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Thätigkeit fand ebenso höchsten Ortes
wie unter seinen Mitbürgern vielfache
Würdigung. Im Jahre 1860 erhielt S.
das Bürgerrecht der Stadt Wien. früher
schon das Ehrenbkrgerrecht der k. Frei-
stadt GünS und der israelitischen Cultus,
gemeinde Rechnitz in Ungarn. Mit Diplom
vom13.Mai1839 wurde Friedrich S.
gleichzeitig mit seinem Oheim Phi l ipp
S. ^s. d. Folg.^ in den österreichischen
Adelstand mit dem Prädicate von
Koromla erhoben. Bei Einweihung
des neuen Gebäudes der Wiener Handels«
Akademie am 12. October 4862 erhielt
S. angesichts der ganzen Versammlung
aus den Handen des damaligen Handels«
Ministers Grafen Wicken bürg den
Orden der eisernen Krone dritter Classe
und in Folge dessen mit Diplom ääo.
2. December 1863 den österreichischen
Rit ter stand. Als dann S. im Octo-
ber 1869 mit dem Orden der eisernen
Krone zweiter Classe ausgezeichnet wurde,
erfolgte statutengemäß mit Diplom vom
28. December 1869 die Erhebung in den
österreichischen Freiherrn stand. Neber-
dieß haben der verewigte Kaiser von
Mexiko, die Kaiser von Frankreich, Bra>
silien, Rußland, die Könige von Preußen,
Bayern, Württemberg, Niederlande, Bel»
gien, Griechenland, Portugal, Hannover,
der Großherzog von Hessen und der Herzog
von Braunschweig S. mit Commandeur»
und Ritterkreuzen ihrer Orden ausgezeich«
net. Aus zwei Momente in S.'s Leben muß
der Culturhistoriker besonderes Gewicht
legen: auf seine Eigenschaft als Gründer
derWienerHandels. Akadeinie und
als Hauptförderer deS Baues des Wiener
Stadttheaters. Mit ersterer Anstalt,
deren Blüthe in Zunahme begriffen ist,
hat S. ein Werk von unermeßlicher Be»
deutung für das Aufblühen von Handel
und Gewerben im Kaiserstaate, wo bis dahin keine öffentliche Anstalt in dieser
Richtung, sondern nur etliche, kaum nen>
nenSwerthe Privatinstitute sich befanden,
in's Leben gerufen. Den Bau des Wiener
Stadttheaters aber hat S. bei dem sicht-
lichen Verfalle der Wiener Hofbühne
unter Friedrich Halm's Leitung als ein
zur Hebung der im Sinken begriffenen
dramatischen Kunst bestimmtes Institut
durch unermüdliche Geltendmachung sei«
nes großen Einflusses und durch unab-
lässige Agitation unter den Börsen»
Nabobs glücklicherweise in der „vor-
krachlichen" Zeit zu Stande gebracht.
Zur Errichtung eines Actien-Institutes
mit ernster künstlerischer Richtung wollte
sich anfanglich Niemand verstehen, denn
das lustige Wien, meinte man, biete für
so edle altmodische Strebungen keinen
günstigen Boden und Niemand wollte
sich zum Macen einer unpraktischen
Kunstbegeisterung hergeben und als sol»
cher viele Tausendgulden'Billets auf ein
unfruchtbares Unternehmen opfern, wie
es S. gethan. Daß der Freiherr ein
großer Freund dcr Literatur und Kunst
ist, erfahren wir überdieß auS den „Il lu-
strirten Plaudereien", welche uns von
seiner reichen, nicht blos aus glänzend ge«
bundenen, sondern fleißig benutzten und
gelesenen Büchern bestehenden Biblio«
thek berichten, ferner von seinem Sam-
meleifer — nicht auS Beruf, sondern
auS Liebhaberei — indem werthvolle
Gegenstände nicht zur allgemeinen Aus-
stellung in seinen Salons prangen, son«
dern ganz ordnungslos in seinem nur
ihm zugänglichen Bibliothekzimmer sich
befinden, um nicht „das Kataloggewiffen
irgend eines Kenners durch ihre System-
losigkeit zu revoltiren"; endlich von seiner
fast virtuosen Fertigkeit auf der Violine,
welche er sich als ein Schüler des alteti
Helmesberger und Strebinger 's
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon