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Schubert) Franz 33 Schubert) Franz
zeichnen. Erstaunlich, ja geradezu groß«
artig ist es, wie Schubert die Dichter
seiner Zeit in sich aufnahm; kein Poet aus
jener, der Lyrik so freundlichen Periode
war ihm, wenngleich oft durch Freundes«
rath ihm zugeführt oder bezeichnet, fremd
geblieben. und außer den Dichtungen
seiner ihm nahestehenden Freunde, wie
Mayrho fe r , Kenner, Schober
u. A., waren eS die edelsten Geister deut«
scher Dichter, deren Werke Schubert in
seine goldenen Töne umschmolz. I m
Stifte befand sich S. in Gemeinschaft
mit zahlreichen Collegen, von denen er
sich mit mehreren, so z. B. mit dem spater
so unglücklichen Dichter Senn, mit
Spaun und Adalbert S tad ler , be«
freundete. Unter Studien, Musikmachen
und Componiren vergingen die Jahre.
Er muficirte im Stifte und sand sich bei
den Musikübungen im Elternhause ein,
und die Quartettübungen in diesem, wie
die Instrumentalübungen im Convicte
hatten wesentlichen Einfluß auf seine
musikalische Ausbildung. I n der That
finden wir auch unter den Compositionen
jener Jahre vornehmlich Streichquartet«
ten, Symphonien. Fugen, Sonaten, Ter»
zetten, natürlich auch bereits Lieder, aber
noch nicht von jener Bedeutung, die seine
späteren Liedergaben besaßen. Im Octo»
ber 1813 trat S. aus dem Convicte und
faßte, wohl zunächst, um dem Militär«
diensts zu entgehen, den Entschluß, dem
Lehrerberufe sich zu widmen. Während
des Schuljahres 1813/14 bereitete er sich
bei St. Anna auf seinen neuen Beruf
vor und 1814 trat er die Stelle eines
Schulgehilfen bei seinem Vater an. Nun
beginnt die Periode des Pegasus im
Joche. Mehrere Jahre, bis 1818. lehrte
er in den sogenannten Vorbereitungs»
<lciffen. und wenngleich mit innerem
Widerstreben, doch mit unveränderter Pflichttreue. I n diese Jahre aber fallen
die zahlreichsten Compositionen sowohl
im Bereiche des Liedes, wie der anderen
Gattungen, als der Opern: „Des Teu«
fels Lustschloß"; — „Der vierjährige
Posten", — „Fernando", — ^Claudine
von Villabella". — „Die beiden Freunde
von Salamanca-, — „Spiegelritter", -7-
„Der Minnesänger". — „Adrast", dann
mehrerer Messen und sonstiger Kirchen»
stücke und vieler Concertstücke. Auch fällt
in diese Z^it — in die letzten Tage des
Jahres 1814 — seine Bekanntschaft mit
dem Dichter. Johann M a y r h o f e r
Md. XVII , S. 186^, welche auf Com-
ponisten und Poeten ungemein fördernd
wirkte und sich im Laufe der Iahr.e nur
inniger gestaltete, so daß beide Freunde
zusammen eine Wohnung nahmen, in
welcher sie mehrere Jahre (1819—1821)
im innigsten Verkehre verlebten. Mayr«
hofer wäre als Poet — so wenig er
das Loos verdient — längst vergessen,
Schubert's seelenvolle Töne, der mit
besonderer Vorliebe Mayrhofer's Dich«
tungen zu seinen Compositionen wählte,
sichern ihm Unvergänglichkeit. Gewiß,
war es auch Mayrhofer, der nebst
Vog l , von dem weiter unten die Rede
sein wird, Schubert's Genius auf den
reichen Liederschatz des deutschen Volkes
lenkte, denn kein Lieder'Componist der
späteren Zeit entwickelt in dieser Richtung
eine so mannigfaltige und meist glück»
liche Auswahl, wie eben Schubert, in
dessen 3ieder>Verzeichniß wir kaum einen
nur einigermaßen bekannten Poeten jener
Tage vermissen. Wie aber Schubert's
Genius das Sangbare eines Liedes rasch
herausfand, dieß bezeugt seine reiche Aus»
wähl Goethe'scber Lieder, die in ihm
auch den musikalischen Dolmetsch fanden,
dem von Allen, welche Go et he'sche 3ie»
der bisher componirt haben — und ihre
v. Nu rzbach, biogr. Lerikon. XXXII. fWrdr. 40. März l876.)
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Volume 32
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schrötter-Schwicker
- Volume
- 32
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon