillerie,
Bagage erbeutet worden waren. Dem
Tapfersten her Tapferen, dem Prinzen
Eugen, gab der Herzog von Lothrin«
gen den auszeichnenden Auftrag, die
Siegesnachricht in daS kaiserliche Hof-
lager zu überbringen. Die Ernennung
zum Feldmarschall'Lieutenant und das
goldene Vließ waren deg Prinzen Lohn.
Zu den schönsten Thaten im folgenden
Jahre gehörte neben mehreren Gefechten,
in welchen der Prinz immer, keine Gefahr
'cheuend, seinen Ieuten Mit dem guten
Beispiele voranging, die Eroberung von
Belgrad, am 9. September 1688, welche
er gemeinschaftlich mit dem Churfürsten
on Bayern ausführte. Nach dem Aus»
gange dieses Feldzuges begab sichEugen
nach Wie!:, wo er den Winter zubrachte.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon