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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Volume 30
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Page - 19 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Volume 30

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Schindler 19 Schindler Schindler als Neichsrathg - Abgeordneter. Wie es in der Lebensskizze erwähnt ist. war Schindler während einer Periode von zehn Jahren. 1861 bis 4870. Mitglied des Abge. «rdnetenhauses des österreichischen Reichs» rathes. Seine unter allen Umständen höchst bemerkenswerthe und — seine politischen Geg< ner mögen saqrn, was sie wollen — auch einflußreiche Thätigkeit ist wohl am besten aus den stenographischen Berichten des Ab« georonetenbauses zu ersehen. Seine Reden in öen Adreßdebatten, wegen Aufhebung deS Concordates u, s. w. wirkten durch den schlag, fertigen Witz. den frischen Humor und die Grazie des Vortraaes geradezu zündend. Für Jene. denen die stenographischen Protokolle, nicht so leicht zugänglich sind, sei nur — da sie zur Charakteristik S.'s beitragen — der wichtigeren gedacht, so z. B. seiner Rede in der Adreßdebatte am 18. August 186l Miener Zeitung. 3. Quartal. S. 799); über das Briefgeheimniß sebd.. 4. Quartal, S. 422l); über die Nothwendigkeit eines UnterrichtSministeriums mder Sitzung vom 27. Juni 1863 Miener Zeitung. 2.Quac. tal, S. 960); in der Resolutionsfrage in der Sitzung vom 28. Jänner 1864 ^Wiener Zeitung, I.Quartal. S. 9^ ; über die Ver» Hältnisse des Iustizwesens in Oester. reich in der Sitzung uom 26. April 1863 Miener Zeitung, 2. Quartal. S. 326); in der Adreßdebatte in der Sitzung uom 5. December 1865 ^Presse 1863. Nr. 337); seine Rede in der Wäh ler» V ersam m» lung des VII . Wiener Bezirkes Mue freie Presse 1867, Nr. 86l) und endlich seine Rede in der AdreHdebatte vom 20. Jänner 1870 lFremoen'Blatt 1870. Nr. 21); damit ist jedoch die Liste drr bezeichnendsten Reden Schindler'ö während seiner zehnjährigen teichsräthlichen Thätigkeit, indem er keinen nur einigermaßen wichtigen Anlaß vorüber- gehen lieb. ohne die Rednertribune zu be- treten oder auf seinem Platze — und oft unvorbereitet, aber immer schlagfertig — in die Debatte einzugreifen, noch lange nicht erschöpft, der vorstehenden wurde eben nur alS der wichtigsten gedacht. Was den Cha< rakter der Beredsamkeit Schindler's anbe» langt, so ist derselbe einfach, natürlich, ein< schmeichelnd, ungezwungen, voll Frische und Abwechslung. Sie amusirt, inoem sie über« zeugt. Ohne lange Auseinandersetzung über den Stoff seiner Rede. erkennt man doch bald, daß er «denselben vollkommen beherrscht und selbst der Minderunterrichtete fühlt sich durch seine drastischen Bemerkungen vollüän, dig infornnrt. Zu welcher Partei man sich bekennen mochte, seinem farbenreichen, ästhe» tisch geordneten und von Witzfunken durch» leuchteten Vortrage mußte man Beifall zollen. Das österreichische Parlament besaß viele Mitglieder, einen angemessenen sachlichen Vortra» zu halten wissen; eigentliche Redner besaß es — wie dieß auch aus der politischen Vergangenheit Oesterreichs leicht zu erklären — nur sehr wenige, und unter diesen stbr wenigen war einer der glänzendsten, wo nicht der glän, zendste, S. Ebenso wie er unsere ganze Ver- standesthätigkeit durch die Logik seines Vor. trageS und die Dialektik seiner Bemerkungen in Anspruch nimmt, ebenso versteht er es wieder, alle Tiefen und Höben des Gemüthes anzuregen. Mit kühner Kunst weiß er Alles zu sagen, wem immer es gelte, und die herbsten Wahrheiten, die man in anderer Form kaum vertrüge, versteht er, in Humor» vollen Witz zu kleiden, der immer wie leise Klage ausklingt, mitunter wohl schmerzt, aber nie verbittert. Das Ueberraschende bei seinen Reden, insbesondere, wenn er Angriffe ab. wehrt, bestand zunächst in der Schlagfertigkeit seiner Entgegnungen. Gewiß mag anderen Rednern derselbe köstliche Gedanke einfallen, nur geschieht das gewöhnlich 12—24 Stunden später, wahrend S. in derselben Secunde, in welcher der Angriff erfolgte, aucb schon denselben niit ebenso viel Geist, als Scharf« sinn und immer mit voller Ruhe abwehrte. Es ist, als ob er Rosen würfe, deren Stacheln wir erst fühlen, wenn wir sie berühren. Man lnuß die leichte Hand, mit der er oft schwere Steine hob, bewundern, und wenn er in die fatale Lage kam. einen politischen Gegner aufzuknüpfen, eine Lage, in die man in einem Polyglotten Parlamente leicht gerathen kann, so vollführte er dieses penible Geschäft immer mit einer cheoaleresken Eleganz und in Glace» Handschuhen. An Schindler und im Herren- Hause an Graf Auersperg kann man den Einfluß der Poesie auf die politische Redekunst am besten erkennen. Bei dem Einen wie bei dem Andern war auch im Parlamente der Poet ihr Zehrer. Beide führten den Leuten die Politik im Gewände der Kunst vor. S.'s größte Kunst aber ist seine Improvi- sation. Während seine Gegner sprachen, warf er einzelne Schlagworte mit Bleistift auf's Papier, und diese Zettelchen in der Hand, widerlegte er sie in stundenlanger Rede, die, 2*
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schindler-Schmuzer, Volume 30
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Schindler-Schmuzer
Volume
30
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1875
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
398
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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