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heim. übersiedelte aber. bereits immer
kränkelnd, nach Speyer. wo er nach
anderthalbjähriger Ehe im Alter von erst
38 Jahren an der Lungensucht verstarb.
Nach seiner Verheirathung neigte sich der
früher sehr lebenslustige junge S. mehr
und mehr der ultramontanen Richtung
zu. Wiesehr dieß der Fall war. ersieht
man aus einem in seinem Nachlasse ge-
fundenen, in mehreren Journalen ver»
öffentlichten Gedichtfragment, in welchem
S. geradezu als ultramontaner Fanatiker
sich geberdet. Man will diese Sinnesände-
rung dem Einflüsse seiner Frau. welche
in dieser Richtung aufgezogen worden, zu»
schreiben, aber sein eigenes Leiden, dessen
Keim längst in ihm gelegen, mag bei der
jede Heilung ausschließenden Entwickelung
desselben auch mit Ursache gewesen sein.
Kehren wir nun nach dieser Skizze seines
LebenSlauftS zu S. dem Dichter zurück.
Mit lyrischen und dramatischen Arbeiten
hatte sich S. bereits in frühen Studenten»
jähren versucht. Wahrend er in München
den Rechtsstudien oblag, entstand ein
zweiactiges Lustspiel: „Ner Zchmrtterling"
und der Entwurf zu einer Tragödie:
„Kaiser Otto der Dritte", welche aber
nur bis zum dritten Acte ausgeführt
wurde; die Anforderungen seines amt»
lichen BerufeS gestatteten ihm nicht, in
der kurzen Muße desselben jene Samm«
lung zu gewinnen, welche zum Schaffen
eineS poetischen Werkes unbedingt erfor-
derlich ist. Während seines Aufenthaltes
in der Pfalz warf er sich ganz der Muse
in die Arme, und nun begann er jenen
Leidensgang deS dramatischen Poeten,
der Keinem erspart bleibt, der diese
Richtung der Poesie einschlägt und auf
welcher nicht immer die gottbegnade-
ten wirklichen Poeten, sondern meist die
von der Gunst und dem Zufalle Beglück-
ten ihr Ziel erreichen. Schaufert schrieb in dieser Zeit eine Reihe von Lustspielen,
ohne daß es ihm gelang, auch nur eines
derselben bei irgendeiner deutschen Bühne
anzubringen. Er war, wie einer seiner
Biographen treffend schreibt, eben ein
unbekannter, abseits der großen Heer«
straße lebender Mann. der nicht die
Trommel der Reclame zu rühren, nicht
mit den beiden Elbogen sich Bahn zu
schaffen wußte. Wie viel Unbedeutendes
sah er gelobt und aufgeführt, und dadurch
wurde er zuletzt ganz abgestumpft und
verbittert. Nur Einer hatte ihn mit schar«
fem Blicke erkannt und in ihm mehr als
einen Dilettanten gesehen. Es war der
greise König Ludwig I.. der dem Dich.
ter auf ein ihm zu seinem einundachtzig,
sten Geburtstage im Jahre 4866 gewid-
metes Gedicht die goldene Medaille mit
seinem Brustbilde und der von einem
Lorbeerkranze umschlungenen Inschrift:
Uäreuti, in Begleitung folgenden Hand»
schreibens übersandte: „ Ihr Gedicht habe
ich erhalten, und die Frage in Ihrem
Briefe beantwortend, sage ich Ihnen,
daß dasselbe den Weg zu meinem Herzen
fand. Eine ausgezeichnete Dichtergabe
besitzen Sie, Ihre Anhänglichkeit ist mir
um so werther, weil Sie mich persönlich
nicht kennen, was ich daraus ersehe, daß
von Ihnen meine Haare silbern genannt
werden, die noch blond sind. Beiliegende
Medaille mit meinem Brustbilde wird
Ihnen sagen, wie sehr den Dichter ehrt
sein ihm wohlgewogener König Lud»
wig". Bei der im Jahre 1863 vom
Münchener ActieN'Theater ausgeschiiebe»
nen Preisbewerbung betheiligte sich auch
S.. und seine Lustspiele: „Artnar Allchmllnn'z
Hllchzeitsllbrntener" und „Nie Aipplingrr" ge-
hörten zu den wenigen Stücken, welche
das Comitö zur Aufführung empfahl.
Doch kam es auch hier trotz wiederholten
Versprechungen zu einer solchen nicht.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon