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ihn. die spateren Ausgrabungen am
Birgelstein von 1833 bis Ende 4832 zu
überwachen' auch beschrieb er dieselben
in einer eigenen Broschüre: „Ner Nirgel-
ztein nni> seine Alterthümer", ebenso den Un»
tersberg, und sammelte seine Volkssagen,
wovon acht Auflagen erschienen, und end«
lich verfaßte er einen Wegweiser: „Nie
A M Salzburg und ihre Umgebungen". Noch
veranstaltete er eine Sammlung von über
Salzburg erschienenen Gedichten, welche
in zwei Auflagen herauskam. Als Münz»
sammler und tüchtiger Münzenkenner hatte
er mehrere in Oesterreichs und Salzburgs
Numismatik bis dahin unbekannt geblie»
bene Münzen aufgefunden und bestimmt,
einen Versuch über Salzburgs Münz»
künde verfaßt und drei römische, auf dem
Birgelsteine aufgefundene Leichensteine
bekannt gemacht. S. galt in Salzburg
als so trefflicher Münzenkenner, daß man
gefundene alte Münzen, die Niemand
kannte, nur ihm. um sie zu bestimmen,
brachte. Aber mehr als alles Vorer«
wähnte sichert seinem Namen das Fol»
gende ein bleibendes Andenken. Von ihm
aus ging die erste Anregung und
Aufforderung zur Err ichtung
deS Mozart-Denkmals. Nun ist es
wahrscheinlich, daß Mozart auch ohne
Schill ing's Anregung einmal und
irgendwo ein Denkmal erhalten haben
würde. ES ist bekannt, daß, nachdem
Columbus das Ei auf die Spitze gestellt,
eS ihm Jeder nachgemacht hat, aber doch
ist bis auf den heutigen Tag nur das Ei
deS Columbus sprichwörtlich geblieben.
Also auch Schi l l ing als der erste An-
reger des Mozart-DenkmalS verdient ein
dauerndes Andenken. Man hat sich
ja, wie
eS scheint, um den schlichten Mann —
der eben nur ein einfacher Setzer in einer
Buchdruckerei war — weiter gar nicht
gekümmert. Es hat nirgends verlautet, daß man bei der Enthüllungsfeier seiner
gedacht habe. Aber das nimmt ihm nicht
den Ruhm. der Erste daS Denkmal ange>
regt und zu Beiträgen für dasselbe auf.
gefordert zu haben. — Nachdem Schil«
l ing in der Duy le'schen Bucddruckerei
über vierzig Jahre als Schriftsetzer ge»
dient, nöthigten ihn Brust- und Athmungs«
beschwerden. den Setzkasten zu verlassen.
Als um diese Zeit (im Juli 5868) von
Seite des Ministeriums für Cultus und
Unterricht über einen Antrag der Reichs»
raths-Deputirten Dr. I . A. Schindler
und Adolph Ritter von Tschabusch»
nigg eine Summe von mehreren tau«
send (20.000?) Gulden zur Unterstützung
von Schriftstellern und Künstlern zur Ver»
theilung kommen sollte, bewarb sich auch
Schi l l ing um eine solche, auf welche
er — mindestens als Anreger des Mo-
zart-Denkmals — zu welchem Titel er
noH die eines Hilfe verdienenden Schrift»
stellers und Numismatikers beifügen
konnte — gegründeten Anspruch hatte.
Da er, unbekannt mit den Tar- und
Stempelvorschriften, das Gesuch unge-
stempelt eingereicht hatte, war das Re«
sultat seines Gesuches — ein abschlägiger
Bescheid und eine Stempelstrafe, welche
letztere dem hilflosen Schriftsetzer, der leicht
nachweisen konnte, daß er gar nicht die Ab»
ficht gehabt. das Aerar zu übervortheilen,
nachgelassen worden sein soll. S. wurde
70 Jahre alt, verlebte aber die letzten
Jahre in harter Dürftigkeit, die Unter«
stützung eines Buchdrucker<Armen> und
VersorgungsfondeS genießend. Bis er
dessen Hilfe in Anspruch nahm. half er
sich durch Verkauf der einzelnen Stücke
seiner bedeutenden Münzensammlung.
Das LooS der Armuth traf den armen
Mann um so empfindlicher, als er, der
sonst so leutselig war, sich genöthigt sah,
sich zurückzuziehen, denn sein verkomme-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Volume 29
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sax-Schimpf
- Volume
- 29
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1875
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 374
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon